Bildung vs. Betreuung
Kinderfreunde fordern Wahrung der Qualität

Viele Gemeinden wollen die Qualität des Hortes zum Preis der Nachmittagsbetreuung. | Foto: Kinderfreunde OÖ
  • Viele Gemeinden wollen die Qualität des Hortes zum Preis der Nachmittagsbetreuung.
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Immer mehr Gemeinden entscheiden sich an Schulen für das Modell der Nachmittagsbetreuung, das zunehmend die bewährten Horteinrichtungen ersetzt. Gründe dafür sind Einsparungen im Bildungs- bereich, die einmal mehr am Rücken der Kinder ausgetragen werden.

OÖ. Die Nachmittagsbetreuung umfasst wesentlich schlechtere Betreuungsqualität und mangelnde gesetzliche Vorgaben. Den Kinderfreunden Oberösterreich ist es wichtig, dass Kinder die beste Bildung erhalten und keiner schlechten Betreuungssituation ausgesetzt sind.

Hort vs. Nachmittagsbetreuung

Es war ein langer Weg, um Horte von klassischen Betreuungseinrichtungen zu Bildungseinrichtungen am Nachmittag zu etablieren. In Horten gibt es einen festgelegten Betreuungsschlüssel, so werden maximal 23 Kinder von mindestens zwei Personen betreut. Darüber hinaus haben Hortpädagogen eine umfassende und gesetzlich vorgeschriebene elementarpädagogische Ausbildung. Kindern mit erhöhtem Betreuungsbedarf werden in einer Horteinrichtung eigene Assistenzkräfte für Integration zur Seite gestellt, um auf die besonderen Bedürfnisse dieser Kinder zu achten, deren Entwicklung genauestens zu beobachten und folglich bestmöglich zu unterstützen.

Die Trägereinrichtung muss ein detailliertes pädagogisches Konzept vorlegen, in dem neben der Lernbetreuung, ein Schwerpunkt auf der Dokumentation der Entwicklungsfortschritte jedes einzelnen Kindes liegt. Selbst bei den räumlichen Gegebenheiten gibt es gesetzliche Vorgaben, was etwa die Mindestgröße und - höhe des Raumes betrifft sowie zahlreiche weitere Details, um eine bestmögliche Lern- und Entwicklungssituation zu schaffen.

„All das was mittlerweile als selbstverständlich angesehen werden sollte, gilt nicht für die immer beliebtere Form der „Nachmittagsbetreuung“ an Schulen“, warnt Petra Sucherbauer, Geschäftsführerin der Familienzentren GmbH der OÖ Kinderfreunde und weiter: „Es sind schlichtweg Kostengründe und Einsparungen im Bildungsbereich, die diese negativen Entwicklungen fördern.“

Mangelndes Bewusstsein

Die Kinderfreunde sehen den Grund für diesen Abwärtstrend weniger bei den Gemeinden. „Den Ge- meinden ist der große Qualitätsunterschied zwischen der Nachmittagsbetreuung und der klassischen Horteinrichtung oftmals gar nicht bewusst“, so Sucherbauer. „Gemeindevertreter fordern oftmals die Kosten der Nachmittagsbetreuung aber die Qualität der Horteinrichtung – das passt aber nicht zusammen“, betont Sucherbauer. Die Kinderfreunde sehen sich da in der Pflicht künftig noch stärker über diese Unterschiede zu informieren.

Für die Nachmittagsbetreuung ist kein verbindlicher Betreuungsschlüssel vorgegeben, es gibt hier lediglich Richtwerte. Stützkräften fehlt oft die erforderliche Zusatzausbildung: Auf die Bedürfnisse von Kindern mit sonderpädagogischem Förderbedarf kann nicht wie in Horteinrichtungen ein- gegangen werden. Pädagogisches Konzept und Raumvorgaben sind nicht in der Ausprägung vorgegeben wie in Horteinrichtungen. Dieses Wissen fehlt oftmals auch den Eltern, die ihre Kinder eigentlich gut betreut haben möchten.

Ganztagsschulen ausbauen und auf Qualität achten

„Hier werden Kinderbildungseinrichtungen tatsächlich wieder zu sogenannten Aufbewahrungsstät- ten, das können wir so nicht mehr akzeptieren. Wir achten in unseren Nachmittagsbetreuungsstan- dorten bestmöglich auf die Bedürfnisse der Kinder und versuchen den großen Qualitätseinschnitt ab- zufedern“ sagt Roland Schwandner, Vorsitzender der Kinderfreunde Oberösterreich.

„Es ist uns ein Anliegen, aufzuzeigen, dass sich Kinder die besten Entwicklungsmöglichkeiten verdient haben. Wir fordern daher verbindliche gesetzliche Vorgaben für Nachmittagsbetreuungen hinsichtlich maxi- maler Gruppengröße, räumlicher Anforderungen und der Betreuung von Kindern, die einer eingehen- den pädagogischen Begleitung bedürfen. Wir sehen Ganztagsschulen als wesentliche Unterstützung bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, aber auch für die bestmögliche Förderung der Entwicklungspotentiale der Kinder. Dabei muss aber jedenfalls auf die Qualität geachtet werden – ganz im Sinne unserer Kinder“, sagt Schwandner.

Neue Ausbildung für Personal

Die Familienzentren GmbH der OÖ Kinderfreunde ist Träger von zahlreichen Kinderbildungseinrich- tungen von Krabbelstube bis hin zu Horteinrichtungen und betreut täglich rund 5.000 Kinder oberös- terreichweit. Mittlerweile betreibt sie auch 26 Standorte der Nachmittagsbetreuung. „Auch wir se- hen uns mit immer größeren Herausforderungen konfrontiert, um die Qualität unseren pädagogi- schen Standards folgend zu heben“, sagt Sucherbauer.

Um die Qualität zu erhöhen, bieten die Kinderfreunde OÖ ab Frühling 2021 in ihrer Familienakademie eine Weiterqualifizierung für Betreuer in Nachmittagsbetreuungen/Ganztagsschulen an. Im Rahmen dieses Lehrgangs wird auf die aktuellen Situationen der Praxis eingegangen, neueste pädagogische Standards gelehrt und die Teilnehmer für die täglichen Aufgabenfelder gestärkt.

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