Karriere
Vom Schnitzelkoch zum Juristen
Rechtsanwaltsanwärter Michael Sedlacek über das Quälen von Menschen, einem Gerichtssaal, in dem man eine Stecknadel fallen hört und einen Schnitzel-Food-Truck.
ZENTRALRAUM NÖ. Man hat sein Leben gelebt, Erfolge eingefahren, Kinder groß gezogen und auf vieles verzichtet, um sich auch in der Pension noch etwas gönnen zu können. Wenn man dann jedoch feststellt, dass man die täglichen Dinge nicht mehr alleine schafft und sich in fremde Hände begeben muss, dann hat man dennoch das Recht, liebevoll und wertschätzend betreut zu werden. So erging es aber nicht allen Personen im Clementinum – die Bezirskblätter haben über den Pflegeskandal berichtet.
"Der Aufgabenbereich der Pflege wird unterschätzt, die Personaldecke ist zu dünn
", meint Michael Sedlacek, seines Zeichens Rechtsanwaltsanwärter. Und das wurde ihm durch eben diesen Fall bewusster denn je. Er war als Opfervertreter in die Causa involviert. Als er den Akt das erste Mal in den Händen gehalten hat, konnte er nur mit dem Kopf schütteln.
"Es ist nicht nachvollziehbar, auf welche Weise diese Menschen gequält worden sind"
, sagt der 37-Jährige.
Und plötzlich war's leise
Die zu Pflegenden konnten nicht aussagen, viele Personen wurden im Umfeld befragt. Aussagen sind Aussagen, aber "wenn man den Whats-App-Chat schwarz auf weiß gesehen hat ... der wurde übrigens auch im Gerichtssaal vorgelesen ... da wurde es ganz leise", so der Jurist. "Es war verachtend." Es ist ihm aber wichtig festzuhalten, dass der Großteil des Pflegepersonals sehr gewissenhaft und wertschätzend agiert.
Beruf in die Wiege gelegt
Als ehemaliger Notfallsanitäter beim Roten Kreuz und heutiger Bezirksstellenleiter in Lilienfeld hat er im Rahmen seines Dienstes Menschen auf dem Weg ins Spital betreut. Dass er irgendwann den Weg des Rechtsanwaltes einschlägt, war bei ihm klar und sozusagen in die Wiege gelgt. Schon als Bub hat er seinem Vater, dem ersten Staatsanwalt und Mediensprecher, über die Schulter geschaut. Fälle, wie die Gasexplosion in Wilhelmsburg, Pumpgun Ronnie, der Räuber mit der Ronald Reagan-Maske oder auch der Fall Fritzl hat er miterlebt.
Doch nicht gleich trat er in die Fußstapfen. Im Gegenteil. Das Gymnasium hat der heutige, dreifache Vater zwar abgeschlossen, die Matura aber nicht. Mit einem Verkaufsanhänger, wo er gemeinsam mit seiner Gattin Schnitzel verkaufte, tingelte er im Umkreis von Lilienfeld herum.
"Heute würde man dazu wahrscheinlich Food Truck sagen",
lacht er. Acht Jahre lang war Sedlacek damals selbständig, die Matura holte er durch eine Externistenprüfung nach, studierte nebenbei und wusste, dass, wenn das Studium abgeschlossen ist, er nicht mehr im Schnitzelwagen stehen wird. Gedacht, getan – der Food Truck wurde verkauft. Schnitzel gibt's aber bei den Sedlaceks noch immer.
Zur Person:
Michael Sedlacek ist 37 Jahre, wohnt in Traisen, ist verheiratet und hat drei Kinder. 2002 hat er eine Ausbildung zum Notfallsanitäter gemacht, 2015 mit dem Studium der Rechtswissenschaften an der Johannes Kepler Universität in Linz begonnen, um dieses 2018 abzuschließen. Danach folgte ein Aufbaustudiengang Medizinrecht an der gleichen Uni in Linz, der eine Kooperation mit der MedAk/Ärztekammer OÖ ist. Sein Gerichtsjahr machte er 2018/2019 am Bezirks-, Landesgericht und der Staatsanwaltschaft in St. Pölten. Seit 2019 ist Michael Sedlacek Rechtsanwaltsanwärter in der Kanzlei Hintermeier Brandstätter Engelbrecht Rechtsanwälte in St. Pölten.
Seine Tätigkeitsschwerpunkte sind: allgemeines Zivilrecht, Strafrecht, Medizinrecht, sein besonderes Interesse gilt dem Medizinrecht (insb. Recht der Notfallmedizin) und der Strafverteidigung.
Hier geht's zu den Beiträgen: Pflegeskandal Clementinum
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