ADHS oder doch Autismus?
Rat auf Draht warnt vor Fake-Diagnosen auf Social Media

Hilfe für Kinder und Jugendliche bietet unter anderem Rat auf Draht unter der Nummer 147. | Foto: HayDmitriy/panthermedia
  • Hilfe für Kinder und Jugendliche bietet unter anderem Rat auf Draht unter der Nummer 147.
  • Foto: HayDmitriy/panthermedia
  • hochgeladen von Birgit Leitner

Videos und Beiträge mit Selbsttests zu psychischen Erkrankungen überfluten Social Media-Plattformen.

OÖ. Auf Tiktok und Instagram wimmelt es vor Videos und Posts, die sich mit Symptomen zu psychischen Erkrankungen, ADHS oder Autismus beschäftigen und Selbsttests für die Userinnen und User bieten. Durch diese Flut an ungefilterter Information werden Kinder und Jugendliche nicht selten dazu verleitet, Selbstdiagnosen zu stellen. Ein gefährlicher Trend, wie Birgit Satke, Leiterin der Notrufnummer 147 von Rat auf Draht weiß:

„Oft werden nur kurze Videos oder Bilder gezeigt, die emotional viel stärker wirken als geschriebener Text. Solche Beiträge können bei Jugendlichen, die sich aktuell in einer Krise befinden, diesen Zustand noch verstärken. Zudem sind die Inhalte nicht immer fachlich korrekt und durch diverse Selbsttests werden Falschinformationen verbreitet und Diagnosen aufgestellt, die nicht stimmen“.

Problematisch sei auch, dass sich dadurch destruktive Gruppen bilden könnten, in denen es nur darum gehe zu zeigen, wer am meisten leide. „Das kann leicht in eine Abwärtsspirale führen“, warnt Satke. Die Expertin rät Jugendlichen, die sich nicht sicher sind, ob sie eine psychische Erkrankung haben, sich einer erwachsenen Person anzuvertrauen oder sich Hilfe bei einer Beratungseinrichtung wie Rat auf Draht zu holen. Keinesfalls sollten Selbstdiagnosen, Checklisten und Online-Fragebögen aus dem Internet sowie Ratschläge aus diversen Beiträgen oder Videos als valide Diagnose betrachtet werden.

„Social Media Plattformen oder das Internet können keine professionelle Hilfe oder Psychotherapie ersetzen. Eine genaue Diagnose kann nur mit entsprechenden Untersuchungen von Fachleuten gestellt werden. Therapeutische und medizinische Maßnahmen können erst dann in die Wege geleitet werden, wenn die richtige Diagnose gestellt wurde“, so Satke.

Positiv für Enttabuisierung

Dennoch hat die Thematik keineswegs nur negative Aspekte: „Social Media Plattformen können für die Informationsbeschaffung zum Thema psychische Erkrankungen, ADHS oder Autismus eine nützliche Ressource sein. Sie tragen zur Enttabuisierung und Entstigmatisierung solcher Erkrankungen bei und schaffen ein öffentliches Bewusstsein dafür. Außerdem können sie Betroffenen Mut machen, nicht aufzugeben“, sagt Satke. 

Kritisch sein, auf seriöse Quellen achten

Meist seien die Inhalte auf Social Media auch leicht verständlich erklärt. Satke: „Wichtig dabei ist allerdings, sich richtig zu informieren und nur seriösen Quellen zu vertrauen, die auch wissenschaftliche Evidenzen liefern. In vielen Beiträgen oder Videos wird mit dem Thema nicht achtsam umgegangen, es fehlen wichtige Fakten und oft werden Alltagsbeobachtungen und tatsächliche Diagnosekriterien vermischt.“

Wenig Therapieplätze und lange Wartezeiten

Will man allerdings dauerhaft verhindern, dass Jugendliche Hilfe bei Selbsttests im Internet und nicht fundierten Inhalten aus Social Media Beiträgen suchen bedarf es weiterer Maßnahmen: „Es gibt noch immer zu wenig Therapieplätze für Kinder und Jugendliche und zu lange Wartezeiten. Wenn man Kindern und Jugendlichen empfiehlt, sich nicht auf Selbstdiagnosen aus dem Internet zu verlassen, sondern eine möglich psychische Erkrankung professionell abklären zu lassen, sollten auch ausreichend Möglichkeiten dafür zur Verfügung stehen“, so Satke.

Mehr Informationen unter: 
rataufdraht.at
elternseite.at

Mehr Themen für Familien und Jugendliche unter:
MeinBezirk.at/FamilienRundSchau
MeinBezirk.at/JugendRundSchau

Anzeige
1:46
1:46

WKOÖ Maklertipp
Rechtsschutzversicherung: Sichern Sie Ihr Recht!

Eine Rechtsschutzversicherung schützt Sie vor den Folgen von vielen möglichen Konfliktfällen – vor allem finanziell.  Es gibt viele Gründe für einen Streit vor Gericht: Angenommen, Ihr Vermieter erhöht den Mietzins in ungerechtfertigter Weise, Ihr Hund läuft einem Biker vor das Rad, Ihnen wird nach einem Verkehrsunfall das Schmerzensgeld verwehrt oder Ihr Arbeitgeber zahlt die Überstunden nicht. Von all diesen Fällen haben Sie schon gehört oder Sie haben sogar schon selbst eine solche oder eine...

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

UP TO DATE BLEIBEN

Aktuelle Nachrichten aus Oberösterreich auf MeinBezirk.at/Oberösterreich

Neuigkeiten aus deinem Bezirk als Push-Nachricht direkt aufs Handy

BezirksRundSchau auf Facebook: MeinBezirk.at/Oberösterreich - BezirksRundSchau

BezirksRundSchau auf Instagram: @bezirksrundschau.meinbezirk.at

ePaper jetzt gleich digital durchblättern

Storys aus deinem Bezirk und coole Gewinnspiele im wöchentlichen MeinBezirk.at-Newsletter


Du willst eigene Beiträge veröffentlichen?

Werde Regionaut!

Jetzt registrieren

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.