Mit Vorzügen ins Abseits

Wolfgang Moitzi besuchte im Wahlkampf über hundert Grillfeiern. Foto: KK
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  • hochgeladen von Stefan Verderber

Die Enttäuschung ist Wolfgang Moitzi auch zwei Tage nach dem - für ihn - bitteren Wahlsonntag noch deutlich anzuhören. Mit einem beherzten Wahlkampf hat er über 3.600 Vorzugsstimmen in der Region erobern können. Letztlich zuwenig für einen Einzug in den Nationalrat - dafür hätten es mindestens doppelt so viele sein müssen.
Damit stehen die Sozialdemokraten weitere fünf Jahre ohne einen Vertreter aus dem Murtal im Parlament da. Moitzi hat in den letzten Wochen Tausende Kilometer abgespult, Feste besucht, persönliche Gespräche absolviert, an über hundert Grillfeiern teilgenommen. Am Einsatz kann es also nicht gelegen haben. Woran dann? Da gehen die Meinungen der Experten auseinander. Einerseits sehen viele die Schuld für die starken Verluste von SPÖ und ÖVP in der Gemeindestrukturreform des Landes, andererseits könne man die Arbeiterschaft in der Obersteiermark nicht mehr erreichen, wie Landeshauptmann Franz Voves feststellte.
Bei ersterem Punkt hakt auch die steirische Gemeindeinitiative ein, die ob des Ergebnisses vom Sonntag den Rückenwind für die Fusionsgegner nutzen will. Die Sprecher Florian Taucher und Otmar Hiebaum forderten gar den Rücktritt von Franz Voves und seinem Vize Hermann Schützenhöfer: „Die Schuldenbrüder sollen den Weg freimachen für Nachfolger, die die Anliegen und Sorgen der Bevölkerung in den von Zwangsfusionen bedrohten Gemeinden verstehen.“ Sie sehen in den Verlusten für SPÖ und ÖVP eine Solidarisierung mit den Forderungen der Gemeindeinitiative.

Im Kernland gepunktet

Für viele Polit-Experten greift die Erklärung mit der Fusionskeule allerdings zu kurz - sie schreiben den Reformgegnern eine nur bedingte Gewichtung für die hohen Verluste der beiden ehemaligen Großparteien zu. Vielmehr habe die FPÖ vor allem von der Schwäche des BZÖ profitiert und das Team Stronach konnte im Kernland Steiermark enorm punkten.
Auch bei genauerem Hinsehen kann man kein eindeutiges Schema erkennen: Die ÖVP hat etwa in Teufenbach - das sich verbissen gegen eine Fusion mit Frojach-Katsch wehrt, mit 29 Prozentpunkten einen der größten Verluste des Landes hinnehmen müssen. Andererseits konnte die SPÖ in St. Anna am Lavantegg - wo die Bürger ebenfalls gegen eine Fusion mit Obdach gestimmt hatten - ihr fünftgrößtes Plus einfahren. Die FPÖ verbuchte ohnehin quer durch die Bank hohe Gewinne in allen Gemeinden der Region - am höchsten fielen diese dann doch bei den Fusionsgegnern in Bretstein und Flatschach aus.
Überdurchschnittlich stark ist auch das Team Stronach im Murtal angekommen: In beiden Bezirken gab es aus dem Stand über 8 Prozent der Stimmen. In ihrer Heimatgemeinde Kobenz konnte sich Frontfrau Waltraud Dietrich über ein zweistelliges Ergebnis freuen.
Damit sitzt sie nun mit Fritz Grillitsch (VP) und Wolfgang Zanger (FP) gemeinsam im Parlament und vertritt dort die Interessen der Murtaler. Eine Aufgabe, die sich auch Wolfgang Moitzi gewünscht hätte. Aufgeben ist für die Zukunftshoffnung der SP jedoch kein Thema - er bleibt zumindest noch ein Jahr Chef der Sozialistischen Jugend.

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