Krise in der Ausbildung:
10.000 Lehrstellen in Gefahr
Die Corona-Krise hat massive Auswirkungen auf die österreichische Wirtschaft. Das gilt auch für den Bereich der Lehrlingsausbildung. Eine aktuelle Studie zeigt die verheerenden Folgen: 10.000 Lehrstellenplätze stehen auf dem Spiel.
OÖ. „Die Zukunft der Lehre ist gefährdet. Wenn wir nicht schnell handeln und mit konstruktiven Lösungsansätzen gegensteuern, wird sich der bereits jetzt schon stark spürbare Fachkräftemangel noch weiter vergrößern. Das Resultat für unsere Wirtschaft wäre fatal“, warnt Werner Steinecker, Generaldirektor der Energie AG Oberösterreich und Präsident der Initiative „zukunft.lehre.österreich“ (z.l.ö.).
Lehrstellen gefährdet
Die Hälfte der 400 befragten Lehrbetriebe fühlt sich von der aktuellen Krise stark betroffen. Ein Viertel sieht bereits Auswirkungen auf die künftige Anstellung von Lehrlingen. Konkret könnten laut Umfrage bis zu 10.000 Lehrstellenplätze in Gefahr sein. Besonders betroffen sind die Sparten Handel (-3.500 mögliche Lehrstellen), Gewerbe und Handwerk (-3.000), Tourismus und Freizeitwirtschaft (-2.000) sowie Industrie (-1.000).
Nachhaltiger Schaden
Insbesondere kleinere Unternehmen könnten in Zukunft sogar gänzlich aus dem dualen Ausbildungssystem aussteigen. „Jeder dritte Lehrbetrieb, der dieses Jahr auf die Einstellung neuer Lehrlinge verzichtet, hat dies auch für 2021 so geplant und sieht sich mit einem langfristigen Ausstieg aus dem Modell der Lehre konfrontiert. Dadurch entsteht ein massiver und nachhaltiger Schaden für die duale Ausbildung“, erklärt Studienautor David Pfarrhofer. „Gerade was unsere Lehrlinge und somit die Fachkräfte der Zukunft betrifft, braucht es für Unternehmen eine Unterstützung“, fordert FACC CEO Robert Machtlinger. So wäre etwa eine staatliche Zuzahlung von 25 Prozent des Lehrlingseinkommens im ersten Lehrjahr denkbar. Danach gefragt, gab ein Viertel der Lehrbetriebe an, mit dieser Unterstützung wohl mehr Lehrlinge einstellen zu können. Besonders die Industrie, aber auch Gewerbe & Handwerk sowie Handel würden dieses Angebot nutzen.
Tourismus braucht mehr Hilfe
Große Unsicherheit herrscht in Tourismus und Freizeitwirtschaft. Dort brauche es nicht nur Zuschüsse zum Lehrlingsgehalt, sondern darüber hinaus auch Sofortmaßnahmen zur Existenzsicherung in Form von Starthilfen nach dem Shutdown und zugesagte Liquidität, sagt Michaela Reitterer, Präsidentin der Österreichischen Hoteliervereinigung. „Sobald wir auf zumindest einem gesunden Bein stehen, übernehmen wir sofort wieder die Verantwortung für die Ausbildung von Lehrlingen. Mit auf die Branche zugeschnittenen Maßnahmen seitens der Politik gelänge das natürlich rascher.“
Eine von z.l.ö. in Auftrag gegebene Studie des Marktforschungsinstituts market untersuchte die Auswirkungen der Corona-Krise auf die duale Ausbildung in Österreich. Befragt wurden 400 österreichische Ausbildungsbetriebe im Zeitraum vom 29. April bis zum 08. Mai.
z.l.ö. - zukunft.lehre.österreich. ist eine unabhängige, gemeinnützige und branchenübergreifende Initiative mit dem Ziel, die Vorteile, Möglichkeiten und Chancen einer Lehre hervorzuheben und damit das Ansehen der Lehre in der Gesellschaft permanent zu verbessern. Die Initiative wird von Unternehmen getragen, die Lehrlinge ausbilden oder ausbilden wollen. Mit knapp 60 Mitgliedsunternehmen nach nur 2 Jahren ist z.l.ö. bereits heute die größte private Lehrlingsinitiative Österreichs.
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