Historischer Höchstwert
360 Millionen Christen leiden unter Verfolgung und Unterdrückung
Weltweit werden 360 Millionen Christen wegen ihres Glaubens verfolgt bzw. in der Ausübung ihres Glaubens stark eingeschränkt. Das Christentum ist damit die Glaubensgemeinschaft, die am meisten mit negativen Einwirkungen konfrontiert ist.
LINZ. Landeshauptmann a.D. Josef Pühringer, Vorsitzender der Pro Oriente-Sektion Linz, Bischof Manfred Scheuer, Parrer Zarko Prskalo (Urfahr-St. Junia) und Florian Wegscheider (Pro Oriente) machten im Rahmen einer gemeinsamen Pressekonferenz auf die steigende Anzahl von aufgrund ihres Glaubens verfolgten und diskriminierten Christen aufmerksam.
20 Prozent in Glaubensfreiheit stark eingeschränkt
Weltweit nehmen die Zahlen verfolgter Christen laut NGOs zu, wobei schätzungsweise 20 Prozent der Christenheit in ihrer Glaubensfreiheit stark eingeschränkt sind. Von den globalen 2,26 Milliarden Christen seien rund 360 Millionen in ihrer Religionsausübung deutlich behindert – ein historisches Hoch. Das Christentum sei damit die am meisten verfolgte Religion. Pro Oriente Linz möchte auf diese Situation aufmerksam machen und rief am vergangenen Sonntagzum Gebet für die Betroffenen auf. Die Diözese Linz und Pro Oriente Linz haben alle Gemeinden eingeladen, sich an diesem Tag in den Gottesdiensten an die verfolgten Christen zu erinnern.
Offene Gewalt und Druck im Alltag
Christenverfolgung trete in zwei Formen auf: durchgehender Druck in allen Lebensbereichen und offene Gewalt. Gewaltakte sind durch öffentliche Daten relativ einfach zu identifizieren, der alltägliche Druck ist komplexer und äußert sich in verschiedenen Bereichen:
Privatleben: Freiheit zur Glaubensbekennung, Besitz und Zugang zu religiösen Materialien und private Glaubensgespräche.
Familienleben: Religiöse Praktiken im erweiterten Familienkreis, Freiheit zur Ausübung religiöser Riten wie Taufen und Beerdigungen, und die Auswirkungen einer Konversion auf Familienstrukturen.
Gesellschaftliches Leben: Diskriminierung am Arbeitsplatz und im Bildungsbereich, erzwungene Kleidungsvorschriften, Zwangsverheiratungen und der Zugang zur Grundversorgung.
Leben im Staat: Diskriminierende Gesetze, Justizsystem, Verwaltung, nationale Ideologie, Reisefreiheit, öffentliche Ämter und staatliche Verunglimpfungen des Christentums.
Kirchliches Leben: Gemeinsame Glaubenspraxis, Kirchenbau, Renovierung und Schließung, staatliche Überprüfung kirchlicher Aktivitäten und Materialien, Ausbildung von Kirchenpersonal, staatliche Einmischung und Konfiszierung religiöser Materialien.
Moderne Form der Verfolgung
Im Nahen Osten und Nordafrika werden Personen, die zum Christentum konvertieren oder Interesse zeigen, laut Pro Oriente, oft elektronisch überwacht, insbesondere Frauen durch ihre Familien. Ihre Smartphones und Tablets würden durchsucht oder beschlagnahmt, Bewegungsprofile über GPS erstellt und der Zugang zu digitalen Medien kontrolliert oder gesperrt. Dadurch werde nicht nur der Besuch kirchlicher Veranstaltungen, sondern auch die Kommunikation mit Gleichgesinnten verhindert. Diese Überwachung ziele darauf ab, die Betroffenen stärker in den Familienkreis einzubinden und verhindert häufig auch eine unabhängige Eheschließung.
Extreme Fälle
In elf Ländern werden Christen laut Pro Oriente „extrem“ an der Glaubensausübung gehindert, wobei für Nordkorea und Afghanistan aufgrund von Isolation und Sicherheitslage kaum verlässliche Daten vorliegen. Es wird angenommen, dass dort das Christentum unter Androhung des Todes staatlich und nicht-staatlich verfolgt wird. In Nigeria, das 80 % der getöteten Christen im Jahr 2022 aufweist, finden die meisten Tötungen im muslimisch dominierten Norden statt, wo auch die Scharia gilt. Gruppen wie Boko Haram seien zentrale Akteure bei Gewaltakten gegen Christen. Die Lage in der Subsahara-Zone, einschließlich Burkina Faso und der Demokratischen Republik Kongo, verschärfe sich, und Angriffe auf christliche Dörfer nehmen zu. Wirtschaftliche und klimatische Krisen zwingen Menschen zur Flucht, dabei erleben christliche Flüchtlinge oft Diskriminierung und Übergriffe. Rund 20 % der Christen in Afrika leiden den aktuellsten Zahlen zufolge stark unter Einschränkungen ihrer Religionsfreiheit.
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