Meine Meinung

Norbert Wallner

Zukunftsfeld Bauernhof

Bundeskanzler Faymann hat kürzlich gemeint, die Lehrer könnten vielleicht doch ein paar Stunden mehr arbeiten. Die Islamische Glaubensgemeinschaft wünscht mehr Moscheen und Minarette in Österreich. Und einige SPÖ-Politiker unserer Bundesregierung vertreten die Ansicht, zur Budgetsanierung könnte man u. a. eine Grundsteuererhöhung ins Auge fassen, also die festgelegten Einheitswerte etwas anheben.
Wie viele von diesen derzeit heftig diskutierten Themen werden sich umsetzen lassen? Meine Vermutung: fast nichts. Am ehesten hat der Bau einiger zusätzlicher Moscheen eine Chance auf Realisierung.
Bei der Grundsteuer wird kaum etwas herauskommen, denn einen diesbezüglichen Eingriff fürchten die Bauern wie der Teufel das Weihwasser. Dementsprechend laut war der Aufschrei der Bauernfunktionäre. Die Grundsteuer A für die Landwirtschaft ist vergleichsweise gering, Franz Fischler bezeichnete sie vor Kurzem als „Bagatellsteuer“. Daran soll sich nichts ändern, fordert Bauernbundpräsident Fritz Grillitsch. Den Bauern sei eine Erhöhung nicht zumutbar, denn sie hätten im Vorjahr einen Einkommensrückgang von 28 Prozent gehabt, argumentiert er.
Landwirtschaftskammer-Präsident Gerhard Wlodkowski spricht sogar von einem drohenden „Bauernsterben“, sollte sich die Situation für die Landwirtschaft verschlechtern.
Informiert man sich im Grünen Bericht 2009, dem vom Lebensministerium herausgegebenen Bericht über die Situation der österreichischen Land- und Forstwirtschaft, stellt man fest: Ganz so schlecht geht es unseren Bauern nicht, großes Gejammer ist nicht gerechtfertigt, ist kontraproduktiv.
Allerdings sind vernünftige Rahmenbedingungen für die österreichische Landwirtschaft auf EU-Ebene wichtig. Ohne die Beibehaltung der Förderungen wird es nicht gehen. „Lebensmittel aus nachhaltiger Landwirtschaft und kleinere Betriebsgrößen müssen im agrarischen Welthandel anerkannt und in der europäischen Politik berücksichtigt werden“, schreibt Landwirtschaftsminister Niki Berlakovich im Grünen Bericht. Seine Agraroffensive „Zukunftsfeld Bauernhof“ soll vor allem auch Jungübernehmerinnen und Jungübernehmer unterstützen und ihnen Mut machen.
Die Agrarstruktur ist rückläufig: In Österreich wurden im Jahr 2007 insgesamt 187.034 land- und forstwirtschaftliche Betriebe bewirtschaftet. Die Zahl der Betriebe nahm gegenüber der letzten Agrarstrukturerhebung im Jahr 2005 um 2.557 bzw. 1,3 Prozent ab. Seit der letzten Vollerhebung im Jahr 1999 ist ein Rückgang um 30.474 Betriebe bzw. 14 Prozent zu verzeichnen.
Unter den Bundesländern ist Niederösterreich das größte Agrarland, gefolgt von der Steiermark und Oberösterreich.
Die österreichische Landwirtschaft ist klein strukturiert. Es besteht jedoch ein Trend zu größeren Betrieben: Wurde 1951 von einem Betrieb im Durchschnitt eine Gesamtfläche von 17,8 ha bewirtschaftet, so waren es 2007 schon 40,5 ha. Trotzdem ist die Zahl der Haupterwerbsbetriebe rückläufig, rund 60 Prozent der Betriebe werden im Nebenerwerb geführt.

Autor: Norbert Wallner

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