Anton und Markus Hargassner im Interview
"Gehen jetzt auch in den Wärmepumpen-Markt"

Markus und Anton Hargasser im BezirksRundSchau-Interview.  | Foto: BRS/Siegl
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Die Firma Hargassner ist einer der größten Pellets- und Hackschnitzelheizunghersteller in Österreich. Seit 2020 führen die Brüder Markus und Anton Hargassner das Familienunternehmen. Im Interview mit der BezirksRundSchau sprechen Sie über die Situation am Heizungsmarkt in Österreich, die Förderpolitik der Bundesregierung, den Einstieg in den Wärmepumpenmarkt sowie das 40-jährige Firmenjubiläum und den neuen Zubau, der im September eröffnet wird.

Interview: Thomas Kramesberger

BezirksRundSchau: In der Branche gab es in den letzten Jahren viele Auf und Abs. Zunächst einen Boom im 2022er-Jahr, dann einen starken Rückgang im Vorjahr. Wie ist es Hargassner gegangen und wie läuft das Geschäft im 2024er-Jahr?
Markus Hargassner:
Nach den Unsicherheiten, die im Vorjahr in Österreich da waren – und auch in Deutschland mit der Debatte um das Heizungsgesetz – hat sich die Stimmung nun gedreht. Die Kunden sind mittlerweile bereit für etwas Neues, sie wollen eine neue Energieform, wollen umsteigen und denken über ihre Heizung nach. Das spüren wir im Vertrieb und bei den Beratungstagen, die wir in der Zentrale in Weng (Bezirk Braunau) anbieten – da waren wir zuletzt komplett voll. Die Leute informieren sich sehr intensiv über neue Energieformen, neue Heizsysteme – sie wollen eine Wende.

Inwieweit merken Sie schon Auswirkungen der massiven Förderungen zum Heizungstausch – Stichwort: Erneuerbare Wärme-Gesetz?
Anton Hargassner:
Es tut uns immer sehr weh, wenn lange politische Diskussionen geführt werden und man sich schlussendlich nicht einig wird. Aber ja, die Förderungen helfen, uns wäre jedoch ein langfristiges und kein kurzfristiges Konzept mit übergroßen Förderungen lieber gewesen. Das ist aber nicht nur für uns ein großes Thema, sondern für die ganze Branche. In Deutschland war es so ähnlich: Zunächst 50 Prozent Förderung, dann nur mehr zehn Prozent. Das führte zu einer Schockstarre bei den Kunden.
Markus Hargassner: Wir brauchen Stabilität, der Kunde braucht eine langfristige Planung. Nicht nur auf 12 oder 24 Monate, sondern auf fünf oder zehn Jahre. Das gibt den Kunden Sicherheit und Unternehmen können mit mehr Stabilität planen.

Markus Hargassner.  | Foto: BRS/Siegl

Stichwort Deutschland, dort wurde massiv über das Heizungsgesetz gestritten. In Österreich ist das amikaler über die Bühne gegangen. Es wird einfach massiv Geld in die Hand genommen und so der Ausstieg aus den Fossilen angeschoben.
Markus Hargassner:
Bei der Debatte in Deutschland wurden viele Themen vermischt – das Heizungsgesetz, die CO2-Diskussion und die RED 3-Debatte – dabei ging es darum, ob die EU Holz weiterhin als nachhaltigen Energieträger einstuft. Kurzfristig wusste dann in Deutschland niemand mehr, wie es weitergeht. Und das, obwohl mehr als 100.000 Förderanträge von Kunden fertig waren. Aber durch diese Unsicherheiten haben nicht mal diese Kunden umgestellt und die Heizungsbranche hat eine komplette Vollbremsung hingelegt. Aber das neue Fördermodell in Deutschland ist mittlerweile schon gut gemacht – es ist sehr langfristig ausgerichtet und es gibt eine Grundförderung von 30 Prozent. Es wird also nicht nur gefördert, wenn jemand von seiner fossilen Heizung auf eine erneuerbare Anlage umsteigt. Sondern es wird auch der Umstieg von der „alten“ Erneuerbaren auf eine „neue“ Erneuerbare gefördert. Also beispielsweise der Umstieg von einer 20 Jahre alten Pelletsheizung auf eine neue Pelletsheizung.
Das ist natürlich sinnvoll, weil sich bei dieser Heizungsart technologisch in den letzten Jahren extrem viel getan hat. Und diese Menschen zu motivieren, die schon damals den richtigen Weg gegangen sind, diese Grundförderung hat Deutschland perfekt gemacht.

Sie haben die Situation in Deutschland eine Vollbremsung genannt. Ist die Nachfrage mittlerweile durch die neuen Förderungen wieder zurück?
Anton Hargassner:
Derzeit kann man noch keine Förderanträge stellen und es ist noch ein bisschen Misstrauen der Bevölkerung da. Solange nicht alles in trockenen Tüchern ist, kaufen sich die Menschen einfach keine neue Heizung. Die Nachfrage wäre aber schon da, die Kunden informieren sich, sind aber noch nicht in Kauflaune. Sie wollen kaufen, warten aber noch bis die Förderanträge gestellt werden können. Das bremst uns noch ein bisschen.

Merkt man von den massiven Förderungen in Österreich schon was?
Anton Hargassner:
Ja, auf jeden Fall. Die Installateure verkaufen fleißig und werden sicher gefordert sein, die kommende Welle zu bewältigen.
Markus Hargassner: Aber das werden sie sicher schaffen, Österreich hat viel Kraft im Handwerk. Bei den Beratungen merken wir die Nachfrage derzeit sehr intensiv – unsere Mitarbeiter sind permanent unterwegs.

Also sind Sie etwas optimistischer für den Baubereich im heurigen Jahr?
Markus Hargassner:
Den können wir nicht so wirklich beurteilen. Was wir beurteilen können, ist der Sanierungsbereich und da tut sich schon einiges. Das spüren wir bei den Beratungen sehr deutlich.
Anton Hargassner: Wir sind sehr stark im Sanierungsbereich vertreten, beim Umstieg von Öl und Gas auf Pellets, Biomasse und jetzt auch noch auf Wärmepumpe.

Wie klimaneutral ist ein Pelletsofen mittlerweile?
Anton Hargassner:
In den letzten zehn Jahren gab es in der Biomasse-Entwicklung riesige Fortschritte. Nicht zuletzt deshalb, weil sich die österreichischen Hersteller gegenseitig gepusht haben. Und davon profitiert derzeit ganz Europa.

Markus Hargassner: Die ganze Branche hat die Emissionen binnen weniger Jahre nochmal um das Zehnfache gesenkt und auf ein Level gebracht, das bei beinahe null liegt. Da produziert jeder Autoreifen mehr Feinstaub. Oberösterreich ist die Speerspitze für vollautomatische Biomasseheizungen in Europa.

Ist eine Energiewende ohne Biomasse für Sie denkbar?
Anton Hargassner:
Nein, jedoch wird es nicht nur mit Biomasse gehen, aber sie wird ein wesentlicher Teil davon sein. Holz ist ein geniales Produkt, mit dem wir Wärme erzeugen können – und es wächst davon viel mehr nach, als wir überhaupt benötigen.
Man darf sich jedenfalls nicht nur auf eine Energieform einschießen. Beim Strom haben wir den Eindruck, dass da jetzt alles über PV produziert werden soll, das wird auch nicht funktionieren. Ein breites Portfolio an Wärme- und Stromproduktionsmöglichkeiten ist für uns als Gesellschaft zentral – und nicht ein Aufrechnen bei den Erneuerbaren, was besser und was schlechter ist.
Markus Hargassner: Das Schlagwort heißt Energiemix. Nur die Biomasse alleine wird es nicht machen können, aber wir sind ein Teil der Energiewende. Und Holz ist ein regionaler Brennstoff und die Wertschöpfung bleibt auch in der Region. Das ist der riesige Vorteil der Biomasse.

Hargassner hat im Vorjahr einen polnischen Wärmpumpenhersteller gekauft. Wollen Sie nun mit der Wärmepumpe auch in Österreich auf den Markt gehen?
Markus Hargassner:
Wir gehen einen ganz klaren Weg – Biomasse und erneuerbare Energie. Und dazu gehört auch die Wärmepumpe. Wir sind intensiv mit den Installateuren in Verbindung und gehen nun den nächsten Schritt, um unsere Kunden optimal zu bedienen – und da gehört die Wärmepumpe dazu. Hargassner ist offen für Neues und geht in Zukunft auch in den Wärmepumpenmarkt.
Anton Hargassner: Jedes erneuerbare Heizsystem hat seine Einsatzbereiche. Die Wärmepumpe ist im Niedrigenergiebereich einfach top, weil sie da ihre Kraft voll ausspielen kann. Die Biomasse kann dafür höhere Temperaturen erreichen und Energieschwankungen ausbalancieren. Durch das Anbieten von Wärmepumpen stellen wir uns nun breiter auf, um den Installateuren die volle Auswahl anbieten zu können.

Hargassner legt viel Wert auf eine familiäre Arbeitsatmosphäre – wie herausfordernd war die Mitarbeiterrekrutierung in den letzten Jahren und wie hoch ist der Mitarbeitstand derzeit?
Anton Hargassner:
Vor sechs Jahren hatten wir etwa 260 Mitarbeiter, jetzt liegen wir bei 1.200 Mitarbeiter. Natürlich sind da auch Firmen in Polen und der Slowakei, die wir übernommen haben, mitgerechnet. Aber alleine am Standort Weng arbeiten 700 Mitarbeiter. Das Finden von gutem Personal war die letzten Jahre sehr herausfordernd, aber wir haben das gut gelöst.

Anton Hargassner. | Foto: BRS/Siegl

Hargassner bietet etwa auch Fitnessstudio und viele andere Benefits an. Braucht man das mittlerweile, um im Innviertel gute Mitarbeiter zu gewinnen?
Anton Hargassner:
Das Wichtigste ist das Umfeld und der Umgang mit den Mitarbeitern – aber ja, gewisse Dinge sind dann vielleicht noch ein Zusatzplus. Aber grundsätzlich verstehen wir uns als ehrlicher, bodenständiger und regionaler Familienbetrieb – das zieht sich bei uns durch alle Bereiche.
Markus Hargassner: Worauf wir auch sehr viel Wert legen, sind Lehrlinge. Und das schlägt sich auch in unserem neuen Zubau wieder. Dort bauen wir eine 500 Quadratmeter große Lehrwerkstätte und können die Ausbildung somit noch einmal auf ein neues Level heben. In den Lehrlingsbereich setzen wir viel Kraft und Energie, der lokale Nachwuchs ist uns ein großes Anliegen.

Stichwort Zubau: Was war die Überlegung hinter der 40 Millionen Euro teuren und 18.000 Quadratmeter großen Erweiterung des Firmensitzes in Weng?
Anton Hargassner:
Wir sind in der Produktion sehr gut aufgestellt und der Zubau, den wir am 7. und 8. September mit einer großen Hausmesse eröffnen, wird sich in erster Linie dem Kundendienst widmen. Wir wollen einfach so schnell wie möglich beim Kunden sein und bestmögliches Service anbieten. Es wird im neuen Gebäude dann etwa ein vollautomatisches Ersatzteillager geben, die Forschung & Entwicklung bekommt mehr Platz und eine Krabbelstube bauen wir auch. Ein zentraler Aspekt ist für uns, dass wir beim Zubau auf Nachhaltigkeit setzen. Wir bauen eines der größten Holz-Parkhäuser in Europa, für insgesamt bis zu 500 Autos. In Summe werden 4.000 bis 5.000 Festmeter Holz verbaut – so viel wie in ganz Österreich in einer guten Stunde nachwächst.
Markus Hargassner: Das wird ein Bau für die Zukunft. Wir haben 80 Prozent Exportquote und feiern heuer unser 40-jähriges Bestehen. Wir sind stolz darauf, dass noch sehr viele Kunden eine 30 Jahre alte Anlage von uns haben – und die können wir binnen eines Tages mit Ersatzteilen beliefern. Deshalb ist unser Ansporn, dass wir das mit dem neuen Kundenservicecenter auch in Zukunft genau so weiter machen können.

Foto: BRS/Siegl

Was nimmt man als junge Generation Hargassner vom Vater bzw. von den Eltern mit?
Markus Hargassner:
Unser Vater ist noch immer in der Zentrale unterwegs, aber operativ sind beide im wohlverdienten Ruhestand. Von unseren Eltern haben wir Bodenständigkeit und Wertschätzung gelernt.

Sind das Innviertler Tugenden?
Markus Hargassner:
Ja, aber natürlich gehört beim Innviertler auch immer ein bisschen der Dickkopf dazu (beide lachen).

Das muss ja nichts Schlechtes sein.
Anton Hargassner:
Sonst wäre das Unternehmen heute nicht da, wo es ist. Die Sturheit braucht man manchmal, um an etwas dran zu bleiben. Vor 40 Jahren, als unser Vater die Firma gegründet hat, ist er quasi als „Verrückter“ betrachtet worden. Er hat etwas entwickelt, dass es damals in der Form noch nicht gab.
Markus Hargassner: Unsere Eltern hatten auch den Weitblick, gleich ins benachbarte Ausland zu exportieren. Mittlerweile haben wir eine Exportquote von 80 Prozent.

Exportiert Hargassner überwiegend nach Deutschland oder auch Osteuropa aufgrund des Zukaufs in Polen?
Anton Hargassner:
Wir sind bereits in ganz Europa tätig und mittlerweile auch in Übersee. Wir haben im Vorjahr eine Niederlassung in Toronto (Kanada) eröffnet. Auch dort sehen wir einen Zukunftsmarkt.

Was bringen dann die nächsten 40 Jahre Hargassner?
(Beide lachen)
Anton Hargassner: Als 2004 das neue Firmengebäude eröffnet wurde, haben die Eltern gedacht, da können wir beruhigt an die Kinder übergeben, es gibt genug Platz. Seitdem haben wir alle zwei bis drei Jahre nochmal dazu gebaut. Wir haben damals die Entwicklung des Unternehmens noch gar nicht abschätzen können. 40 Jahre in die Zukunft kann natürlich niemand schauen, aber wir haben das Unternehmen gerne übernommen und wollen es weiterentwickeln und mit der Zeit gehen – immer auf der Höhe der Zeit bei den erneuerbaren Energien.
Markus Hargassner: Wir wollen als Unternehmen stabil und gesund wachsen, das haben wir von unseren Eltern gelernt.

Foto: BRS/Siegl
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