Digital Health-Vorreiter Israel
Daten, Apps und künstliche Intelligenz im Gelobten Land

Landeshauptmann-Stellvertreterin Christine Haberlander (ÖVP) in einem Spital in Tel Aviv. Die Anmeldung in der Ambulanz via Touchscreen entlastet die Mitarbeiter.  | Foto: Land OÖ/Grilnberger
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  • Landeshauptmann-Stellvertreterin Christine Haberlander (ÖVP) in einem Spital in Tel Aviv. Die Anmeldung in der Ambulanz via Touchscreen entlastet die Mitarbeiter.
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Israel. Jüdischer Zufluchtsort und arabisches Feindbild. Start-Up Nation und Land der Ultraorthodoxen. Liberales Tel Aviv und konservatives Jerusalem. Ein Staat der Gegensätze, dessen Bewohner oft uneinig  sind. Geht es jedoch um das Gesundheitssystem und die Verwendung von personenbezogenen Daten, dann wird im Gelobten Land kaum diskutiert. 

OÖ/TEL AVIV. Israel gibt knapp sieben Prozent seines Bruttoinlandsprodukts für den Gesundheitssektor aus, 26 Spitäler und vier Sozialversicherungen versorgen die Bevölkerung. Die Anzahl der Spitalsbetten ist viel geringer als (umgelegt) in Oberösterreich, die Covid-Impfquote liegt bei 97 Prozent und 1.600 Start-Ups sind alleine in Gesundheitssektor aktiv. Grund genug für Oberösterreich genauer hinzusehen. Landeshauptmann-Stellvertreterin und oö. Gesundheitsreferentin Christine Haberlander (ÖVP) war vier Tage lang mit Ärzten, Spitalschefs und Gesundheitsmanagern im Land am Mittelmeer unterwegs. Lernen und sich vielleicht auch etwas abschauen – so lautete der Auftrag. „Israel schafft es die Digitalisierung im Gesundheitssystem zum Vorteil von Patienten und Mitarbeitern einzusetzen“, sagt Haberlander. Man könnte auch sagen, Israel ist Weltmeister bei der Digitalisierung des Gesundheitssystems und der Verarbeitung der Patientendaten. Datenschutzbedenken, die in Österreich und der EU viele digitale Möglichkeiten bremsen, werden in Israel zum Wohl der Allgemeinheit meist hintangestellt.

Tracking vom Rettungswagen bis in den OP

Spitäler wie das Sourasky Medical Center in Tel Aviv „tracken“ ihre Patienten mit eigenen Screens und Online-Applikationen vom Rettungswagen, über den OP-Tisch, bis hin zur anschließenden Rehabilitation. Kommt man nicht mit Blaulicht ins Spital, gibt es eine voll-automatisierte Erstaufnahme, unterstützt von Robotern. Immerhin zehn Prozent der Ambulanzpatienten werden über dieses System eingecheckt. Intern gibt es aufgrund der Größe des Krankenhauses für die "Wagerlfahrer", die die Patienten von A nach B bringen, eine eigene App im Stil von Uber. Und 8.000 Quadratmeter des riesigen Krankenhaus-Komplexes sind ausschließlich für Forschung und Entwicklung reserviert.

Landeshauptmann-Stellvertreterin Christine Haberlander (ÖVP) mit Peter Ausweger (Barmherzige Brüder Linz) und Stefan Meusbuger (Ordenklinikum Linz) mit einem Check In-Roboter in einem Spital in Tel Aviv. | Foto: Land OÖ/Grilnberger
  • Landeshauptmann-Stellvertreterin Christine Haberlander (ÖVP) mit Peter Ausweger (Barmherzige Brüder Linz) und Stefan Meusbuger (Ordenklinikum Linz) mit einem Check In-Roboter in einem Spital in Tel Aviv.
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Künstliche Intelligenz und individuelle Patienten-SMS

Interessant auch, wie fokussierte künstliche Intelligenz beim größten israelischen Sozialversicherungsträger Clalit eingesetzt wird. In der Corona-Krise konnte man dadurch zielgerichtet Risikogruppen in der Bevölkerung herausfiltern und ansprechen. Clalit führt auch Spitäler und verfügt deshalb über komplette Datensätze aller Patienten. In Österreich bis heute ein Ding der Unmöglichkeit – viel zu zersprangselt sind Zuständigkeit und Datenhoheit. In Israel gelang es Clalit sogar, zu berechnen, welchen Einfluss die Corona-Impfung auf die Belegung der Intensivstationen und die Mortalitätsrate in der Bevölkerung haben würde. Und das bevor die Impfung überhaupt erstmals im Land verabreicht wurde. KI wird auch für angepasste SMS-Botschaften an Patienten eingesetzt. Durch diese individuelle Ansprache habe man es geschafft, die „No show-Quote“, also die Terminausfälle in den Spitälern, massiv zu senken.

Gleiche Herausforderungen im System

Doch "Digital Health" ist in Israel kein Selbstzweck – und damit schließt sich auch der Kreis zum Interesse Oberösterreichs. Denn das Land kämpft grundsätzlich mit den gleichen Herausforderungen wie andere, westliche Gesundheitssysteme: Die Bevölkerung wird stetig älter und gleichzeitig verschärft sich der Personalmangel und steigt die Arbeitsbelastung von Ärzten und Pflegepersonal. „Digitalisierung ist eine Möglichkeit das Gesundheitssystem in eine neue Zeit zu führen“, meint Haberlander. Die ÖVP-Politikern plädiert für „mehr Patientenlenkung“ sowie die Einführung eines Anreizmodells in der Sozialversicherung – quasi einen Bonus für gesunden Lebensstil. Dazu brauche es aber „einen Systemwechsel“, fordert die oö. Landeshauptmann-Stellvertreterin.

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Gesundheitsportal für Termine in OÖ kommt

Die Sozialversicherungsträger in Österreich müssten jedenalls innovativer werden, die Elektronische Gesundheitsakte (ELGA) gehöre weiter ausgerollt und Mitarbeiter im Gesundheitswesen durch mehr Automatisierung entlastet. Es gäbe auch in Österreich und Oberösterreich großes Potenzial, Daten besser, intensiver und innovativer zu nutzen, meint die Gesundheitslandesrätin. Ein Projekt in diese Richtung kündigte Haberlander auch an: So sei ein gemeinsames Geusundheitsportal aller oö. Spitäler für Informationen und Terminbuchungen in Arbeit. Im Vergleich mit dem digitalen Vorreiter Israel ist das freilich nur ein kleiner Schritt – die Richtung ist trotzdem die Gleiche. Digitalisierung ist auch in Oberösterreichs Gesundheitssystem gekommen, um zu bleiben.

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