"Leben am Limit"
Menschen in NÖ leben teils von nur 4,50 Euro am Tag
Armut ist ein Thema, das oft im Verborgenen bleibt, doch die Realität vieler Menschen in Niederösterreich zeigt, dass es eine dringende Angelegenheit ist, die nicht ignoriert werden kann. Von steigenden Mietpreisen bis hin zu den Herausforderungen beim Zugang zu erschwinglichen Lebensmitteln - die Bewohnerinnen und Bewohner der Region stehen vor vielfältigen Schwierigkeiten, die ihre Lebensqualität erheblich beeinträchtigen.
NÖ. Mit unserer Serie "Leben am Limit" rücken wir die Auswirkungen von Armut in den Fokus. Hier sind einige Geschichten von Personen, die von Armut betroffen sind, und wie sie versuchen, mit ihrer Situation umzugehen.
Der Extremfall: Nur 4,50 Euro am Tag zur Verfügung
Unsere Interviewpartnerin aus dem Bezirk Horn sitzt in ihrer bescheidenen Küche und teilt ihre Erfahrungen mit dem Leben am Rande der Armut. Für sie ist das tägliche Budget von 4,50 € eine harte Realität geworden, die sie mit Entschlossenheit und einem gewissen Maß an Optimismus zu bewältigen versucht. "Eigentlich habe ich nie wirklich extrem sparen müssen", beginnt sie. "Aber in letzter Zeit ist es finanziell sehr eng geworden." Sie berichtet von unvorhergesehenen Ausgaben, wie einer kaputten Waschmaschine, einem defekten Kühlschrank und einem Auto, das dringend repariert werden muss. Diese unerwarteten Belastungen haben sie in eine finanzielle Schieflage gebracht, aus der sie keinen Ausweg zu sehen scheint.
"Mein Einkommen hat sich nicht verändert, aber die Ausgaben sind nicht mehr abzudecken",
erklärt sie. "Nur beim Essen kann ich mich einschränken – das mach ich extrem." Mit einer Mischung aus Pragmatismus und Kreativität versucht sie, ihre tägliche Nahrung zu planen und dabei so sparsam wie möglich zu sein.
"Obwohl ich gerne Fleisch esse, kann ich es mir nicht mehr leisten", gesteht sie.
"Bin so unbeabsichtigt zum Vegetarier geworden, ist billiger."
Ihre Mahlzeiten bestehen aus preiswerten Grundnahrungsmitteln wie Hausbrot, Toastbrot, Butter oder Margarine (nur wenn im Angebot), billigem Gemüse und Hülsenfrüchten aus der Dose. Sie improvisiert mit Gewürzen wie Sojasoße oder Maggi, um ihren Mahlzeiten Geschmack zu verleihen.
"Es ist alles bisserl ungesund, weiß ich", sagt sie nachdenklich.
"Aber ich bin nicht unglücklich, auch wenn's hart ist."
Trotz der finanziellen Herausforderungen bleibt sie optimistisch und versucht, das Beste aus ihrer Situation zu machen. Ihr Lächeln zeigt eine gewisse Entschlossenheit und Standhaftigkeit inmitten der Widrigkeiten des Lebens.
Herta K.: Ein Leben im Wandel
Herta K. aus dem Bezirk Zwettl teilt ihre Erfahrung mit den steigenden Mietpreisen, die sie gezwungen haben, ihre Wohnung aufzugeben. Trotz des Verlusts ihrer Unabhängigkeit zieht sie zu ihrer Schwester, um ihre Lebenshaltungskosten zu senken. Für viele, die mit ähnlichen finanziellen Herausforderungen konfrontiert sind, ist das Zusammenrücken mit Familienmitgliedern eine Notwendigkeit geworden, um zu überleben:
"Ich ziehe in das Haus meiner Schwester. Ihre Kinder sind erwachsen und sie hat Platz für eine Mädels-WG. Zwar gebe ich so meine Unabhängigkeit auf, aber ich werde wesentlich weniger Lebenshaltungskosten haben. Die Devise ist also: Zusammenrücken."
Marion: Eine Familie kämpft gegen die Kälte
Marion, eine zweifache Mutter, schildert ihre Herausforderungen mit einer unzureichenden Heizung in ihrer Wohnung und den hohen Stromkosten, die trotzdem nicht ausreichen, um ihre Familie warm zu halten. Die Entscheidung, in eine ungeeignete Wohnung zu ziehen, hat zu finanziellen Belastungen geführt, die sie kaum bewältigen kann. "Allein im Jänner lag die Stromrechnung über 1000 Euro. Und trotzdem war die Wohnung nicht warm und es bildete sich Schimmel." Die Familie kann erst nach drei Monaten vertragsgemäß aus der Wohnung raus, will aber im Schimmel und mit teuren Heizkosten nicht leben. So kehrte sie in ihre alte Wohnung zurück, mit der Folge, dass Miete und Strom- und Internetkosten doppelt gezahlt werden müssen.
"Das ging sich nicht aus, obwohl ich Ende des Monats schon gehungert habe um die Kinder zu ernähren. Und wir mussten auf einen Konsumkredit ausweichen."
Tanja: Der Kampf einer alleinerziehenden Mutter
Tanja, eine alleinerziehende Mutter, spricht über die Herausforderungen, die sich trotz eines besser bezahlten Jobs ergeben haben. Die steigenden Mietkosten und die hohen Ausgaben für Lebensmittel und Kinderbetreuung machen es schwer, über die Runden zu kommen.
"Es hat sich nicht viel verändert. Ich habe zwar einen besser bezahlten Job gefunden, andererseits mussten wir in eine größere Wohnung ziehen, deren Miete ist jetzt doppelt so hoch. Die Energiepreise spüren wir nicht mehr so deutlich, weil die Förderungen diese doch abfedern."
Alles zu unserer Serie "Leben am Limit" findest du hier
Das könnte dich auch interessieren:
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.