Familienzeit
Familienberaterin aus Neusiedl am See im Interview
Der Alltag mit Nachwuchs stellt das bisherige Leben auf den Kopf, wir haben mit Familienberaterin Karin Leidenfrost aus Neusiedl am See über Herausforderungen im neuen Familien-Leben gesprochen.
NEUSIEDL AM SEE. Begonnen beim individuellen Erziehungsstil über das neue Leben als Eltern bis hin zu notwendigen Grenzen für Kinder berichtet Leidenfrost von ihrer langjährigen Erfahrung als Familienberaterin und selbst Mama von zwei Kindern.
Theorie und Praxis
Leidenfrost wohnt mit ihrem Mann und den beiden Kindern in Neusiedl am See. Als Familienberaterin begleitet und coacht sie Eltern von Babys bis Kinder im Volksschulalter zu den unterschiedlichsten Erziehungsfragen und Familienthemen.
"Da ich selbst Mama von zwei Kindern bin, weiß ich, wie anstrengend der Alltag mit Kindern sein kann. Mittlerweile weiß ich aber auch, dass das nicht so sein muss und wie man das Familienleben einfacher und schöner gestalten kann", verspricht die Neusiedlerin.
Sie bietet Beratungen und Workshops rund um die Themen Baby- und Kinderschlaf, bedürfnisorientiere Kindererziehung und erfüllte Elternschaft an sowie Eltern-Kind-Kreise im Familienzentrum Bruck an der Leitha.
Bedürfnisse aller Familienmitglieder respektieren
Dabei liegt ihr sehr am Herzen, dass sowohl die Kinder respektvoll behandelt werden, aber auch, dass es den Eltern gut geht und sie in ihrer Kraft sind. Der Irrglaube, dass Babys zu sehr verwöhnt werden können, halte sich leider immer noch. Dabei sei es für das Urvertrauen des Babys essentiell, dass seine Bedürfnisse wahrgenommen werden und auf diese eingegangen wird.
"In den ersten Monaten wird den Eltern viel abverlangt, wenig Schlaf, wenig Zeit für sich selbst und die eigenen Bedürfnisse hintangestellt. Doch das darf sich wieder ändern", empfiehlt Leidenfrost jedem Neo-Elternpaar.
Je älter das Kind wird, umso mehr dürfen auch die Bedürfnisse der Eltern wieder in den Vordergrund rücken. Vor allem die Mamas werden sehr gefordert: Der Körper muss sich nach der Geburt wieder erholen, das Stillen schmerzt, die Hormone spielen verrückt und dann ist da dieses kleine Wesen, das rund um die Uhr versorgt werden muss. Oft sind die Nächte anstrengend, das Baby weint viel und die Mama ist den ganzen Tag alleine mit dem Kind und fühlt sich einsam. Das kann schnell zu einer Überforderung oder sogar Depression führen, was aber völlig normal ist, erklärt Leidenfrost weiter und gibt Tipps, was Neo-Mamas machen können, um wieder in Kraft zu kommen:
- stückchenweise kleine Freiräume schaffen
- Gleichgesinnte, z.B. in Mama-Baby-Kreisen suchen
"Die perfekte Mama gibt es nicht! Das Wichtigste ist, dass das Kind spürt, dass es geliebt wird!"
- professionelle Unterstützung suchen
"Das ist kein Zeichen von Schwäche, sondern sehr wertvoll, das Mama-Sein so richtig genießen zu können!", so die Familienberaterin.
Kindern richtig Grenzen setzen
Für Leidenfrost ist es nicht sinnvoll, irgendwelche Grenzen zu ziehen und diese unbedingt durchzusetzen, aus Angst, das Kind mache sonst was es will. Es liege vielmehr in der Verantwortung als Eltern, die eigenen Grenzen zu kennen und klar zu kommunizieren. Genauso wichtig, wie die Grenzen der Kinder zu akzeptieren und zu wahren, "denn wie überall sind wir auch hier ihr Vorbild und sie lernen, dass sie 'Nein' sagen dürfen, was das Selbstvertrauen stärkt und zur Gewalt- und Missbrauchsprävention beiträgt". Als einzige Ausnahme nennt die Familienberaterin Situationen, in denen es um die Sicherheit der Kinder geht, da müsse eingeschritten werden. Und Kinder würden grundsätzlich kooperieren wollen, auch wenn es oft nicht so aussieht. Die Kooperationsbereitschaft sinke jedoch, wenn das Kind müde oder überfordert ist, oder schlichtweg nicht weiß, wie es kooperieren kann. Was Eltern tun können um einen Machtkampf zu vermeiden:
- Vorbild sein und selbst Kompromisse eingehen
- genug Zeit einplanen und das Kind auf das vorbereiten, was passiert
- Geduld mit dem Kind haben
- das Kind, wo es möglich ist, selbst entscheiden lassen (ohne die Verantwortung dabei abzugeben), damit es sich gesehen und wertgeschätzt fühlt
- kreativ und spielerisch werden (z. B. hilft das Lieblings-Stofftier beim Zähneputzen)
- Alternativen anbieten (z. B. andere Jacke, wenn diese gerade nicht gemocht wird)
"Wichtig beim Setzen von Grenzen ist die eigene innere Klarheit (das Kind spürt jegliche Unsicherheit), dass es auch mal Ausnahmen geben darf und positiv formulierte Ich-Sätze, zum Beispiel 'Ich möchte, dass der Löffel auf dem Tisch bleibt!'. Eltern müssen stets auch gut für sich selbst sorgen, denn wenn es Mama/Papa gut geht, haben sie auch mehr Geduld in herausfordernden Situationen", so Leidenfrost abschließend.
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