Coronakrise: Japan mit Modell Schweden aber geringerer Sterblichkeit

- hochgeladen von Dr. Peter F. Mayer
Mit nur 321 Todesfällen (per 25.4.; siehe zweite Grafik unten) bei 126 Millionen Einwohnern liegt das asiatische Inselreich am unteren Ende der Sterblichkeitsrate durch das Coronavirus. Mit 3 Todesfällen pro Million Einwohnern, liegt es gleichauf mit der Slowakei, hat aber wesentlich liberalere Maßnahmen verfügt, etwa so wie Schweden. Jishuku - die Kunst der Selbstbeschränkung - dazu werden die Japaner von der Regierung des konservativen Ministerpräsidenten Shinzo Abe aufgerufen.
Ähnlich wie in Schweden wird dem Vorgehen von Ländern, die harte Lockdowns verfügt haben, mit einigem Misstrauen gegenüber getreten. Die internationale Presse, aber auch viele japanische Medien schauen der Regierung genau auf die Finger um Fälschungen oder Vertuschung aufzudecken. bislang ohne Ergebnis. Und die guten Ergebnisse setzen sich fort obwohl seit rund einem Monat in europäischen Medien prophezeit wird: "Das Schlimmste hat Japan erst noch vor sich." Eingetreten ist es bisher noch nicht.
Schwierige politische Situation
Dazu kommt, dass Japan schon im Vorjahr schwache Wirtschaftsdaten zu beklagen hatte. Im vierten Quartal gab es sogar einen Rückgang. Zwischen dem Premier Abe und der Gouverneurin Yuriko Koike, der mit 37 Millionen Bewohnern größten Präfektur des Landes, gibt es Streit. Koike war ursprünglich ebenso wie Abe Mitglied der regierenden Liberalen Partei hat sich aber abgespalten.
Tokyo ist die am stärksten betroffene Präfektur und Koike hat die Bewohner gestern vor dem kommenden 'Goldenen Wochenende' zu besonders striktem Jishuku aufgefordert, am besten einfach zu Hause bleiben. Das 'Goldene Wochenende' dauert in der Regel eine ganze Woche und ist die heftigste Reisezeit des ganzen Jahres.
Geringe Zahl von Intensivbetten
China, Japan und die Slowakei haben eines gemeinsam, nämlich die Zahl von 3 Todesfällen pro Million Einwohnern. Japan hat in starkem Gegensatz zu den anderen beiden Ländern ein ähnliches Modell verfolgt wie Schweden, plus die seit jeher bestehende Verwendung von Masken. Japan hatte aber seinen ersten dokumentierten Fall am 10. Jänner, als ein chinesischer Staatsbürger nach einer Krankenhauseinweisung positiv getestet wurde. Japan besuchen sehr viele chinesische Touristen.
In den dicht besiedelten Gebieten balanciert die Regierung auf einem schmalen Grat. Japan hat lediglich 6 Intensivbetten pro 100.000 Einwohner und daher wenig Reserven, obwohl gibt es nur 287 kritische Fälle gibt (siehe 2. Grafik unten). Deutschland hat 33 Intensivbetten pro 100.000 Einwohnern, Österreich 29.
Im Gegensatz dazu ist das in Japan offenbar nicht nötig. Es sind fast 29% der Bevölkerung älter als 65 Jahre, werden noch bedeutend älter und das gesund. Immerhin sind 73.000 Menschen älter als 100 Jahre und 2,3 Millionen zwischen 90 und 99. Wenn sie sterben, dann an Altersschwäche. Das scheint sich auch durch das Coronavirus nicht geändert zu haben.
Gesunde Senioren
Das ist auch der Hauptgrund, warum bis zum heutigen Tag eben nur 321 Todesfälle zu verzeichnen sind. Bekanntlich haben 99% der weltweiten Todesfälle eine oder mehrere Vorerkrankungen wie Übergewicht, Bluthochdruck, Diabetes, Krebs oder Herzprobleme. Das Durchschnittsalter der Todesfälle liegt bei oder über 80. Kinder entwickeln bei einer Infektion mit dem Coronavirus im Gegensatz zur Influenza kaum Symptome und sind auch nur wenig ansteckend.
Warum die japanischen Senioren so gesund sind habe ich versucht hier zu erklären:
Warum Japan so wenige Erkrankungen vom Coronavirus hat
Japan: zweite Corona Welle schwächer als erste
Rückgang der Fallzahlen
Wie die Grafik oben zeigt, verzeichnet Japan einen Rückgang der Fallzahlen, wie das auch in Europa zu beobachten ist. Gut möglich, dass dies der wärmeren Jahreszeit und stärkerer für Viren tödlicher UV-Strahlung geschuldet ist. Jedenfalls scheinen die getroffenen Maßnahmen relativ geringen Einfluss darauf zu haben.
Im Vergleich zu Schweden hat Japan, wenn auch ähnlich lockere Maßnahmen, aber doch eine weit geringere Sterblichkeit, die aber auch in Schweden zurückgeht, wie die dritte Grafik unten zeigt.
Schweden hatte aber sein Altenheime nicht ausreichend geschützt und vor allem das Personal, das zum großen Teil der schwedischen Sprache nicht ausreichend mächtig ist, nicht gut informiert. Auch in den Stockholmer Vierteln mit hohen Armutsanteilen, grassiert das Virus stärker als anderswo.
Schweden: Epidemie geht ohne Lockdown zu Ende
Vorerkrankungen erhöhen das Risiko bei Coronavirus Infektion deutlich
Studien von ETH und RKI zeigen: Lockdown war überflüssig



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