Gedenkarbeit
KZ Gusen: Ankauf der Grundstücke durch Republik vorbereitet

  • Keine 20 Meter von der Bundesstraße entfernter Schandfleck der jüngeren Geschichte. Bis vor einigen Jahren waren die ehemaligen KZ-Baracken sogar noch bewohnt, unmittelbar vor Abriss wurden sie unter Denkmalschutz gestellt und verfallen seither.
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Die Republik Österreich wird die Grundstücke auf dem Areal des ehemaligen Kozentrationslagers Gusen ankaufen. Die KZ-Gedenkstätte Mauthausen plant, den Gedenkort gemeinsam mit regionalen, nationalen und internationalen Partnern weiterzuentwickeln. Auch die Anliegen der Siedlungsbewohner, deren Häuser auf dem Areal stehen, sollen gehört werden.

MAUTHAUSEN, ST. GEORGEN, LANGENSTEIN. Die Gedenkstätte Mauthausen begrüßt den Ankauf von Grundstücken durch die Republik Österreich auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers Gusen. Dies sei der nächste Schritt zur Weiterentwicklung der Gedenkstätte Gusen, so wie es auch das Gedenkdienstkomitee Gusen seit Jahren fordert. Die durch die Finanzprokuratur geführten Verhandlungen konnten nun positiv abgeschlossen werden.

"76 Jahre nach der Befreiung Österreichs von den Nationalsozialisten setzt die österreichische Bundesregierung mit dem Ankauf von Liegenschaften des ehemaligen Konzentrationslagers Gusen ein sichtbares Zeichen der Erinnerung.“
Innenminister Karl Nehammer am 4. Mai 2021 bei der KZ-Gedenkstätte Gusen

Appellplatz, Schotterbrecher, SS-Baracken sind Überreste

Auf diesen Grundstücken befinden sich heute noch bauliche Überreste des ehemaligen KZs Gusen, so etwa der Appellplatz, zwei SS-Baracken, der Schotterbrecher und der Eingang zum Stollensystem "Bergkristall". Die Liegenschaften werden nun formell durch die Burghauptmannschaft (BHÖ) erworben und dann dem Innenministerium zur Verfügung gestellt. Als für die BHÖ zuständige Ministerin verwies Bundesministerin Margarete Schramböck auf die Bedeutung einer aktiven Erinnerungskultur. "Niemals wieder darf sich dieses dunkle Kapitel unserer Geschichte wiederholen. Wir alle tragen dafür Verantwortung. Mit dem Ankauf des Areals des ehemaligen KZ Gusen setzen wir einen historischen Schritt, um aktive Erinnerungspolitik für weitere Generationen zu ermöglichen", sagte Schramböck.

  • Bizarre Hinterlassenschaften an einem Ort des Schreckens.
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KZ Gusen teilweise durch Siedlung überbaut

Anders als das zur Gedenkstätte gewidmete KZ Mauthausen wurde das KZ Gusen früh abgetragen und teilweise mit einer Siedlung überbaut. Jetzt weisen nur das von internationalen Überlebendenverbänden errichtete Memorial Gusen und das Besucherzentrum der Bewusstseinsregion auf die Existenz eines Lagers dieses Ausmaßes hin.

"Die Gedenkstätte ist ein wichtiges Zeichen für alle Überlebenden und eine würdige Erinnerungsstätte für die zahlreichen Opfer."

Barbara Glück, KZ-Gedenkstätte Mauthausen

"Meilenstein für die Aufarbeitung der NS-Geschichte"

„Der Abschluss der ersten Verkaufsverhandlungen durch die Republik Österreich ist ein Meilenstein für die Gedenkkultur und die Aufarbeitung der NS-Geschichte in Österreich. Die KZ-Gedenkstätte Mauthausen wird sich dafür einsetzen, dass die weitere Gestaltung der neuen Grundstücke unter Einbeziehung regionaler, nationaler und internationaler Interessenvertreter erfolgt", sagte Barbara Glück, Direktorin des Mauthausen Memorial. "Wir wollen den damals namenlosen Opfern ihre Identität und Würde zurückgeben, das ist ein ganz wesentlicher Baustein unserer Erinnerungsarbeit an der Gedenkstätte." Auch die Anliegen der regionalen Bevölkerung müssten bei einer Erweiterung der Gedenkstätte, die ja mitten im Ortsgebiet von Langenstein liegt, gehört werden, meint Glück.

  • Kranzniederlegung heuer in kleinem Rahmen mit Innenminister Karl Nehammer, Landeshauptmann Thomas Stelzer, dem Präsident der Israelitischen Religionsgesellschaft Österreich, Oskar Deutsch, sowie den Botschaftern des Staates Israel, der Vereinigten Staaten, Frankreichs und Polens sowie Luxemburgs.
  • Foto: BMI/Makowecz
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"Spät, aber doch nimmt Republik Verantwortung wahr"

„Auch in Gusen wurden Menschen gequält und ermordet. Jahrzehntelang wurden die Gräuel negiert, jetzt endlich wird mit dem Ankauf des Areals und der Entwicklung einer Gedenkstätte ein wichtiger Akzent in der kurzen Aufarbeitungsgeschichte gesetzt", kommentierte Oskar Deutsch, Präsident der Israelitischen Religionsgesellschaft Österreich (IRG), den Ankauf der KZ-Grundstücke. "Spät, aber doch nimmt die Republik ihre Verantwortung wahr und ehrt mit dem Sichtbarmachen und dem Gedenken nicht nur die Toten, sondern dient allen nachkommenden Generationen."

Zum ehemaligen Konzentrationslager Gusen

Am 5. Mai 1945 befreiten Soldaten der U.S. Army in Gusen mehr als 20.000 KZ-Häftlinge, der Großteil in katastrophalem gesundheitlichem Zustand. In diesem wenig bekannten Konzentrationslager waren zu diesem Zeitpunkt mehr Menschen als im Hauptlager Mauthausen interniert. Nur wenige Überreste deuten heute auf die Existenz eines Lagers dieses Ausmaßes hin. Mehr als die Hälfte der mindestens 71.000 hierher deportierten Menschen kam zu Tode.

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  • Keine 20 Meter von der Bundesstraße entfernter Schandfleck der jüngeren Geschichte. Bis vor einigen Jahren waren die ehemaligen KZ-Baracken sogar noch bewohnt, unmittelbar vor Abriss wurden sie unter Denkmalschutz gestellt und verfallen seither.
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  • Der Steinbrecher, Todesort unzähliger Männer, Frauen und Kinder, steht unzugänglich inmitten von Schutt und Schrott auf einem Werksgelände.
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  • Häftlingszeichnung eines Transports nach Gusen gegen Kriegsende.
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  • Bizarre Hinterlassenschaften an einem Ort des Schreckens.
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  • Häftlinge des KZ Gusen wurden unter anderem zur Zwangsarbeit im Stollen "Bergkristall" verpflichtet. Neben dem ehemaligen Stolleneingang befindet sich seit einem Jahr das "Haus der Erinnerung" der Bewusstseinsregion Mauthausen – Gusen – St. Georgen.
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  • In Zusammenarbeit mit der Ars Electronica Linz und mit Unterstützung des Innenministeriums wurden von 5. bis 11. Mai alle bis dato bekannten Namen von Toten des KZ-Systems Mauthausen an die Außenmauer des ehemaligen KZs Mauthausen projiziert und verlesen.
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  • Mit dem Schlagwort #eachnamematters ließ eine Videoprojektion die Namen von 90.000 Opfern auf den Mauern der KZ-Gedenkstätte Mauthausen leuchten.
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  • Kranzniederlegung heuer in kleinem Rahmen mit Innenminister Karl Nehammer, Landeshauptmann Thomas Stelzer, dem Präsident der Israelitischen Religionsgesellschaft Österreich, Oskar Deutsch, sowie den Botschaftern des Staates Israel, der Vereinigten Staaten, Frankreichs und Polens sowie Luxemburgs.
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  • Innenminister Karl Nehammer: "In einer Zeit, in der die Stimmen der Zeitzeugen leiser werden, müssen die Gedenkstätten immer lauter sprechen. Möge die neue Gedenkstätte in Gusen den Opfern zur Erinnerung und den Lebenden zur Mahnung dienen."
  • Foto: BMI/Makowecz
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