6. März Tag der Logopädie
Sprachstörungen bei Kindern werden komplexer
- Die Zahl der Auffälligkeiten ist konstant geblieben, die Sprachstörungen – unter anderem der Pandemie geschuldet – werden immer komplexer.
- Foto: Caritas
- hochgeladen von Marlene Leitner
Die Logopädinnen der Caritas Oberösterreich haben im Herbst 2023 insgesamt 3.427 Kinder in 188 Kinderbetreuungseinrichtungen mittels Screeningverfahren auf Sprachprobleme getestet. Dabei zeigten 33 Prozent der Vier- bis Fünfjährigen Auffälligkeiten. Obwohl diese Zahl in den letzten Jahren relativ konstant geblieben ist, nimmt die Komplexität der Störungsbilder zu.
OBERÖSTERREICH. Bei den standardisierten Sprachscreenings für Kinder mit Deutsch als Muttersprache und Deutsch als Zweitsprache stellten die Caritas-Logopädinnen fest, dass immer mehr Kinder pragmatisch-kommunikative Störungen aufweisen. Diese Kinder hätten Schwierigkeiten, ihre Sprache angemessen in verschiedenen Situationen einzusetzen, zum Beispiel Blickkontakt zu halten oder Gesprächspartner ausreden zu lassen, erklärt Barbara Kraxberger, Leiterin der Logopädie der Caritas OÖ. Sie führt diese Auffälligkeiten unter anderem auf die langen Lockdowns und Kontaktbeschränkungen während der Coronapandemie zurück. In dieser Zeit fehlte den Kindern oft der notwendige soziale Input, der durch eine ausgedehnte Mediennutzung ersetzt wurde.
Barbara Kraxberger fügt hinzu:
"Fernsehen, Youtube & Co sind jedoch keine interaktiven Tätigkeiten, sondern Einbahnstraßen in Bezug auf Kommunikation."
Die Masken erschwerten zudem das Erkennen von Mimik und das Ablesen der Mundbilder.
Besonders bei mehrsprachig aufwachsenden Kindern hat der unregelmäßige Kindergartenbesuch zu einem Anstieg der auffälligen Kinder um mehr als fünf Prozent im Vergleich zum Vorjahr geführt.
Spätzünder in der Sprachentwicklung
Kinder, die bis zum zweiten Geburtstag bestimmte Meilensteine in der Sprachentwicklung nicht erreicht haben, werden als "Late Talker" bezeichnet. Etwa ein Drittel dieser Kinder holt die Defizite bis zum dritten Lebensjahr auf und entwickelt sich danach sprachlich unauffällig.
Die Caritas-Logopädinnen empfehlen, dass Eltern in den ersten zwei Lebensjahren ihrer Kinder auf Fernsehen, Videos oder Apps verzichten sollten, da die Interaktion mit anderen für das Lernen wichtig ist. Ab dem 3. Lebensjahr können "neue Medien" für 15 bis 30 Minuten pro Tag angeboten werden, jedoch sollten die Kinder dabei von einem Erwachsenen begleitet werden, der ihnen die Inhalte erklärt und bei sprachlichen Verständnisproblemen hilft. Eine gemeinsame, dialogische Bilderbuchbetrachtung ist eine wertvolle sprachförderliche Aktivität.
Wartelisten sind lang
Die Wartelisten bei der Caritas OÖ und bei den Logopäd*innen mit Kassenvertrag sind lang. Durch eine genauere Abklärung kommen die Kinder jedoch früher in Therapie, was grundsätzlich positiv ist. Bei verschiedenen Auffälligkeiten wie Autismusspektrumstörung, Sprachentwicklungsstörungen oder "Late Talkern" benötigen die Kinder häufig eine logopädische Langzeittherapie. Dadurch bleiben die Therapieplätze länger besetzt und die Wartelisten können nur langsam abgearbeitet werden.
Die Caritas OÖ bemüht sich jedoch, mehreren Kindern durch Blocktherapien einen Therapieplatz zu ermöglichen und legt den Schwerpunkt auf die Stärkung der elterlichen Kompetenz durch intensivierte Beratungsgespräche.
Die Logopädie ist mittlerweile ein Mangelberuf. Bei der Caritas OÖ sind seit Monaten über 80 Stunden vakant. Die Lage in OÖ ist auch auf dem freiberuflichen Sektor sehr angespannt.
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