Oberwart
Diskussionen um neue Buslinien und BAST zwischen SPÖ und ÖVP
Die neuen Buslinien, Fahrzeiten und das BAST-Modell sorgen für Diskussionen.
SÜDBURGENLAND. Am Montag, 4. September, startete im Burgenland ein neues Bussystem. Vor allem im Südburgenland bauten die Verkehrsbetriebe Burgenland (VBB) die Fahrzeiten deutlich aus. Komplett neu ist dabei auch das Burgenländische Anrufsammeltaxi-Modell (BAST).
"Es war eine unglaubliche Herausforderung, die Planungen, Fahrpläne usw. umzusetzen. Wir hatten ein ambitioniertes Ziel und sind bei der Erstellung auf viele Anregungen aus der Bevölkerung eingegangen. Die Pläne wurden immer wieder verbessert, damit sie ineinandergreifen. Da kam es dann auch Verunsicherung. Bei Fragen stehen unsere Agents de facto rund um die Uhr zur Verfügung. Die aktuellen Fahrpläne gibt es online", schildert VBB-Geschäftsführer Wolfgang Werderits.
Sammeltaxi im Einsatz
Von 3.30 Uhr bis 20.30 Uhr sind die BAST-Fahrzeuge im Einsatz. "Wir haben insgesamt 20 Fahrzeuge pro Schicht in den vier Bezirken Oberwart, Güssing, Jennersdorf und Oberpullendorf im Einsatz. Insgesamt sind 150 Mitarbeiter derzeit beschäftigt, davon 50 Frauen. Die Anrufzentrale ist von 6 bis 22 Uhr besetzt, die restliche Zeit stehen wir online für Buchungen und Fragen zur Verfügung. Vor einigen Wochen gab es 70 bis 80 Anrufe pro Woche, zuletzt waren es um die 400", berichtet Werderits.
Er spricht von einem "Meilenstein für den öffentlichen Verkehr im Südburgenland". Von 100 Gemeinden beteiligen sich 99 Gemeinden am BAST-System. "Es wurden rund 2.500 Haltepunkte in den vier Bezirken errichtet. Die Gemeinden haben die Plätze bestimmt, Tafeln bezahlt und aufgestellt. Die Halteplätze können jederzeit erweitert oder im Bedarf auch eingestellt werden", so Werderits.
Abfahrtszeit wird eruiert
"Unser neues System funktioniert ein wenig anders. Unser Ausgangspunkt ist, wann jemand wo sein muss. Beispiel: Ein Fahrgast will von Höll nach Wien und muss um 9 Uhr dort sein. Dann errechnet unser System die Abfahrtszeit. Das System inkludiert dabei auch, ob andere Fahrgäste mit reingenommen werden können, ohne dass es zu größeren Verzögerungen kommt. Mit dem BAST-Taxi wird der Fahrgast dann zur nächsten Hauptlinie befördert, um mit dieser dann ans Ziel zu kommen. Bei Menschen mit mobilitätseinschränkungen ist auch eine Hausabholung möglich. Ansonsten erfolgt diese immer beim nächstgelegenen BAST-Halteplatz", fasst er zusammen.
Befürwortet wird das Projekt von Bgm. LA Wolfgang Sodl aus Olbendorf: "Es bedeutet eine klare Verbesserung für die Pendler im Südburgenland. Bestehende G1-Fahrzeiten als Beispiel wurden nie wirklich neuen Gegebenheiten angepasst. Das wurde im Zuge des Gesamtkonzepts gemacht und darum scheint aus Unterschiede in den Fahrzeiten zu geben. Wir müssen mehr Menschen zum öffentlichen Verkehr bringen und deshalb ein attraktives Angebot schaffen. Das gelingt uns mit diesem neuen Gesamtpaket."
Schülertransporte unangetastet
Schülertransporte bleiben zumindest für das Schuljahr 2023/24 unangetastet. "Es wird aber stetig evaluiert und es kann dann auch Zusammenlegungen geben, wenn dies Synergien schafft", so Werderits.
Für die neuen VBB-Linien stehen Stadtlinien-, Fernlinien- und Stockbusse zur Verfügung. "Insgesamt verwalten wir rund 70 Busse. Im Oktober startet eine eigene Ausbildungsschiene. Für fixe Linien arbeiten wir auch mit externen Partnern zusammen", betont er.
Heftige Kritik der ÖVP
Heftige Kritik an den neuen Fahrplänen kommt von der ÖVP, die auch eine Online-Petition dagegen startete. "Der Weg in die Arbeit wird künftig für viele Tagespendler noch mühsamer. Das ist eine Pendlerschikane. Die SPÖ-Alleinregierung ist wieder einfach drüber gefahren. Dabei gibt es bereits gute Beispiele, die funktionieren. So werden nur funktionierende Strukturen zerschlagen. Eine höhere Frequenz ist gut, aber da sollte die G1 weiter machen. Da wurde wieder Steuergeld verschwendet und Versprechungen sind verpufft. Die Praxis wird zeigen, wie das angenommen wird“, kritisiert ÖVP-LPO Christian Sagartz.
"In Oberschützen und Bad Tatzmannsdorf gab es bislang eine Direktroute nach Wien. Nun müssen unsere Pendler erst zu einer Hauptroute gelangen, entweder mit dem BAST oder Privatauto. Das trifft Pendler, Studenten, Kurgäste und Touristen. Auch die Fahrten dauern durchs Umsteigen und damit verbundenen Wartezeiten deutlich länger", fügt Pendlersprecher LA Hans Unger hinzu.
Gemeinden müssen zahlen
Kritik gab es auch von anderen Bürgermeistern, vor allem - wie der Ollersdorfer Bernd Strobl auch betont - daran, dass die Haltestellen auf Gemeindekosten errichtet werden sollten. "Ursprünglich hat es geheißen, dass das nicht der Fall wäre. Wir haben uns dann nach einigen Diskussionen widerwillig entschlossen, mitzumachen", meinten einige Ortschefs.
Ollersdorf ist nun die einzige Gemeinde, die nicht von Beginn weg dabei ist. "Es gibt aber Gespräche und ich bin guter Dinge, dass letzte Details bald ausgeräumt sind. Mir ist bewusst, dass es auch Kommunikationsversäumnisse gab. Diese haben wir in den letzten Tagen und Wochen verringert. Bei offenen Fragen sollen sich die Leute an uns wenden. Gemeinsam können sicher gute Lösungen gefunden werden.", sagt Werderits.
SPÖ weist Kritik zurück
Auf die Kritik der ÖVP reagiert die SPÖ gelassen. „Anstatt sich massiv für den Ausbau des Öffentlichen Verkehrs bei den eigenen Ministerien in Wien im Interesse der Burgenländerinnen und Burgenländer einzusetzen, agieren ÖVP und die Grünen als verkehrspolitische Geisterfahrer. Wir streben eine flächendeckende Öffi-Versorgung an“, sagt SPÖ-LGF LA Roland Fürst.
- Infos zu neuen Fahrplänen: www.verkehrsbetriebe-burgenland.at
- BAST-Infohotline und Buchung:0800 500 805 oder www.bast-burgenland.at
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