Gasbohrung in Molln
Bürgerinitiative: "Rücksichtsloses Spiel mit Politik, Medien und Öffentlichkeit"

Christian Hatzenbichler, Sprecher der Bürgerinitiative Pro Natur Steyrtal, Wissenschafter des Jahres Franz Essl, Universität Wien und Franz Maier, Präsident Umweltdachverband (v.l.) | Foto: BRS
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  • Christian Hatzenbichler, Sprecher der Bürgerinitiative Pro Natur Steyrtal, Wissenschafter des Jahres Franz Essl, Universität Wien und Franz Maier, Präsident Umweltdachverband (v.l.)
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Die Gasbohrungspläne in Molln schlagen weiterhin hohe Wellen. Die Bürgerinitiative Pro Natur Steyrtal und der Umweltdachverband üben heftige Kritik an der Vorgehensweise und den Plänen des österreichisch-australischen Öl-und Gas-Unternehmens ADX Energy. Die Durchführung von Probebohrungen seien aus mehreren Gründen nicht zulässig. 

MOLLN. "Das Jaidhaus ist eines der hochwertigsten und artenreichsten Gebiete Oberösterreichs – und solche Gebiete dürfen in einer Zeit der Klima- und Biodiversitätskrise nicht geopfert werden", sagt Österreichs Wissenschafter des Jahres, Franz Essl. Der renommierte Ökologe befürchtet fatale Folgen für Österreichs Klimapolitik, sollten die Gasbohrungen genehmigt werden. "Um unsere eigenen Ziele zu erreichen, müssen wir in Österreich bis 2030 in etwa 50 Prozent der CO2-Emissionen einsparen. Wenn nun in Molln Gas gefunden, und in weiterer Folge verarbeitet wird, dann nimmt dies den Druck bei der notwendigen Veränderung unseres Energiesystems heraus - eine Entwicklung, die in eine völlig falsche Richtung gehen würde."

"Ein Widerspruch zur Alpenkonvention"

Franz Maier, Präsident des Umweltdachverbandes, sieht in den möglichen Probebohrungen einen eklatanten Widerspruch zur Alpenkonvention und bezieht sich dabei auf das geltende Naturschutzprotokoll, an das sich Behörden zu halten haben. Darin steht unter anderem, dass "sich die Vertragsparteien verpflichten, bestehende Schutzgebiete im Sinne ihres Schutzzwecks zu erhalten, zu pflegen und, wo erforderlich, zu erweitern sowie nach Möglichkeit neue Schutzgebiete auszuweisen. Sie treffen alle geeigneten Maßnahmen, um Beeinträchtigungen oder Zerstörungen dieser Schutzgebiete zu vermeiden."

"Eine industrielle Gasabbaustätte hat in einer derart naturnahen Region, einer Nationalpark-Pufferzone, überhaupt nichts verloren."

Franz Maier, Präsident des Umweltdachverbandes

"Eine mögliche Bohrtätigkeit in unmittelbarer Nähe zu zwei wichtigen und derart großen Schutzgebieten wie dem Jaidhaustal und dem Nationalpark Kalkalpen, verletzt die Schutzverantwortung und Schutzpflicht, die in diesem Fall beim Land Oberösterreich liegt." Und dieses habe die Schutzgebiete gemäß Alpenkonvention schlichtweg zu erhalten. "Das ist eine Muss-Bestimmung", betont Maier, der davon ausgeht, dass es deshalb zwingend zu einer Versagung der beantragten Bohrtätigkeit in Jaidhaus kommen muss. 

Beispiele, dass die Alpenkonvention in Oberösterreich wirkt, gebe es laut Maier bereits:  "Vor einigen Jahren gab es die Idee, die Schigebiete Höss und Wurzeralm zusammenzulegen. Mit einem Gutachten über entsprechende Verpflichtungen der Alpenkonvention wurde dieses Projekt dann zu Grabe getragen."

Das australische Gas- und Öl-Unternehmen ADX Energy will im Jaidhaustal Probebohrungen durchführen. Umweltorganisationen und die Bürgerinitative Pro Natural Steyr üben scharfe Kritik. | Foto: Sieghartsleitner
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Bürgerinitiative übt heftige Kritik an ADX Energy

Laut Christian Hatzenbichler, Sprecher der Bürgerinitiative Pro Natur Steyrtal, habe die Betreiberfirma ADX Energy im Juni 2022 bei einer Investorenpräsentation Folien gezeigt, die Gebiete rund um Molln, Grünburg, Ternberg, Mühlbach, Sierning und dem Kollergraben als mögliche Bohrdestinationen ausweisen. Es sei deshalb davon auszugehen, dass ADX an "Follow up"-Projekten interessiert sei. Hatzenbichler rechne daher mit bis zu 25 weiteren Eingriffen in der Region. 

Pro Natur Steyrtal wirft ADX zudem mangelnde Transparenz vor. "Sämtliche von uns gestellte Fragen zum Projekt wurden ignoriert und blieben unbeantwortet, gleichzeitig wirft man uns die Verbreitung von Fake News vor. Diesen Vorwurf weisen wir auf das Schärfste zurück", stellt Hatzenbichler klar. 

"Ein rücksichtsloses Spiel von ADX"

Laut Einschätzung von ADX Energy könnten bis zu 20 Milliarden Kubikmeter Erdgas am Bohrplatz Welchau gewonnen werden – Zahlen, die laut den Projektgegner rein spekulativer Natur sind. In diesem Zusammenhang sorgt auch ein Forschungsprojekt von ADX – das von der österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) unterstützt und mit der Universität Wien durchgeführt werden soll – für Skepsis. Auf der Website der FFG steht in der Projektbeschreibung: "Bis jetzt wurde das Zielgebiet nicht flächendeckend nach neuesten Methoden der modernen Strukturgeologie erschlossen. Daher ist die räumliche Verteilung und Zerlegung potenzieller Lagerstättenstrukturen nicht nachvollziehbar." Darüber hinaus besteht nahe des Zielgebietes eine Tendenz zur aktiven Tektonik. 

Hatzenbichler dazu: "ADX spielt ein rücksichtsloses Spiel mit Politik, Medien und der Öffentlichkeit. Wir diskutieren seit Monaten darüber, dass der Standort ein 'No-Go' ist - ADX bewegt sich keinen Zentimeter und initiiert eine Pro Gas-Initiative in Molln, wo sogar Menschen auf der Liste stehen, die laut eigener Aussage nie zugestimmt haben, auf dieser Liste zu stehen. All das ist von ADX initiiert – eine herbeigeführte Polarisierung, um ihre verfälschten Botschaften an die Leute zu bringen."

ADX: "Irreführende Behauptungen"

In einer schriftlichen Stellungnahme weist ADX die Vorwürfe des Umweltdachverbands und der Bürgerinitiative zurück. CEO Paul Fink wirft den Projektgegnern irreführende Behauptungen und die Verbreitung von Falschinformationen vor. Der Behörde über die Medien auszurichten, wie sie zu entscheiden hat und welche Richtlinie sie anzuwenden hat, zeige die undemokratische Mentalität der Aktivisten, so Fink.

"Die Bohrung, die sich ganz klar außerhalb des Naturschutzgebietes befindet, ist nur sechs bis acht Wochen sichtbar vor Ort, und ADX hat sich bereits freiwillig verpflichtet, nur in einem sehr begrenzten Zeitraum der Wintermonate zu bohren, um auch Insekten möglichst wenig negativ zu beeinflussen. Alle weiteren Aktivitäten, wie zum Beispiel die Errichtung einer Gaspipeline oder Produktionsbohrungen, müssen gesondert genehmigt werden und unterliegen noch umfassenderen Umweltschutzverfahren", heißt es in der Stellungnahme von ADX.

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Das australische Gas- und Öl-Unternehmen ADX Energy will im Jaidhaustal Probebohrungen durchführen. Umweltorganisationen und die Bürgerinitative Pro Natural Steyr üben scharfe Kritik. | Foto: Sieghartsleitner
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