Suchtexperte:
Mehr Psychosen bei Jugendlichen durch Freigabe von Cannabis
Deutschland will noch im Jahr 2023 Cannabis legalisieren. Der Eigenkonsum wird straffrei, ebenso der Anbau der Droge. Die Abgabe soll zunächst über Vereine, später über Fachgeschäfte erfolgen. Suchtexperte Kurosch Yazdi-Zorn, Vorstand der Klinik für Psychiatrie am Kepler Uniklinikum, warnt vor einer steigenden Rate an Psychosen durch die Cannabis-Legalisierung.
DEUTSCHLAND, OBERÖSTERREICH. "Eine Cannabis-Legalisierung wird die Menschen und das Gesundheitssystem massiv belasten", so Yazdi-Zorn im Gespräch mit der BezirksRundSchau. Er sieht nur einen Vorteil: "Die Entkriminalisierung der Konsumenten, das ist ein Riesenvorteil, der Konsument ist ja nicht böse, seine Kriminalisierung ist ein Humbug." Polizei und Gerichte würden froh sein, sich nicht mehr mit den Cannabis-Konsumenten beschäftigen zu müssen.
Viele Nachteile der Legalisierung
Davon abgesehen bringe eine Cannabis-Legalisierung aber viele Nachteile: "Die Verfügbarkeit wird größer und damit auch die Zahl der Menschen, die es konsumieren – das haben wir noch in jedem Land gesehen, wo Cannabis legalisiert worden ist", so Yazdi-Zorn. Viele Firmen würden sich auf den neuen Markt stürzen und auch Möglichkeiten finden, das Ganze in irgendeiner Form zu bewerben.
Junge Dauer-Kiffer landen auf Psychiatrie
Der Suchtexperte schließt aus den Entwicklungen in den USA oder Großbritannien: "Wenn wir mehr Konsumenten haben, haben wir auch mehr Kranke. Cannabis kann Psychosen verursachen, das Risiko dafür ist abhängig von der Menge, vom Einstiegsalter und von der Genetik. Das Problem sind nicht Erwachsene, die fünfmal im Jahr einen Joint rauchen, sondern 16-Jährige, die dreimal am Wochenende kiffen und dann mit einer Psychose auf der Psychiatrie landen."
"Jugendschutz bei Legalisierung ist Humbug"
In jenen Ländern, die Cannabis legalisiert haben, sei laut Yazdi-Zorn die Rate an Psychosen deutlich gestiegen – das drohe auch in Deutschland. Und: "Die Idee, einen patenten Jugendschutz zu etablieren, ist Humbug. Wenn Cannabis für Erwachsene legal verfügbar ist, dann kommen auch Jugendliche leichter dran. Gerade für sie ist Cannabis besonders ungesund, viel ungesünder als Zigaretten. "
Die Zahl an jugendlichen Schizophrenien sei in US-Bundesstaaten zeitgleich mit der Legalisierung von Cannabis deutlich gestiegen – "obwohl der Konsum auch dort nur für Erwachsene erlaubt ist." In Großbritannien habe es einen besonders starken Anstieg an Psychosen im Raum London gegeben, weil sich dort das sogenannte Skunk-Cannabis ausbreitete, das einen besonders hohen THC-Gehalt aufweist.
Legalisierungs-Pläne in Deutschland
Die Cannabis-Legalisierung erfolge über ein Zwei-Säulen-Modell, so Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) und Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) bei der Präsentation des Vorhabens am 12. April:
- 25 Gramm Cannabis zum Eigenkonsum wird zukünftig straffrei.
- Im Eigenanbau sind bis zu drei Cannabis-Pflanzen erlaubt.
- Zuerst wird der Anbau und die Abgabe von Cannabis in Vereinen, also in speziellen "Cannabisklubs" zugelassen. Vereinsmitglieder dürfen dort maximal 25 Gramm Gras auf einmal – und 50 Gramm pro Monat – kaufen.
- Der "echte", kommerzielle Verkauf soll in weiterer Folge in Modellregionen erprobt und über fünf Jahre hinweg eingeführt werden.
Man wolle somit eine "schnelle" Legalisierung über die Cannabis-Vereine ermöglichen und in weiterer Folge dann den kommerziellen Verkauf vorbereiten, heißt es von der deutschen Bundesregierung.
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