Fortsetzungsroman
Geh hin, wo der Pfeffer wächst – Teil 13

Geh hin, wo der Pfeffer schrieb Erika Hager. | Foto: Verlag Bibliothek Provinz
  • Geh hin, wo der Pfeffer schrieb Erika Hager.
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  • hochgeladen von Thomas Santrucek

BEZIRK NEUNKIRCHEN. Fortsetzungsroman: Mit der Buchverkauf wird das Projekt "AIDS-Waisenkinder in Theni", Indien, unterstützt.

Es gibt zwar einen Kassettenrekorder, aber keine Walzermusik, außerdem regelmäßig Stromausfall. Die Tänzerinnen bringen Bollywood-Musik und dann geht es los. Es macht ihnen so viel Spaß, auch, weil sie einander in der Tanzhaltung berühren dürfen. Choreographisch entsteht ein buntes Tableau aus Bollywood-Bewegungen und Wiener Walzer-Schritten.
Die Wege hinaus aufs Land führen in eine fruchtbare, üppige Umgebung, wenn der Regen ausreichend war. Im Dezember wird der Reis zum zweiten Mal ausgesetzt, es reifen die Trauben, und die Kokospalmen ragen hoch über der Landschaft. Von diesen Bäumen ist alles verwertbar: Die Palmblätter für Dächer und Wände, die Stämme zum Bauen, die Kokosnuss und Kokosmilch zur Nahrung, die Schalen fürs Feuer, das Sisal für Teppiche und Seile. An den Häusern der Bauern, die Kardamom oder Kokospalmen besitzen, ist zu erkennen, dass sie wohlhabender sind als jene, die den Pfeffer ernten. Der Pfeffer wächst auf den Hügeln, wo es nachts kühler wird. Er klettert an schlanken Bäumen empor, kaum sichtbar in der Dunkelheit des Gestrüpps.
Viele der Schülerinnen kommen aus dem ländlichen Umfeld von Theni, ihre Eltern sind Bauern, Tagelöhner oder arbeiten in einem der vielen Läden und in kleinen Fabriken. Während der Schulzeit leben sie in Heimen, oft bis zu zwanzig in einem Raum. Für sie ist es ein Privileg, zur Schule gehen zu können und die »Higher Secondary School« abzuschließen. Trotzdem frage ich mich, was sie später tun werden, ob sie eine weiterführende Ausbildung genießen können, um Ärztinnen 
zu werden, wie viele von ihnen erträumen. Als ich sie darauf anspreche, steht ein Mädchen auf und sagt, sie möchte Sängerin werden. Mit geschlossenen Augen stimmt sie ein Lied an, das sie mit so viel Inbrunst singt, dass ihr Tränen herunter laufen. Am Ende weiß sie auch von den geringen Möglichkeiten, die Mädchen offen stehen und meint:
»Wenn ich es nicht schaffe, meiner Tochter wird es gelingen.«
Ein Jahr später erfahre ich, dass sie sich für eine Computer Ausbildung entschieden hat, mit der sie auch eine Arbeitsstelle finden kann. Sie ersucht eine Englischlehrerin, mich zu kontaktieren, um sie finanziell zu unterstützen. Doch ihr Vater verweigert jegliche Hilfe.
Es ist ungewiss, für wie viele Mädchen ausreichende Mittel vorhanden sein werden, in einer Gesellschaft, 
die Mädchen als Belastung sieht, weil die Eltern für sie eine Mitgift aufbringen müssen, um sie zu verheiraten. Das Leben von starken, unabhängigen Frauen, wie Arundathi Roy, Schriftstellerin (»The God of Small Things«) und politische Aktivistin, oder Vananda Shiva, Umweltaktivistin, finden mehr Beachtung außerhalb Indiens als im eigenen Land.

Sehen, Urteilen, Handeln – 2015

Nichts ist lauwarm auf diesem Subkontinent – das trifft auf das Klima ebenso zu wie auf menschliche Gefühle, Reaktionen und Handlungen. Was uns über die Medien erreicht und in alle Ecken der Welt vordringt, sind Berichte von brutalsten, grausamsten »gang-rapes« (Gruppenvergewaltigungen) und der alltäglichen Gewalt an Frauen. Worüber wir nichts erfahren, sind all die herzerwärmenden Taten, die versuchen, mensch­liches Leid zu lindern, wie in dem beeindruckenden Kinderprojekt »Reaching the Unreached«. In großen Lettern steht am Eingang zu lesen: »See, Judge, Act«, und genau das geschieht hier. Ab ihrem dritten Lebensjahr werden hier 950 Kinder betreut, bis sie mit einer abgeschlossenen Ausbildung auf eigenen Beinen stehen können. Es herrscht eine enge Zusammenarbeit mit dem Hospiz, wenn in Notsituationen spontane Hilfe für Kinder unter 3 Jahren gebraucht wird. Auch rasante Veränderungen durch die Globalisierung bringen Arbeitsmöglichkeiten für Frauen und damit die Hoffnung, unabhängig zu leben und eine Familie zu ernähren. Es wird dennoch eine Weile dauern, bis das in den Dörfern angekommen ist.
Eines gibt es aber jetzt schon : Schulbildung für Kinder, die von HIV betroffen sind, vielleicht sogar selbst den Virus tragen. Besonders für sie ist eine Schulbildung unbedingt notwendig. Sr. Anastasia von »Jeevan Jyothi Hospice« betreut im Bezirk Theni ein von mir finan­ziell unterstütztes Projekt (seit 2009), das Waisenkindern, vor allem Mädchen, ermöglicht, Schulbildung und Ausbildung zu bekommen. Die Väter sind oft an Aids verstorben, überlebende Mütter oder Großmütter kümmern sich um die Kinder, so dass sie im Familienverband aufwachsen können. Falls die Jugendlichen HIV positiv sind, werden sie mit den nötigen Medikamenten versorgt und natürlich mit Reis und Linsen.

Zur Sache
Geh hin, wo der Pfeffer wächst
Reisenotizen aus Nepal und Indien | A travelogue from Nepal and India
Erika Hager
ISBN: 978-3-99028-491-9
19 x 12 cm, 174 S
€ 18

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