Standort-Ranking
Industrieregion Oberösterreich steigt im EU-Vergleich auf
Der Regional Competitiveness Index vergleicht Industrieregionen in der EU anhand diverser Kriterien in ihrer Wettbewerbsfähigkeit. Oberösterreich hat dabei seit der letzten Veröffentlichung vor drei Jahren einige Plätze gut gemacht.
OÖ. Unter 76 vergleichbaren Industrieregionen in der Europäischen Union belegt Oberösterreich bei einer aktuellen Auswertung des Regional Competitiveness Index (RCI) den 19. Platz und hat damit seit 2019 15 Plätze gutgemacht. Sechs davon – so ehrlich muss man sein – sind durch das Brexit-bedingte Ausscheiden britischer Regionen ganz von selbst gegangen. Die weiteren neun Plätze sind aus Sicht der Industriellenvereinigung (IV) OÖ das Ergebnis konsequenter Standortpolitik. Betont wird von IV OÖ-Präsident Stefan Pierer allerdings auch, dass Europa „nicht die Welt ist“ und „insgesamt an Stärke verliert“. Neben zu hohen Energiekosten sei es die Überregulierung in der EU mit ein Grund dafür. Österreich im speziellen leide stark unter den im Europavergleich höchsten Lohnstückkosten und am allgemeinen Arbeitskräftemangel.
„Die größten Stärken des Industriestandortes Oberösterreich liegen in der Innovationskraft der Wirtschaft, einer hohen Forschungsquote der Leitbetriebe, die mit einer Vielzahl an innovativen KMUs kooperieren. Dazu kommt die weltweit einzigartige Qualität der dualen Ausbildung, einer hohen Qualifizierungsbeteiligung von Erwachsenen und eine hohe Arbeitsproduktivität. Die Schwächen sind nach wie vor im Schulwesen, bei der Überregulierung, der Fachkräfteverfügbarkeit und den nationalen öffentlichen Finanzen zu finden“,
fasst IV OÖ-Präsident Stefan Pierer die Ergebnisse zusammen.
Stark bei Innovation und Technologie
Die Detailbetrachtung zeigt, dass Oberösterreichs größte Stärken im RCI 2022 klar im Bereich Innovation und Technologie liegen, im entsprechenden Subindex ist man unter den Top 10 Industrieregionen Europas. Dies ist insbesondere deshalb bemerkenswert, da Oberösterreich in der letzten Ausgabe des Industrierankings 2019 bei diesem Subindex noch auf Rang 46 gelegen hatte. Dieser Sprung um 36 Plätze ist vor allem auf die Spitzenplatzierungen in den beiden Säulen „Business Sophistication“ mit dem 2. Platz und „Innovation“ mit Rang 13 zurückzuführen. Auch in der Säule „Technological Readiness“ konnte sich Oberösterreich merklich verbessern (von Rang 60 auf 36).
„Die besten Regionen sind bei allen Standortrahmenbedingungen der Maßstab und zeigen auf, wo das Verbesserungspotenzial für Oberösterreich liegt“,
so IV OÖ-Geschäftsführer Joachim Haindl-Grutsch.
Einen deutlichen Rückgang gab es in der Säule Basic Education, wo Oberösterreich von Rang 15 auf Rang 56 fiel. Hauptgrund: In der Säule Basic Education wurden alle drei vorherigen Indikatoren vollständig durch neue ersetzt: Statt den drei zuletzt verwendeten Indikatoren ‚Vom Arbeitgeber bezahlte Weiterbildungen‘, ‚Informationszugang zu Weiterbildungsangeboten‘ sowie ‚Sprachkenntnisse‘ beschäftigen sich alle drei Indikatoren der Säule im RCI 2022 mit dem Thema Grundkompetenzen (Lesen, Mathematik und Naturwissenschaft) von Schülern und basieren auf der PISA-Erhebung. Die Folge ist ein Absturz von Oberösterreich in der Säule Basic Education im RCI 2022. „Österreichs sehr durchschnittliche Ergebnisse in der PISA-Studie wirken sich massiv negativ auf das Ranking im RCI aus“, stellt Haindl-Grutsch fest.
„Keinesfalls ein Ruhekissen“
„Good news in hard times“ sind die RCI-Ergebnisse für Landesrat Markus Achleitner (ÖVP). Für Oberösterreichs Standortpolitik soll das aber „keinesfalls ein Ruhekissen sein, sondern wir wollen diesen Aufwärtstrend als Rückenwind nutzen, um Oberösterreich im Wettbewerb der Regionen noch weiter voran zu bringen“. Als wichtige Faktoren dafür sieht er etwa die neue Digital-Uni (IDSA) in Linz und den schnell voranschreitenden Breitbandausbau sowie nicht zuletzt die oö. Wirtschafts- und Forschungsstrategie „upperVision2030“ im Rahmen derer bis 2030 eine Milliarde Euro an Förderungen investiert werden sollen. Nötig seien aber auch entsprechende Forschungsförderungen des Bundes. Der Wohlstand in Oberösterreich könne aber eben auch nur erhalten bleiben, solange auf eine starke Industrie gesetzt werde, warnt Achleitner unisono vor einer drohenden Deindustrialisierung Österreichs und Europas. Wichtig seien dabei auch Verbündete – anbieten würde sich aus Sicht des Landesrats etwa der Süddeutsche Raum.
„Wir wollen Oberösterreich im Spitzenfeld der EU-Regionen noch weiter vorne positionieren. Dazu braucht es insbesondere eine Senkung der Kosten auf Arbeit, noch mehr qualifizierten Zuzug und Investitionsförderungen auf allen Ebenen zur Absicherung der Produktion. In Sachen Transformation von Energie und Mobilität bedarf es Technologieoffenheit. Forschung und Industrie sind hier die Lösung“,
so das Fazit von Wirtschafts-Landesrat Markus Achleitner.
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