Hypo OÖ
Neuer Vorstandschef: Fokus auf nachhaltige Geldanlage
Seit August ist Klaus Kumpfmüller neuer Vorstandsvorsitzender der Hypo OÖ. Der 50-jährige Leondinger war bis vor einem halben Jahr Vorstand der Finanzmarktaufsicht (FMA), davor Chef der Österreichischen Bundesfinanzierungsagentur und auch bereits in der Hypo OÖ und der Raiffeisenlandesbank OÖ als Großkundenbetreuer tätig.
Im Interview mit BezirksRundschau-Chefredakteur Thomas Winkler lobt er die Maßnahmen der Regierung gegen die Corona-Wirtschaftskrise, fordert aber eine stärkere Ausrichtung auf nachhaltige Entwicklung, Ökologisierung und Digitalisierung.
BezirksRundschau: Wie stark ist die Hypo OÖ von Corona betroffen?
Kumpfmüller: Für die Hypo OÖ mit ihren Geschäftsfeldern sind die Auswirkungen eher gering. Wir haben rund 1000 Fälle von Stundungen oder Überbrückungsfinanzierungen. In der Wohnbau-Finanzierung, unserem Kerngeschäft, spüren wir nichts – die Immobilien-Investitionen laufen, sie sind in den ersten sechs Monaten sogar um 50 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Einerseits, weil wir unsere Marktposition verbessert haben, andererseits, weil die Immobilienpreise weiter steigen. In den letzten zehn Jahren haben sie sich verdoppelt. Das ist relativ gesehen im internationalen Vergleich viel, absolut gesehen liegen wir bei den Immobilienpreisen aber noch im Mittelfeld. Wir haben also keine Blase oder Überbewertung.
Der Trend wird aber anhalten, weil es weiterhin keine Zinsen gibt ...
Ich gehe davon aus, dass es noch lange relativ niedrige Zinsen gibt, die EZB wird lange an der Zinspolitik festhalten ... festhalten müssen.
Vier Milliarden Verlust pro Jahr auf Österreichs Sparbüchern
Zur Freude der Kreditnehmer – was sollen die Sparer tun?
Nicht nur aufs Sparbuch setzen, dort verlieren sie effektiv Geld. 250 Milliarden Euro liegen auf Österreichs Sparbüchern. Und jedes Jahr gehen wegen der Inflation vier Milliarden Euro verloren. Es gibt andere Möglichkeiten wie Wertpapiere, Anleihen, Aktien, mit ihrem Erwerb muss aber das entsprechende Risikobewusstsein verbunden sein. Die Anleger müssen das Spannungsfeld Ertrag versus Risiko verstehen.
Wohin geht der Trend bei derartigen Veranlagungen?
Immer stärker spürbar in "gute Investments" – nachhaltige Produkte. Wir schulen unsere Berater intensiv in dieser Hinsicht und haben diesbezüglich das beste Rating, das es gibt. Denn immer mehr Menschen fragen sich: "Was passiert mit dem Geld, das ich anlege." Wir als Hypo OÖ agieren auch in der Geldanlage regional und nachhaltig – und darauf werden wir uns noch stärker fokussieren.
Wie wirkt sich die Corona-Krise auf die Wirtschaft in Oberösterreich aus?
Wir haben einen massiven Einbruch mit schwerwiegenden Auswirkungen auf viele Unternehmen, aber derzeit ist davon noch wenig sichtbar. Auch weil der Staat massiv Geld in die Hand genommen hat. Ich gehe davon aus, dass wir im nächsten Jahr die Auswirkungen sehen. Damit die nicht zu dramatisch werden, halte ich es für richtig, dass die Regierung viel Geld investiert, um den Konsum zu stimulieren. Ansonsten hätten wir eine große Anzahl an Pleiten.
Die Situation durch Corona und das zur Verfügung gestellte Geld müssen dafür genutzt werden, dass sich die Wirtschaft in eine nachhaltige Richtung entwickelt.
Also keine Kritik an den Regierungsmaßnahmen?
Am Anfang standen die Notmaßnahmen, da gab es Probleme bei der Abwicklung. Im zweiten Schritt geht es jetzt um das Stimulieren der Konjunktur – Stichwort Investitionsprämie, die für Klein- und Mittelbetriebe aber auch für die Industrie sehr interessant ist. Was mir noch fehlt, was aber kommen soll: Stärkere Anreize für eine nachhaltige Entwicklung der Wirtschaft in Richtung Digitalisierung und Ökologisierung. Die Situation durch Corona und das zur Verfügung gestellte Geld müssen dafür genutzt werden, dass sich die Wirtschaft in eine nachhaltige Richtung entwickelt. Dafür soll es ja auch in Oberösterreich noch ein Paket geben, das im Herbst präsentiert wird.
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