Neunkirchen
Die Sonntagszulage waren zwei Sterne Butter, acht Radel Wurst und vier Stück Brot

- Johann Lackner mit dem Buch über die Geschichte des Spitals, das eng mit seiner Person verknüpft ist.
- hochgeladen von Thomas Santrucek
BEZIRK NEUNKIRCHEN. Johann Lackner (80) und die Geschichte hinter den Treuegeldern für Bedienstete der Stadtgemeinde Neunkirchen.
Die Stadtgemeinde Neunkirchen möchte die Treuegelder für ehemalige Gemeinde-Mitarbeiter, die vor 1996 in den Gemeindedienst eintraten, streichen und erhofft sich dadurch jährliche Einsparungen von über 400.000 Euro. Ein Schritt, der nun zum Streit vor dem Arbeitsgericht führen soll. Mehr dazu erfahren Sie an dieser Stelle.
48 Stunden Arbeit und die Sonntag-Vergütung
Aber wie kam es überhaupt dazu, dass die Stadtgemeinde Treuegelder für "Gmoa-Mitarbeiter" ausbezahlte? Um das zu verstehen, muss man zurück in das Jahr 1958 schauen. Der heute 80-jährige Neunkirchner Johann Lackner wurde zu dieser Zeit der erste männliche Krankenpfleger im Krankenhaus Neunkirchen (das damals unter Gemeindehoheit stand). Die Bedingungen für Gemeinde-Mitarbeiter waren in den späten 50-er Jahren wesentlich schlechter als heute.
Lackner: "Wir hatten eine 48-Stunden-Woche und als Sonntagszulage gab's zwei Sterne Butter, acht Radel Wurst und vier Stück Brot."
Auch die Entlohnung machte eine Arbeit bei der Gemeinde in diesen Jahren nicht sonderlich attraktiv. "Es war ein Hungerlohn. Wir bekamen etwa die Hälfte weniger als Arbeiter im Schoeller-Werk oder bei der BU. Ich bekam 1.054 Schilling im Monat", so Lackner, der im Gemeindedienst zum Personalvertreter aufstieg.
Ein Anreiz zum Bleiben
Der 80-Jährige: "Die Leute arbeiteten bei der Gemeinde und sind nach zwei Monaten schon wieder gegangen, weil sie im Gemeindedienst so wenig verdient haben. Die Gewerkschaft vertrat die Auffassung, man müsse etwas tun, damit die Mitarbeiter bleiben." Das war die Geburtsstunde des Treuegeldes.
Lackner: "Es wurden uns zwölf oder 15 Schilling abgezogen und sind in einem Fonds gekommen. In den 70-er Jahren hat die Stadtgemeinde diese Summen übernommen. Dieses Geld haben wir mit Pensionsantritt ausbezahlt bekommen." Erst 1995 wurde laut Lackner entschieden, dass Gemeindemitarbeiter, die nach 1.1.1996 den Dienst aufnahmen, nicht mehr in den Genuss eines Treuegeldes kommen sollten.
Aus der Geschichte betrachtet eine Ungerechtigkeit
Dass die Stadtgemeinde die Treugelder nun für alle Personen gestrichen werden, hält Lackner für ungerecht. Vor allem, wenn er die Geschichte betrachtet, die zu diesen Zahlungen führte: "Wir haben uns diese Rechte erworben." Dass die, von der Stadtgemeinde kolportierten Summen von über 400.000 Euro Treugeld-Kosten pro Jahr stimmen, zweifelt Lackner an. "Wir sprechen von 50 bis 140 Euro pro Person im Monat und von vielleicht 320 Beziehern. Es werden ja immer weniger", so Lackner, der alleine von acht Verstorbenen im Vorjahr spricht, die Treugeld-Anspruch hatten.
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