Handel und Konsumenten gefragt
Heimische Essiggurkel brauchen Unterstützung

Der Gurkerlanbau bzw. die -ernte ist Personalintensiv. | Foto: LK OÖ
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Heimische Essiggurkerlproduzenten haben stark mit der Konkurrenz aus dem Ausland zu kämpfen. Die Landwirtschaftskammer fordert vor allem den Lebensmitteleinzelhandel dazu auf, Flagge zu zeigen. Aber auch die Konsumenten sind gefordert, vielleicht ein paar Cent mehr zu zahlen, dafür aber die heimische Produktion abzusichern.

OÖ/Ö. Durchschnittlich isst der Österreich 1,4 Kilogramm Essiggurkerl pro Jahr. Der Preisdruck im Handel ist groß, rund die Hälfte der im Einzelhandel angebotenen Gurkerl kommt aus dem Ausland. Hohe Lohn- und Lohnnebenkosten, gleichzeitig aber auch das Fehlen von Personal, machen es den heimischen Bauern laut Landwirtschaftskammer (LK) OÖ immer schwerer mit dem importierten Einlegegemüse zur konkurrieren.

„Die Kosten sind mit der Preiseinstiegsklasse von einem Euro für ein Glas Eigenmarken-Essiggurkerl nicht annähernd abbildbar und umsetzbar. Es gibt von Seiten der Konsumenten den eindeutigen Wunsch zu regionaler österreichischer Herkunft und das Bekenntnis zu einem angemessenen und fairen Preis bei Sicherstellung von Qualität und Nachhaltigkeit. Die Landwirtschaftskammer OÖ fordert daher den Handel auf, die ,Marke Österreich‘ durch eine eindeutige Herkunftskennzeichnung leicht ersichtlich zu machen und fordert von der Politik die Umsetzung einer generell verpflichtenden Herkunftskennzeichnung bei allen verarbeiteten Gemüsearten“,

so Landwirtschaftskammer OÖ-Präsident Franz Waldenberger.

Foto: LK OÖ

Store-Check offenbart Defizite bei Deklarierung

Die derzeit gültige Kennzeichnungsverordnung in Österreich und der EU erlaubt es, die Herkunft von verarbeitetem Gemüse nicht zwingend angeben zu müssen. Eine Erhebung des österreichischen Branchenverbandes für Obst und Gemüse (ÖBOG) und eine Analyse des Marktforschungsunternehmens Nielsen brachten folgendes Ergebnis: Ein Viertel der angebotenen Gläser war eindeutig als aus Österreich gekennzeichnet, ein weiteres Viertel (alles Eigenmarken) war ebenso österreichischer Herkunft, aber dahingehend nicht gekennzeichnet – wohl weil die Supermarktketten sich bei ihren Eigenmarkten Lieferantenwechsel offen lassen. Bei rund zwei Drittel der Gläser war die Herkunft nicht ersichtlich. Neun Prozent konnten eindeutig Deutschland oder der Türkei zugeordnet werden.

Eigenmarken mit 64 Prozent Marktanteil

Neueste Daten zeigen laut LK OÖ, dass der Anteil der „Eigenmarken“ bei Steril-Gemüse schon beinahe 64 Prozent ausmacht. Hier bestehe aus Sicht der Landwirte eine große Gefahr, jederzeit durch ein anderes Herkunftsland ersetzt werden zu können. Zudem würden die Eigenmarken – im Gegensatz zur Markenware – in der niedrigen Preiseinstiegsklasse positioniert.

Foto: LK OÖ

„Alle müssen angemessene Preise bekommen“

„Es ist uns ein wichtiges Anliegen, auch in Zukunft die Vermarktung von heimischem Gemüse zu fördern und sicherzustellen“, sagt Klaus Hraby, Geschäftsführer der efko Frischfrucht und Delikatessen GmbH. Ein Schulterschluss zwischen ProduzentInnen, Industrie, Handel und KonsumentInnen sei gefordert, um die Produktion von qualitativ hochwertigem Gemüse und Obst aus Österreich garantieren zu können. „Alle Stakeholder entlang der Wertschöpfungskette müssen angemessene Preise bekommen und die KonsumentInnen müssen auch bereit sein, für regional produzierte Lebensmittel zu bezahlen“, so Hraby – laut einer aktuellen JKU-Auswertung sind sie das auch.

Personal geht wegen höherer Löhne nach Deutschland

Neben den kontinuierlichen Marktanteilsverlusten bei vielen Produkten in den letzten Jahren komme nun zusätzlich der direkte Verlust von vielen abwandernden Stammarbeitskräften nach Deutschland – durch den verlockend höheren Nettolohn pro Stunde, der dort angeboten würde, wie Ewald Mayr, Obmann GEO_OÖ (Gemüse-, Erdäpfel- und Obstbauern OÖ), erklärt. „Nicht wenige Betriebe berichten deswegen von freiwilligen Mehrzahlungen, um ihr Personal halten zu können“, so Mayr. Hintergrund der „verlockenden“ Löhne in Deutschland ist einerseits die Einführung des 12-Euro-Mindestlohns. Und andererseits das sogenannten „70-Tage-Modell“ für Saisonarbeiter, bei dem auf Sozial- und Lohnnebenkosten sowie auf Urlaubs- und Weihnachtsgeld verzichtet werden kann.

V. l.: GEO_OÖ-Obmann Ewald Mayr, LK OÖ-Präsident Franz Waldenberger und Efko-Geschäftsführer Klaus Hraby. | Foto: LK OÖ
  • V. l.: GEO_OÖ-Obmann Ewald Mayr, LK OÖ-Präsident Franz Waldenberger und Efko-Geschäftsführer Klaus Hraby.
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