Gesundheit
"Benefit der Imfpung ist höher als Risiko" (mit Video)
Interview im näherdran.tv Studio: Christian Fohringer, Medizinischer Leiter von Notruf NÖ, über Impfungen, Nachschub und die Glaskugel.
NÖ. "Ist es normal, dass Impfstoffe nach so kurzer Zeit schon zugelassen werden", will die 24-jährige Caroline S. wissen. Raimund H. stellt die Frage: "Wann wird die breite Masse geimpft?". Diese und weitere Fragen wurden von Dr. Christian Fohringer, Medizinischer Leiter von Notruf NÖ, beantwortet, der im näherdran-Studio der Bezirksblätter NÖ Platz genommen hat.
Verwaltung funktioniert
85 Prozent der Niederösterreicher warten auf eine Impfung, elf Prozent haben die erste und vier Prozent die zweite Dosis erhalten.
Damit liegt man zwar national gesehen an erster Stelle, blickt man jedoch in die Türkei, dann ist man dort schon weiter, wie Professor Robert Müller-Török, der Information Management und E-Government an der Hochschule für öffentliche Verwaltung und Finanzen in Ludwigsburg (Baden-Württemberg) lehrt, erklärt. Er erschrickt jedoch, wenn er den Impf-Tracker der Financial Times betrachtet:
"Länder wie die Türkei und Ungarn liegen deutlich vor Österreich und Deutschland".
Daher stellt er die Frage: "Was machen wir falsch?" Die Antwort darauf kommt prompt: "Die Türkei hat andere Möglichkeiten genützt, sie greift auf Impfstoffe zu, die aus China oder Indien kommen", so Fohringer, dass alles was nach Österreich kommt, verimpft wird. Das Problem liege nicht an der Verwaltung sondern vielmehr am Vorhandensein des zugelassenen Impfstoffes.
Hier gibt's das ganze Interview zum Nachschauen
"Breite Masse wird schon geimpft"
Grundsätzlich sei man beim Impfen bei der breiten Masse angekommen:
"Wir impfen derzeit schon Personen ab 72 Jahren, bei zunehmender Impfstoffzufuhr wird die Altersgrenze sukzessive nach unten gehen. Wann wir fertig sein werden, ist ein Blick in die Glaskugel",
fügt der Mediziner hinzu. "Je mehr Impfstoff kommt, umso schneller werden wir durch sein".
Vorteil von Indien, Problem von Europa?
Indien hat die größte Impfstoffproduktion der Welt, weiß Müller-Török. Dort hat man Priorität auf den eigenen Markt gelegt und die Großbritannien versprochenen Astra Zeneca Dosen nicht geliefert.
Dass wir in Europa keine echte eigene Produktion haben, sieht er problematisch:
"Wir sollten lernen, innerhalb der EU eine solche aufzubauen, mit allen Schwierigkeiten mit allen Kosten. Ich denke das ist notwendig, es wird nicht die letzte Pandemie gewesen sein ...",
so der Professor. Konter kommt von Fohringer, der dieser Aussage "ein wenig widersprechen muss. Alles was von Pfizer/Biontech produzidert und in Europa verimpft wird, wird auch hier produziert", ebenso stehe es um den Impfstoff Astra Zeneca: "Andere Chargen anderer Produtkionsstandorte werden gar nicht für die Verimpfung in Europa zugelassen", so der medizinische Leiter von Notruf NÖ.
Nebenwirkungen als Impfreaktion
Stichwort Astra Zeneca:
"Man liest nur immer von Nebenwirkungen bei diesem Impfstoff, nicht aber bei den anderen?",
zeigt Bezirksblätter-Leserin Caroline auf. "Natürlich gibt es bei allen Impfungen Nebenwirkungen, auch bei Pfizer gibt es ähnliche thromboembolische Ereignisse in ganz geringer Zahl, wie sie auch bei Astra Zeneca aufgetreten sind", erklärt Fohringer, der jedoch betont, dass "der Benefit der Impfung gegenüber dem Risiko überwiegt".
Ab in den Süden
Thema Digitaler Impfpass: Hier führt Professor Alexander Prosser (WU Wien, Produktionsmanagement und Logistik) aus, dass man neben der digitalen Signatur und Authentisierung auch eine entsprechende Prüf-App benötige. Aber sich auch mit dem Thema Fälschung auseinandersetzen müsse. Die Herausforderung sein, europaweit oder weltweit einen Standard zu etablieren, um einen digitalen und fälschungssicheren Impfnachweis für alle Personen, die geimpft sind, zu ermöglichen.
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