Weltraumforschung
Welgersdorfer Hannes Gröller arbeitet für die NASA

Der Welgersdorfer Weltraumforscher Hannes Gröller sucht nach Asteroiden und Kometen. | Foto: Michael Strini
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  • Der Welgersdorfer Weltraumforscher Hannes Gröller sucht nach Asteroiden und Kometen.
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Hannes Gröller aus Welgersdorf sucht im Auftrag der NASA nach Asteroiden und Kometen, die eine Gefahr für die Erde werden könnten.

WELGERSDORF. Der gebürtige Welgersdorfer Hannes Gröller arbeitet seit Jahren im Rahmen eines Projekts zur Weltraumforschung für die NASA (National Aeronautics and Space Administration). Er haelt Ausschau nach Asteroiden und Kometen, die eine Gefahr für die Erde bedeuten könnten.
Gröller ist nunmehr auch Botschafter und Ansprechperson der Absolventen der Uni Graz in Arizona. Im Rahmen seines Heimaturlaubs sprach der in Tucson (Arizona), in der Nähe eines der größten Indianerreservate, wohnende Südburgenländer mit den Bezirksblättern über seine Arbeit in den USA.

Das Interview

BEZIRKSBLÄTTER: Wie kamst du zur Stelle bei dem NASA-Projekt?
HANNES GRÖLLER: Ich habe an der Universität Graz Telematik studiert, welches ich mit einem Bachelor abgeschlossen habe. Danach machte ich den Magister in Weltraumwissenschaften und das Doktorat in Physik im Fachbereich Atmosphärenphysik von Mars und Venus. Dann erhielt ich eine Postdoc-Stelle an der Universität von Arizona, fuer die Auswertung von MAVEN Daten, eine Raumsonde, die um den Mars kreist. In meiner Freizeit machte ich dort dann die Ausbildung, um auch Teleskope bedienen zu koennen, was mich zu meinem jetzigen Job geführt hat.

Wie entstand das Interesse am Weltraum?

Raumfahrt hat mich schon immer interessiert. Es ist fast klischeehaft, dass ich als Kind Star Wars und Star Trek super fand. Es hat mich schon immer fasziniert, herauszufinden, was es da draußen alles gibt. Eine meiner Lieblingsfiguren bei Star Wars ist Yoda.

Wie sieht dein Aufgabenbereich nun aus?
Mit dem Catalina Sky Survey-Programm, das von der NASA finanziert wird, suchen wir nach erdnahen Asteroiden und Kometen. Es geht darum, nach Objekten Ausschau zu halten, die sich im erdnahen Bereich bewegen und theoretisch für die Erde eine Gefahr sein könnten. Vor Jahren trat der US-Kongress an die NASA heran, ein solches Projekt zu starten. Es gibt ein paar derartiger Programme, aber wir sind bei der Suche und Entdeckung die Besten.

Wie viele solcher Asteroiden schwirren im Umkreis der Erde herum?
Nun, im Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter gibt es die meisten, mit etwas über einer Million. In Erdnähe sind es fast 26.000, die bekannt sind. Sogenannte PHAs (potentially hazardous asteroid) - auf Deutsch potentiell gefährliche Asteroiden - gibt es um die 2.200 Objekte. Die Gefahr ist zwar gering, aber sie besteht.

Hannes Gröller mit "seinem" Teleskop, mit dem er den Weltraum durchforstet. | Foto: Hannes Gröller
  • Hannes Gröller mit "seinem" Teleskop, mit dem er den Weltraum durchforstet.
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Ab wann besteht eine solche Gefahr tatsächlich?
Viele Menschen sprechen mich immer wieder auf die Dinosaurier an. So etwas sehen wir derzeit nicht. Ein PHA muss mindestens einen Durchmesser von 140 Metern haben und naeher als die 20-fache Erde-Mond Distanz sein. Es kommt fast wöchentlich vor, dass sehr kleine Asteroiden (ein paar Meter im Durchmesser) innerhalb der Mondumlaufbahn entdeckt werden. Wenn diese in die Erdatmosphäre eintreten würden, würden diese verglühen und schauen als Sternschnuppen einfach nur gut aus. Mit Apophis gibt es einen etwa 350 Meter im Durchmesser großen Asteroiden, der Mitte April 2029 der Erde mit etwa 32.000 Kilometern sehr nahe kommen wird (näher als die geostationären Satelliten). Man könnte sagen, er klopft bei der Tür an. Es ist durchaus möglich, dass dadurch Satelliten gefährdet sind, die Erde jedoch nicht.

Was gefällt dir an deiner Tätigkeit?
Ich war Anfangs sehr überrascht, wie viele Asteroiden und Kometen wir finden. Das macht mir auch besonders Spaß, ständig Neues zu entdecken. Das ist wirklich faszinierend. Ich würde gerne auch einmal so einen einschneidenden Asteroiden entdecken, aber natürlich nur einen kleinen, der dann verglüht. Ein Einschlag wäre uncool.
Wir tauschen uns auch alle zwei Jahre mit Experten von den verschiedensten Weltraumorganisationen und dem United Nations Office for Outer Space Affairs bei einer Konferenz aus, bei denen mögliche Szenarien durchgespielt werden. Heuer wäre ein solches in Wien geplant gewesen.

Hast du schon persönlich etwas Besonderes entdeckt?
Ja, ich entdeckte bereits zwei unbekannte Kometen. Diese sind jetzt nach mir benannt. Das ist schon sehr cool. Die beiden schwirren zwischen Erde und Jupiter bzw. zwischen Erde und Saturn herum und kommen alle 7,5 und 20 Jahre bei der Erde vorbei. Es heißt da noch etwas warten. Neben einigen interessanten Asteroiden, habe ich auch bereits 24 PHAs gefunden.

Foto: Hannes Gröller

Wie schaut dann so ein normaler Arbeitstag bei dir aus?
Im Grunde schlafe ich am Tag und arbeite in der Nacht. Arbeitsbeginn ist bei mir etwa 1 Stunde vor Sonnenuntergang. Dann arbeite ich bis etwa eine halbe Stunde nach Sonnenaufgang. Das variiert pro Jahreszeit, im Winter sind es bis zu 15 Stunden, im Sommer neun Stunden. Zunächst gibt es Vorbereitungen für die Arbeit mit dem Teleskop, wie öffnen der Kuppel, und dann wird geplant, welche Region am Nachthimmel beobachtet wird. Aus vier Bildern vom Teleskop werden Kurzklipps zusammenstellt, die ich dann auswerten muss. Falsche, nicht reale, Objekte wie etwa von Lichtspiegelungen werden aussortiert und reale Objekte werden noch weiter untersucht, ob es sich um bekannte oder noch unbekannte Objekte handelt. Das ist durchaus spannend. Reale und unbekannte Objekte leiten wir dann an das Minor Planet Center (MPC) weiter. Das MPC ist die offizielle Organisation für die Sammlung, Auswertung und Veröffentlichung von Daten über Kleinplaneten, Asteroiden und Kometen. Es ist dem Smithonian Museum angegliedert und arbeitet mit der Harvard University zusammen.

Wie verbringst du dann deine Freizeit?
Tagsüber, wenn ich am Teleskop bin, gehe ich sehr viel Wandern oder im Winter auch Skifahren, falls es mal Schnee gibt. Wenn ich frei habe, bin ich viel Stand-Up-Paddling, campen und Fahrrad fahren. Ich mache aber auch einige Roadtrips. Das ist eine gute Abwechslung zum Alltag.

Foto: Hannes Gröller

Wenn du Österreich mit den USA vergleichst, wo gibt es die größten Unterschiede?
Die Mentalität ist verschieden. In den USA sind die Menschen zunächst extrem offen, aber dann eher zurückhaltend, beispielsweise wenn es um persönliche Treffen geht. Bei uns in Österreich ist es eher umgekehrt. In den USA wird auch ein Quadratmeter-Abstand zu anderen beispielsweise im Supermarkt gehalten und sollte dieser unterschritten werden, hört man sehr oft ein "Sorry!". In Österreich passiert das eventuell, wenn jemand angerempelt wird.
Auch der Lebensstil ist ein anderer. Es gibt in den USA natürlich die vielen großen High-Tech-Unternehmen, aber der normale Lebensstandard für die meisten Personen kann mit Österreich nicht immer mithalten. Das Autofahren ist meiner Meinung nach angenehmer und auch gesitteter, und bei den Schulbussen in Haltestellen muss gewartet werden, bis diese wieder losfahren. Woran ich mich außerdem nie gewöhnen werde, ist das Waffengesetz. Auf der einen Seite kann man bereits mit 18 Jahren eine Waffe kaufen, aber andererseits darf man auch leichtprozentigen Alkohol erst mit 21 Jahren trinken und auch nicht in der Öffentlichkeit.
Das Krankensystem ist zudem sehr teuer. Viele haben nur eine Grundversorgung oder sogar gar keine Krankenversicherung. Ich habe eine ähnliche Krankenversicherung wie in Österreich, aber auch nur, weil meine Uni den größten Teil der Kosten übernimmt.

Foto: Hannes Gröller

Gibt es etwas, was du in den USA vermisst?
Ja, das Essen ist doch anders. Sie haben zwar auch sehr gutes Essen, aber ich vermisse beispielsweise das gute Brot in Österreich. Ich habe angefangen, Brot selber zu backen, aber auch Sauerkraut und Würste selbst zu machen.

Wie bleibst du mit der "alten Heimat" in Verbindung?
Normalerweise komme ich einmal im Jahr für vier bis fünf Wochen nach Österreich. Die restliche Zeit nutze ich Facebook, Skype, SMS oder Facetime, um mit Familie und Freunden Kontakt zu pflegen. Dieser ist durchaus aufrecht. Mein Onkel scherzte mal, er sieht mich jetzt öfter, als zu der Zeit, wie ich noch in Österreich war. Das Internet macht es heutzutage viel einfacher zu kommunizieren als früher; damals konnten die Auswanderer vielleicht einen Brief schreiben oder später eben telefonieren.

Foto: Hannes Gröller

Persönliches

  • Lieblingsspeise: Steak
  • Lieblingsgetränk: Wasser
  • Lieblingsmusik: Country Music
  • Lieblingsfarbe: Grün
  • Lieblingsschauspieler: Dwayne "The Rock" Johnson, ich mag seine humorigen Actionfilme

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