Medikamentenmangel
"Sicher keine Besserung in nächster Zeit in Sicht"

Oberösterreichs Apothekerkammer-Präsident Thomas Veitschegger zum aktuellen Medikamentenmangel: "Ich hätte mir nicht gedacht, dass ich mal Teil eines Mangelverwaltungssystems werde." | Foto: Gernot Fohler
  • Oberösterreichs Apothekerkammer-Präsident Thomas Veitschegger zum aktuellen Medikamentenmangel: "Ich hätte mir nicht gedacht, dass ich mal Teil eines Mangelverwaltungssystems werde."
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Mütter, die Apotheken abklappern, um an den fiebersenkenden Nureflex- oder Mexalen-Saft für ihre kranken Kinder zu kommen. Der Medikamentenmangel hat Oberösterreich voll erfasst – und der oö. Apothekerkammer-Präsident Thomas Veitschegger erklärt im Gespräch mit der BezirksRundSchau: "Es ist sicher keine Besserung in nächster Zeit in Sicht".

OÖ. Auch fiebersenkende Zäpfchen seien bereits großteils vergriffen, so Veitschegger, der eine Apotheke im Mühlviertler Bad Leonfelden betreibt. "Im Extremfall müssen deshalb Apotheken selbst aus den Grundstoffen die notwendigen Medikamente herstellen – das wird in Deutschland bereits gemacht." Vorausgesetzt, die Grundstoffe stehen zur Verfügung – auch hier gebe es Engpässe.
In seiner Apotheke nahe der Grenze wollten zuletzt viele Tschechen Nureflex in großen Mengen einkaufen, weil der fiebersenkende Saft für Kinder im Nachbarland gar nicht mehr verfügbar ist – pro Kunde wurde aber nur ein Fläschchen ausgegeben. "Ich habe mir nicht gedacht, dass ich mal Teil eines Mangelverwaltungssystems sein werde", gibt sich Veitschegger nachdenklich.

Apothekenpersonal stopft nur Löcher

Das Personal in den Apotheken sei "an und über der Grenze der Belastung, weil es nur darum geht, Löcher zu stopfen. Den ganzen Tag müssen irgendwo Medikamente aufgetrieben werden, bei manchen gibt es Ersatz, bei manchen aber auch nicht." Beispiel "Parkemed". Von diesem Medikament seien derzeit auch Generika, also Nachahmungsprodukte mit demselben Wirkstoff, nicht lieferbar. Kommt ein Patient mit einem Rezept für ein Medikament in die Apotheke, das vergriffen ist, und für das es auch kein Generikum gibt, muss mit dem verschreibenden Arzt Rücksprache halten, ob ein verfügbares Präparat mit anderem Wirkstoff  ausgegeben werden kann.

Antibiotika-Mangel ist großes Problem

Ein "großes Problem" sei der Antibiotika-Mangel, weil diese "nicht ersetzbar sind", so der oberösterreichische Apothekerkammer-Präsident. "Augmentin ist derzeit völlig vergriffen" – obwohl es dafür eine Produktion in Kundl in Tirol gibt. Weil die Welle an Infektionen mit Corona, Influenza oder bei Kindern mit dem RS-Virus aber derzeit nicht nur Österreich sondern ganz Europa im Griff habe, helfe in dem Fall auch die heimische Produktion nicht weiter.

Infektionswelle und Lieferwege als Gründe

Veitschegger sieht im Wegfall der Maskenpflicht und der daraus resultierenden Infektionswelle einen Grund für den Medikamentenmangel: "Die Leute sind den Kontakt mit den Erregern nicht mehr gewohnt."
Ein zweiter Grund seien unter anderem durch den Ukraine-Krieg gestörten Lieferwege: "Die Grundarznei wird in einem Land erzeugt, das Medikament woanders und die Verpackung wieder woanders." Wenn es nur an einer Stelle ein Problem gibt, geht nichts mehr.

Hauptproblem: Produktion im Ausland

Das Hauptproblem ist laut dem oö. Apothekerkammer-Präsidenten jedoch: "70 bis 80 Prozent der meistverwendeten Medikamente wie Blutdrucksenker oder Parkemed werden in Asien, in China oder Indien, produziert. Für den Wirkstoff Paracetamol, der etwa in Mexalen steckt, gibt es nur eine einzige Produktion in Europa, in Frankreich." Der Grund: die Kosten. Für Paracetamol zahle man nur rund einen Euro – "da kostet ein Kaugummi mehr, da darf man sich nicht wundern, wenn alles ins Ausland verlagert wird", so Veitschegger. In Europa würden nur noch wirklich innovative und damit auch teure Arzneimittel erzeugt.

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