Energie-, Mobilitäts- und Logistikreise 2024
OÖ findet Innovationen am Tor zur Welt in Antwerpen (Belgien)

Landesrat Markus Achleitner, Botschafter Jürgen Meindl, ein gebürtiger Leondinger und Landesrat Günther Steinkellner, v.l. vor dem Sitz der Hafenbehörde Antwerpen.  | Foto: Land OÖ/Grilnberger
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  • Landesrat Markus Achleitner, Botschafter Jürgen Meindl, ein gebürtiger Leondinger und Landesrat Günther Steinkellner, v.l. vor dem Sitz der Hafenbehörde Antwerpen.
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Der Hafen von Antwerpen will Milliarden in erneuerbare Energie investieren. Oberösterreich möchte die Synergien zum Hafen nutzen.  

OÖ, BELGIEN. Europa will 2050 klimaneutral sein. Welche Möglichkeiten es dafür bereits gibt und welche Chancen sich künftig dadurch für Oberösterreich bieten – diesen Fragen ging eine Delegation unter Leitung von Wirtschaftslandesrat Markus Achleitner (VP) und Infrastrukturlandesrat Günther Steinkellner (FP) bei einem Besuch in Belgien nach. 

Foto: Land OÖ/Grilnberger
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Bahnverkehr Antwerpen – Linz

Antworten darauf fand man unter anderem im Hafen Antwerpen-Zeebrügge, dem zweitgrößten Hafen Europas (nach Rotterdam). Der Warenumschlagswert liegt bei 14 Milliarden Euro jährlich. Im Hafengebiet sind insgesamt 1.400 Unternehmen angesiedelt, 164.000 Arbeitsplätze hängen direkt oder indirekt von dieser Logistikdrehscheibe zusammen. Von jedem Hafenterminal gibt es einen direkten Bahnanschluss, von dem auch Oberösterreich profitiert: Die Transitzeit vom Hafen Antwerpen bis nach Linz beträgt 20 Stunden. Einmal täglich fährt ein Güterzug und geht es nach Landesrat Markus Achleitner und Landesrat Günther Steinkellner, wird das künftig noch mehr werden: "Wir werden für die Energiewende etwa 50 Prozent der benötigten Energie importieren müssen, darum ist Belgien und damit verbunden der Hafen von Antwerpen ein europäischer Hotspot", sagt Günther Steinkellner. Wirtschaftslandesrat Achleitner ergänzt: "Das eröffnet Chancen für unsere heimischen Unternehmen mit ihrer Expertise in Logistik, erneuerbare Energien und Mobilität." 

Das Climate-Tech-Unternehmen D-CRBN in Antwerpen forscht an industriellen Lösungen zur Verringerung von Kohlenstoffemissionen.  | Foto: Land OÖ/Grilnberger
  • Das Climate-Tech-Unternehmen D-CRBN in Antwerpen forscht an industriellen Lösungen zur Verringerung von Kohlenstoffemissionen.
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Umbau kostet viel Geld

In diesem Zusammenhang pocht Achleitner auch auf Netz-Investitionen: "Für die Verbindung nach Antwerpen ist die Gasleitung WAG Loop im Mühlviertel wichtig. Sie ist wasserstoffkompatibel und muss rasch gebaut werden." Der Energie-Wandel Europas hin zu grüner Energie, wird sehr viel Geld kosten: "Es wird ein historischer Kraftakt und braucht öffentliches Geld. Am Ende wird Europa aber davon profitieren." Achleitner mahnt aber auch zur Vorsicht: "Die Transformation muss jedenfalls wirtschaftlich und sozial verträglich geschehen, denn der Wirtschaftsstandort Oberösterreich darf dadurch nicht seine Wettbewerbsfähigkeit verlieren.“

Technologie-Offenheit

Landesrat Steinkellner ist überzeugt, dass es Technologieoffenheit braucht: "Vor allem in der Automobilindustrie setzt man auf Elektrifizierung, hybrides Fahren und Wasserstoffprojekte." Davon überzeugen konnte sich die Delegation beim niederländischen Truck-Hersteller DAF, der in Westerlo eine von drei Niederlassung hat. Im Achsen- und Kabinenwerk arbeiten 2.300 Mitarbeiter. „Wir haben hier einen 360-Grad-Ansatz“, erklärte Verkaufsdirektor Michiel Kuijs. Alle Antriebsarten: Diesel, Elektro, Hybrid und längerfristig auch Wasserstoff-Technologien werden aktuell entwickelt, um den Fußabdruck des Gütertransportes auf der Straße weiter zu reduzieren. Dank enormer Investitionen in den Standort (650 Millionen Euro in den letzten zehn Jahren) konnte der "Zero Waste to Landfill-Standard" errreicht werden. DAF ist führend im Umweltbereich und bietet eine umfassende Palette sparsamer, ultrasauberer Dieselmotoren an. Die aktuell von DAF gebauten Lkw sind mehr als 20 Prozent effizienter als die vor 20 Jahren hergestellten Fahrzeuge und stoßen auch um 20 Prozent weniger CO2 aus. Wesentlich ist aktuell der Kostenfaktor: Ein E-Lkw kostet in der Anschaffung drei bis viermal so viel wie ein Diesel-Lkw.

LR Steinkellner und Achleitner beim Truckproduzenten DAF in Belgien.  | Foto: Land OÖ/Grilnberger
  • LR Steinkellner und Achleitner beim Truckproduzenten DAF in Belgien.
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CO2-Lösungen

Viele Projekte und Forschungsprogramme und Firmen haben sich in Hafennähe angesiedelt. So zum Beispiel die Firma D-CRBN. In deren Pilotprojekt geht es um CO2-Reduktion mittels Plasma. D-CRBN bietet rentable, nachhaltige und flexible CO2-Recycling-Lösungen für die Petrochemie, die Stahlindustrie und den Seeverkehr an. "Wir treiben in Oberösterreich mit unserer Wasserstoff-Offensive 2030 diese Technologie ebenfalls voran", betonte Achleinter. Daher trat das Energieinstitut der Johannes Kepler-Universtität (JKU) im Zuge der Reise auch dem internationalen Wasserstoffforschungs-Verband Hydrogen Europe Research offiziell bei. "CO2 muss vom Schadstoff zum Wertstoff werden", sagte der Wirtschaftslandesrat. 

Landesrat Markus Achleitner, Luigi Crema Präsident Hydrogen Europa Research und Robert Tichler, Energieinstitut JKU.  | Foto: Land OÖ/Grilnberger
  • Landesrat Markus Achleitner, Luigi Crema Präsident Hydrogen Europa Research und Robert Tichler, Energieinstitut JKU.
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Wasserstoff und Ammoniak

Die am Hafen ansässige Firma CMB.TECH baut Fortbewegungsmittel aller Art (Schiffe, Traktoren, Lkw, Bagger,..-) um, damit diese mit Wasserstoff betrieben werden können. Am Hafengelände betreibt man eine von sieben Wasserstoff-Tankstellen in Belgien. Der erste wasserstoffbetriebene Schlepper, der im Hafen fährt, ist ebenfalls von CMB.TECH. "Im Februar wurde das erste Ammoniak betriebene Containerschiff der Welt bestellt", verriet Manager Steven Kennis. CMB.TECH ist zudem Gewinner des Energy Globe Awards Belgien. 

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Gas-Hotspot Hafen Antwerpen

Der Hafen gilt als Europas Tor und die Welt und "Hub" für die Energiewende mit grünem Wasserstoff sowie für Gas- und Flüssiggas: 15 Prozent der europäischen Gasimporte laufen über Antwerpen. Der größte Chemiecluster Europas und weltweit der zweitgrößte – nach Houstin in Texas (USA) – liegt in Antwerpen. Luc Arnouts, der Hafen-Vizepräsident präsentierte ein umfassendes Konzept, wie künftig nachhaltiger Wasserstoff importiert, produziert und transportiert werden soll. Um diese Pläne umzusetzen, werde es Milliardeninvestitionen brauchen. Der Hafen arbeitet mit der Firma BASF bereits an einem Projekt. um CO2 auf alte Schiffe zu verladen und in aufgelassenen Öl- und Gasfeldern zu deponieren.

Belgien: fünftgrößter Exportmarkt Österreichs

Chemische Erzeugnisse sind es auch, die das Geschäft zwischen Österreich und Belgien boomen lassen. "Im Vorjahr gab es eine Steigerung um 150 Prozent im Jahresvergleich mit 2022. Belgien ist damit der fünftgrößte Exportmarkt für Österreichs Wirtschaft", erklärt Michael Schadenhofer vom Außenwirtschaftsbüro Brüssel. 

Hödlmayr: Logistiker und Stromerzeuger

Für die Autoindustrie ist der Hafen der größte Umschlagplatz: 3,5 Millionen Autos werden pro Jahr abgefertigt. In dieser Lieferkette arbeitet auch das Logistikunternehmen Hödlmayr International AG aus Schwertberg (Bezirk Perg), das mittlerweile seit 34 Jahren in Belgien eine Niederlassung betreibt. Johannes Alexander Hödlmayr wird mit 1. Juli den Betrieb als CEO in dritter Generation leiten. Er begrüßte die OÖ-Delegation am Standort in Tongeren, wo auf 132.000 Quadratmetern 5.200 Fahrzeuge lagern. Diese werden gelagert, aufbereitet, umgebaut und weitertransportiert. "Zum Portfolio gehören auch Lkw-Transport, Bahntransport und Fahrzeug-Remarketing inklusive Fahrzeugfotografie", erklärten Hödlmayr und Entwicklungsleiter Michael Geschke bei einem Rundgang durchs Areal. Das Unternehmen betreibt dort auch einen der größten Solarparks Belgiens. Mit den Photovoltaikanlagen am Autolagerplatz werden etwa 1.200 Haushalte mit Strom versorgt.

LR Achleitner, Firmenchef Johannes Alexander Hödlmayr und LR Steinkellner.  | Foto: Land OÖ/Grilnberger
  • LR Achleitner, Firmenchef Johannes Alexander Hödlmayr und LR Steinkellner.
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Niederlassungen in 16 Ländern

In Summe hat Hödlmayr Niederlassungen in 16 Ländern und damit eines der größten europäischen Logistiknetzwerke im Segment Fertigfahrzeuge. Das Unternehmen übernimmt den Transport der Fahrzeuge ab Werk oder Eingangshafen bis zur Anlieferung beim Fahrzeughändler oder Flottenbesitzer. Das Unternehmen übernimmt pro Jahr den Transport von 1,9 Millionen Fahrzeugen und hat 600 Autotransporter weltweit im Einsatz. Beschäftigt sind bei Hödlmayr etwa 1.600 Mitarbeiter.

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