Gastkommentar von Bischof Scheuer
Erwartungen im längstmöglichen Advent

Bischof Manfred Scheuer: "Wenn wir erwarten, dass Gott uns zu Weihnachten in Gestalt eines kleinen Kindes begegnet, dann dürfen wir auch erwarten, dass Gott in unser Leben oft kleiner und unscheinbarer eintritt, als wir uns das denken." | Foto: Diözese Linz/Hermann Wakolbinger
  • Bischof Manfred Scheuer: "Wenn wir erwarten, dass Gott uns zu Weihnachten in Gestalt eines kleinen Kindes begegnet, dann dürfen wir auch erwarten, dass Gott in unser Leben oft kleiner und unscheinbarer eintritt, als wir uns das denken."
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Wir haben heuer den längstmöglichen Advent. Das hat heutzutage nicht mehr so viel Bedeutung wie früher, als der Advent von vielen Menschen auch als Fastenzeit begangen wurde. Aber dennoch wird mit dem Entzünden der ersten Adventkranzkerze das Warten auf Weihnachten gerade bei Kindern noch eine Spur länger.

Warten empfinden manche als Zumutung und als vertane, weil unproduktive Zeit. Der Advent ist, wie wohl die meisten empfinden, definitiv keine Wartezeit, in der Zeit totgeschlagen wird. Er ist eine Zeit der Er-Wartung. Das ist ein großer Unterschied. Erwartungen haben wir alle: an die Familienmitglieder, an Freundschaften, an die Politik usw. In den oft unausgesprochenen Erwartungen spiegeln sich unsere tiefen Wünsche und Sehnsüchte wider. Aber wir wissen auch nur zu gut: Enttäuschte Erwartungen, überzogene Erwartungshaltungen belasten Beziehungen, untergraben das Vertrauen in Institutionen.

Erwartung der göttlichen Nähe

Erwartung hat eine wichtige religiöse Dimension. In der Bibel begegnet uns die Erwartung, dass Gott rettend und segnend in das Leben der Menschen eingreift. Es ist der Glaube der Christinnen und Christen, dass Gott in Jesus diese Erwartungen eingelöst hat. Das wird zu Weihnachten gefeiert. Jesus hat in seinem Handeln und seinen Worten, in seinen mutmachenden Haltungen und Zuwendungen die Nähe Gottes erfahrbar gemacht. Die Erzählung von der Geburt Jesu, die ganz bewusst die ärmlichen Bedingungen (Stall, Futtertrog, Hirten als Zeugen der Geburt) in den Vordergrund stellt, sagt etwas über die Qualität der Erwartung der göttlichen Nähe aus:

Gott begegnet uns, wo wir es nicht erwarten

Wenn wir erwarten, dass Gott uns zu Weihnachten in Gestalt eines kleinen Kindes begegnet, dann dürfen wir auch erwarten, dass Gott in unser Leben oft kleiner und unscheinbarer eintritt, als wir uns das denken. Er begegnet uns in Situationen und durch Menschen, wo wir das nicht erwarten würden. Und er ermutigt uns – gerade auch zu Weihnachten –, uns auf neue Anfänge einzulassen. Solche neuen Anfänge sind möglich, wenn wir lernen, uns mit den Augen Gottes zu sehen. Solche Anfänge sind möglich, wenn wir in jedem Ende nach dem neuen Anfang suchen. „Gott überrascht uns immer. Verschließen wir uns nicht dem Neuen, das er in unser Leben bringen will.“ (Papst Franziskus)

Manfred Scheuer, Bischof von Linz

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