"Aufschrei der Notärzte" in Oberösterreich
Diskussion um Sanitäter-Ausbildung & Rettungsfahrzeuge

In einem VW T6 als Rettungswagen kann derPatient von seiner rechten Seite aus nicht versorgt werden kann. | Foto: ÖRK
  • In einem VW T6 als Rettungswagen kann derPatient von seiner rechten Seite aus nicht versorgt werden kann.
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Die unabhängige SanitäterInnen-Bewegung "Pro RettungsDienst Österreich" macht auf einen "Aufschrei der oberösterreichischen Notärzte" aufmerksam und unterstützt die Forderungen in deren Positionspapier, welches von Land OÖ und Rotem Kreuz Reformen fordert.

OÖ. Das Positionspapier der Interessensgemeinschaft Notärztinnen und Notärzte OÖ (INO) sei dem OÖ. Roten Kreuz bekannt, heißt es von dort. Allerdings habe man das Positionspapier nie direkt von der Interessensgemeinschaft erhalten, und es habe auch sonst keine Kontaktaufnahme stattgefunden. Bestmögliche Qualität sicherzustellen, sei ein Ziel, das das OÖ. Rote Kreuz permanent beschäftige: "Um optimale Lösungen zu erarbeiten, beziehen wir die Meinungen von Auftraggebern und Fachexperten wie Chefarzt, Notärzte, Sanitäter, externe Fachleute und Fachgesellschaften laufend ein und entwickeln uns so ständig weiter."
Aus dem 19-seitigen Positionspapier hebt die SanitäterInnen-Bewegung "ProRettungsDienst Österreich" vor allem folgende Forderungen hervor:

Schulung des Rettungsdienst-Personals

So solle das entsendete Rettungsdienst-Personal – wie in anderen Ländern Europas bereits üblich – über eine Ausbildung zumindest zum Notfallsanitäter/zur Notfallsanitäterin mit Notfallkompetenz verfügen: "Denn durch geschultere, rettungsfitte Sanitäter:Innen mit Intubationskompetenz und der Möglichkeit, in bestimmten Fällen definierte Medikamente auch ohne Notarzt verabreichen zu können, kann eine deutliche Reduktion der Notarzt-Entsendung erzielt werden. In Anlehnung an das bewährte Crew Ressource Management-Konzept aus der Flugrettung werden darüber hinaus für alle im Bereich der bodengebundenen Rettungs- und Notfallmedizin tätigen Menschen Schulungen im Bereich Kooperation, Führungsfähigkeit und Entscheidungsfindung im Einsatz gefordert."
Von Seiten des Roten Kreuzes heißt es dazu: "Wir starteten eine Ausbildungsoffensive. Diese umfasst jährlich 100 Ausbildungsplätze für Notfallsanitäter und ab dem nächsten Jahr 170 Plätze für die weiterführende Ausbildung der Notfallkompetenzen. Crew Ressource Management (CRM) ist schon immer in der Ausbildung zum Rettungssanitäter verankert. Um darauf noch intensiver eingehen zu können, werden aktuell eigene CRM Trainer ausgebildet. Ab dem kommenden Jahr wird auf diesem Bereich ein noch größerer Fokus gelegt."
Davon abgesehen erfülle das derzeitige Verbundsystem, beginnend bei Notärzten bis hin zu Notfall- und Rettungssanitätern sowie First Respondern alle gesetzlichen Vorgaben (Landesrettungsgesetz, Sanitätergesetz, ...) und werde in Abstimmung mit den Auftraggebern (Land, Städte und Gemeinden sowie Sozialversicherungsträgern) ständig weiterentwickelt: "Dafür wurde mit dem Land OÖ eine Zielvereinbarung erarbeitet und in Kraft gesetzt."

Forderungen bezüglich Rettungswagen

Ebenso gefordert wird eine funktionale und technische Trennung zwischen Krankentransport- und Rettungswagen. Die Rettungswagen sollen mit NotfallsanitäterInnen besetzt werden und sich in der Größe von den bisher verwendeten VW T6 abheben. Eine ausreichende Versorgung des Patienten in den kleinen Einsatzwagen sei nicht gewährleistet, da der Patient von seiner rechten Seite aus nicht versorgt werden kann: "Eine Mitteltrage und fast 360 Grad Zugang zum Patienten stellen state-of-the-art dar."
Die Antwort des Roten Kreuzes darauf: "Eine Entwicklungsoffensive bei Fahrzeugen und Ausstattung ist schon seit längerem in Arbeit. Ein Beispiel dafür ist das Interhospitaltransportsystem, bestehend aus Spezialfahrzeugen an fünf Standorten und entsprechend ausgebildeten Mitarbeiter:innen", geht man auch auf eine andere Forderung im Positionspapier der Interessensgemeinschaft Notärztinnen und Notärzte OÖ (INO) ein:
ein flächendeckendes, vom primären Notarztdienst entkoppeltes System des Interhospitaltransfers. Dieses solle verhindern, dass notärztliche Ressourcen für Interhospitaltransporte gebunden werden und es dadurch zu einer notärztlichen Unterversorgung komme. Zudem solle der Einsatz der Ressource Notarzt reduziert werden: "Überall dort, wo keine offensichtliche Störung von Vitalfunktionen vorliegt, oder wo unzweifelhaft keine lebensrettenden Sofortmaßnahmen mehr indiziert sind, wird eine notärztliche Intervention als unnötig angesehen", heißt es von Seiten der unabhängigen SanitäterInnen-Bewegung "Pro RettungsDienst Österreich".
In diesem Sinne gibt es laut Rotem Kreuz OÖ bereits folgende Initiativen: 

  • Innovationen wie die elektronische Schlaganfallvorverständigung, eCPR, Lebensretter App sind in Pilotregionen oder bereits flächendeckend umgesetzt und unterstützen die Patientenversorgung.
  • Themen wie Telenotarzt, Übermittlung von Telemetriedaten, elektronisch unterstützte Patiententriage und vieles weitere befinden sich in der Konzeptionsphase.

Forderungen bezüglich Alarmierungsalgorithmus

Als erfolgsentscheidend wird laut "Pro RettungsDienst Österreich" auch die Überarbeitung des Alarmierungsalgorithmus nach Vorbild der Rettungsleitstellen Niederösterreich und Tirol angesehen. Weiters sollen Einsatz- und Feedback-Schleifen sowie gelebtes Qualitätsmanagement installiert und ein "ärztlicher Leiter für Rettungsdienst", etabliert werden.

Forderungen bezüglich Honorar

Selbstverständlich werde auch eine Anpassung der Notarzt-Honorare gefordert: "In Anbetracht der vitalen Bedeutung hochwertiger Notfallmedizin wünscht sich die Vereinigung eine adäquate Entlohnung. So setzen sie sich für die Umsetzung der Tarifempfehlung der Ärztekammer für Oberösterreich und deren fortlaufende Valorisierung ein."

Rotes Kreuz sieht Bund in der Pflicht

"Um für gegenwärtige und zukünftige Herausforderungen gerüstet zu sein, wünscht sich das Österreichische Rote Kreuz zukunftsweisende Anpassungen vom Bundesgesetzgeber. Dafür bieten wir uns als größte Rettungsdienstorganisation für Gespräche jederzeit an. Wichtig ist dem OÖ. Roten Kreuz, dass das bewährte und gesellschaftlich wichtige System aus Freiwilligkeit und Beruflichkeit erhalten bleibt!", heißt es vom Roten Kreuz. Der integrierte, flächendeckende Rettungsdienst sichere ein engmaschiges Netzwerk der Hilfe und rettet Leben: "Die Flächendeckung Oberösterreichs mit Notarztsystemen darf keinesfalls beendet werden - unser gemeinsames Ziel muss die größtmögliche Verfügbarkeit des Notarztes sein. Das jetzige System ist hervorragend und ermöglicht vor allem auch den Einsatz von freiwilligen Mitarbeitern."

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