Gastro in NÖ
Würstlstände als Weltkulturerbe und harte Schule
Die Zahl der Imbissstände ist in Niederösterreich in den letzten 20 Jahren gestiegen, für viele ist es der Einstieg in die Gastro-Branche.
BEZIRK MÖDLING. "Im Herzen dieser Stadt, da steht ein Würstlstand..." sangen schon die EAV in ihrer Hymne auf des Österreichers liebsten Nahversorger in Sachen Heißhunger. Fast 200 Würstlstände gibt es etwa allein in Wien, dort haben sich nun 35 davon zusammengeschlossen und fordern den UNESCO-Weltkulturerbestatus für den Wiener Würstlstand. Doch wie ist es um die Würstlstände in Niederösterreich bestellt?
Zahl gestiegen
In der NÖ-Gastro werden "klassische" Würstlstände und andere Getränke-, und Imbissstände, von der Pizzaschnitte bis zum Kebap, zusammengefasst. Wieviele traditionelle "Würstler", die sich auf Käsekrainer, Burenhaut und Co. spezialisiert haben, es im Land gibt, lässt sich also nicht genau beziffern, interessant ist aber: In den letzten 20 Jahren hat die Zahl der Imbissstände insgesamt zugenommen. Waren es im Jahr 2004 noch 881 in ganz Niederösterreich, so sind es aktuell 1.121.
Mehr Regionalität
Läßt dies darauf schließen, dass einen Trend zu "schnell und günstig" gab, dem auch die coronabedingte Gastro-Krise nichts anhaben konnte? Walter Schmalwieser, in der Wirtschaftskammer Niederösterreich Geschäftsführer der Sparte Tourismus und Freizeitwirtschaft, sieht dies nicht unbedingt so:
"Die Herausforderungen in diesem Segment sind ähnlich wie in der herkömmlichen Gastronomie: diverse Kostensteigerungen in allen Bereichen, Verschlechterung der Margen und hohe Provisionen im Fall der Kooperation mit Lieferdiensten",
so Schmalwieser.
So unterschiedlich die Herausforderungen an die Standler sind, so unterschiedlich ist auch das Qualitätsniveau, das kann vom schnellen Billig-Imbiss bis zum "Gourmet-Würstlstand" reichen. Denn während der Fleischkonsum insgesamt leicht rückläufig ist (österreichweit sank der pro Kopf-Konsum laut Landwirtschaftskammer im Zeitraum 2012-2022 von 238 auf 227kg) wird mehr Wert auf Qualität gelegt. Das weiß auch Wiesbauer-Geschäftsführer Thomas Schmiedbauer, dessen Unternehmen Wiesbauer Gourmet mit Sitz in Sitzenberg-Reidling, rund 2.500 Kunden in der Spitzgengastronomie beliefert, von der Hotellerie bis eben hin zum Würstlstand.
"Zwar ist der Fleischkonsum insgesamt rückläufig, jedoch zeigt sich, dass verstärkt der Genuss im Mittelpunkt steht und auch an den Würstelständen Produkte nachgefragt werden, die mit herausragendem Geschmack und Qualität punkten. Die Absatzmengen liegen sogar leicht über Vor-Corona-Niveau",
so Schmiedbauer.
Generell gelte laut Schmiedbauer auch bei den Würstlständen: "Wie bei allen Lebensmitteln geht auch bei Fleisch und Wurst der Trend verstärkt hin zu heimischen bzw. regionalen Produkten." Dieser Trend setzt sich dann auch in der allgemeinen Gastronomie durch, die zahlreiche Unternehmer als nächsten Schritt nach dem Betreiben eines Würstlstandes in Angriff nehmen würden, wie Walter Schmalwieser von der Wirtschaftskammer betont: "Das Betreiben eines Imbissstandes ist ein freies Gastgewerbe, es ist kein Befähigungsnachweis erforderlich, es gibt jedoch gewerberechtliche Einschränkungen, wie zB. max. acht Verabreichungsplätze. Was wir beobachten, ist, dass dieses freie Gastgewerbe dann oft als Einstieg in die Branche dient."
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