Österreichs Frauennationalteam in Tatz - Teamchef Dominik Thalhammer und Kapitänin Viktoria Schnaderbeck im Bezirksblätter Interview
Das ÖFB-Frauennationalteam bereitete sich auf das entscheidende EM-Qualifikationsspiel in Wales mit einem Trainingslager in Bad Tatzmannsdorf vor. Neben intensiven Trainingseinheiten gab es auch zwischendurch Zeit, zu regenerieren.
Teamchef Dominik Thalhammer und Kapitänin Viktoria Schnaderbeck stellten sich den Fragen der Bezirksblätter.
BAD TATZMANNSDORF. Das Österreichische Frauen-Nationalteam von Dominik Thalhammer spielte am Dienstag, 20. September, das entscheidende EM-Qualifikationsspiel für die Endrunde in den Niederlanden 2017.
Mit einem Sieg in Wales schafft das junge Team erstmalig die Qualifikation für eine Europameisterschaft und somit Historisches in der Österreichischen Fußballgeschichte. Selbst ein Remis oder Niederlage könnten für die direkte Qualifikation als eine der sechs besten Gruppenzweiten reichen - doch natürlich will das Team den historischen Erfolg mit einem Sieg in Wales abrunden und aus eigener Kraft die Endrunde erreichen. Im "Worst Case" müssten die ÖFB-Frauen in zwei Playoffspiele.
Vorbereitung in Bad Tatzmannsdorf
Das Team bereitete sich auf dieses so wichtige Qualispiel in Bad Tatzmannsdorf vor. Intensive Trainings sollten den letzten Feinschliff geben und noch einige neue Taktikvarianten entwickeln. Doch auch die Zeit für etwas Regeneration war gegeben. Das A-Team war zum bereits dritten Mal hier und fühlt sich durch das Ambiente, Service und kurze Wege besonders wohl im AVITA und der Fußballarena Bad Tatzmannsdorf.
Teamchef und Kapitänin im Interview
Bezirksblätter-Redakteur Michael Strini sprach beim Trainingslager mit Teamchef Dominik Thalhammer und Team-Kapitänin Viktoria Schnaderbeck vom FC Bayern München.
Wie siehst du die Entwicklung des österreichischen Frauenfussballs in den letzten drei bis Jahren?
Dominik Thalhammer: An der Spitze gewaltig! Wir konnten uns mit dem U17 und U19-Team erstmalig für eine EM-Endrunde qualifizieren und stehen mit dem A-Team nun ganz kurz davor. Das Nationale Zentrum in St. Pölten bedeutet natürlich einen großen Meilenstein. Was aber fehlt ist die Breite, da ist noch zu wenig passiert und eine Offensive notwendig. Da gilt es den Rückenwind einer erfolgreichen Qualifikation zu nutzen.
Welchen Stellenwert hat die voraussichtlich erstmalige EM-Qualifikation auch in Bezug auf die öffentliche Warnehmung?
Thalhammer: Sie wird gewaltig helfen und dem Frauenfussball mit Sicherheit einen Riesenimpuls geben. Es ist aber wichtig, dass flankierende Maßnahmen diesen unterstützen. Da sind auch Verbände und Vereine gefragt.
Was fehlt deiner Meinung nach noch zur Europa- bzw. Weltspitze?
Thalhammer: Gegen Teams wie Norwegen können wir schon mehr Ballbesitz behaupten, was aber noch ein wenig fehlt, ist die Effizienz vorm Tor und beim letzten Pass. Doch auch in dem Bereich entwickeln wir uns ständig weiter.
Was sind die größten Stärken deines Teams?
Thalhammer: Die größte Stärke ist, die Mentalität, die das Team hat. Es verfügt über das Gen, nicht stehen zu bleiben und sich ständig weiterzuentwickeln. Die Spielerinnen sind auch offen für Neues. Wenn man in mehr als zwei Jahren und über 20 Spielen lediglich eines etwas unglücklich verliert, sagt das schon viel aus.
Was erwartest ihr in Wales?
Thalhammer: Unsere Stärke war stets, uns immer weiter zu entwickeln. In Wales wollen wir natürlich punkten und wenn möglich gewinnen. Das Ziel ist aber stetig besser zu werden und uns auch in der Breite zu entwickeln. Auf Erreichtem auszuruhen, reicht uns nicht. Wir wollen uns immer nach vorne entwickeln und das auch bei jedem Spiel zeigen. Wales hat sich in den letzten Monaten auch gut entwickelt, darum wird es sicher ein spannendes Spiel. Dennoch bin ich zuversichtlich.
Viktoria Schnaderbeck: Wir wollen die Quali schaffen und in Wales diesen letzten wichtigen Schritt für den historischen Erfolg machen."
Was traut ihr euch bei geschaffter Qualifikation in den Niederlanden 2017 zu?
Thalhammer: Ich bin überzeugt, dass wir es in Wales schaffen. Es soll für uns keine Grenzen geben. In manchen Punkten wollen wir im Frauenfussball sogar Trendsetter werden. Wenn wir es schaffen, werden wir bei der EM sicher eine nicht unbedeutende Rolle spielen.
Schnaderbeck: Wir werden uns top vorbereiten und wollen in Holland dann auch eine Rolle spielen.
Dominik, wo liegen die Schwerpunkte beim aktuellen Trainingscamp?
Thalhammer: Wir arbeiten gegnerorientiert und achten besonders, noch mehr Stabilität ins eigene Spiel zu bringen, damit dieses noch mehr Qualität und Facetten bekommt.
Bleibt da auch etwas Zeit zur Entspannung hier im AVITA Resort?
Thalhammer: Wir genießen hier das Ambiente, Essen, Service und auch die kurzen Wege vom Hotel zum Platz. Wir fühlen uns sehr wohl und kommen gerne nach Bad Tatzmannsdorf. Nach einem intensiven Trainingstag am Donnerstag, ist Freitagnachmittag ein wenig Regeneration angesagt.
Schnaderbeck: Die Bedinungen sind hier super. Heute gab es zwei intensive Einheiten, aber am Freitag gönnen wir uns schon ein wenig Erholung mit den vielseitigen Möglichkeiten, die im AVITA geboten werden.
Viktoria, was sind deine Ziele für die neue Saison?
Schnaderbeck: Es gibt viele interessante Ereignisse. Mit Bayern München spiele ich in drei Bewerben, wobei ein großes Ziel natürlich ist, in der Champions League weiter zu kommen und in der Meisterschaft wieder ganz oben zu stehen, wäre natürlich auch super. Dies wird heuer aber aufgrund einer sehr großen Ausgeglichenheit schwierig. Es gibt neben uns in der Saison einige Vereine, die ganz vorne mitspielen können. Am Ende wird das konstanteste Team ganz vorne sein. Mit dem Nationalteam ist selbstverständlich die historische Teilnahme an der EM das klare Ziel.
Was macht ihr eigentlich so in eurer Freizeit?
Thalhammer: Reisen, ich gehe auch gerne Laufen. Fußball ist natürlich auch da ein Thema. Wichtig ist mir aber auch so viel Zeit wie möglich mit der Familie zu verbringen.
Schnaderbeck: Ich mache nebenbei ein semi-virtuelles Studium im Bereich Sportmanagement, treffe ich mich gerne mit Freunden und gehe Essen. Im Sommer war ich viel mit meiner Vespa unterwegs. Ich mache auch viel Physio, denn ich schau natürlich auch auf meinen Körper.
Was würdest du dir als Teamkapitänin besonders wünschen und gibt es eine Frage, die du einem Reporter gerne stellen würdest?
Schnaderbeck: Ich denke, dass die Berichterstattung noch immer eher schlecht ist. Ich höre oft, dass Leute sagen, wir wussten gar nicht, dass ihr gespielt habt. Es wäre mehr Präsenz in den Medien wünschenswert, aber vielleicht gibt auch da eine erfolgreiche Qualifikation einen entsprechenden Impuls.
Und zur Frage an einen Reporter: Was ist die unangenehmste Frage, die er einem Sportler gestellt hat?
Dominik, abschließende Frage: Wie würdest du dich in drei Sätzen beschreiben?
Thalhammer: "Sehr ehrgeizig, zielorientiert und detailverliebt. Mittlerweile bin ich viel gelassener und lockerer. Meine Familie geht mir über alles."
Viktoria, noch eine Frage an dich: Welche drei Begriffe fallen dir spontan zum Südburgenland ein?
Schnaderbeck: Thermen, guter Wein und Wind
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