Die Zukunft der Landwirtschaft

Präsident Franz Eßl, Carmen Glück, Kammeramtsdirektor Nikolaus Lienbacher | Foto: LK
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MAISHOFEN. Die Salzburger Bauern stehen vor großen Herausforderungen. Die Landwirtschaftskammer unterstützt sie bei den vielen unterschiedlichen Themen, um ihren Betrieb fit für die Zukunft zu halten.

Das Agrarzentrum Maishofen

Die Bauarbeiten sind ausgeschrieben, die Genehmigung liegt vor: Im Frühjahr nimmt die Landwirtschaftskammer ein Bauprojekt in Angriff, welches viele Wege für die Bauern im Pinzgau erleichtern soll. Gemeinsam mit dem Maschinenring wird die neue Bezirksbauernkammer ein Agrarzentrum bilden, in der zweiten Phase soll der Rinderzuchtverband dieses vervollständigen. Geplant ist ein beispielgebender Holzbau, der bereits Ende des Jahres die bisherige BBK in Zell am See ablösen soll. Die Nutzfläche wird 800 Quadratmeter betragen.

Der Lebensmittelpreis

Die Preise, vor allem jener für die Milch, sind gesunken, sind auf einem zu niedrigen Niveau. Molkereien setzen auf die Spezialitäten unseres Landes, schaffen neue Produkte sowie neue Märkte. Gegen den Preisverfall steuern auch die bäuerlichen Interessenvertreter an. Der Konsument entscheidet, was im Regal steht und wie viel es kostet. Darum ist es unsere Aufgabe, auch im Jahr 2016 bewusstseinsbildend zu wirken und die auf der Welt einzigartig hohe Qualität der heimischen Produkte zu betonen. „In Salzburg haben wir eine Sondersituation, weil unterschiedliche Sortenzuschläge den Preis für unsere Milch heben. Die Produkte aus Salzburg lassen sich momentan gut vermarkten und das wird wohl auch noch so bleiben“, sagt LK-Präsident Abg. z. NR Franz Eßl. Zudem führt Eßl Gespräche mit den großen Lebensmittelketten, um verschiedene Strategien zu bewerten. Der Verein der Direktvermarkter arbeitet ebenfalls mit Hochdruck daran, die heimischen Produkte in den Vordergrund zu stellen. Erstmals gibt es eine Landesprämierung in verschiedenen Bereichen, die Auszeichnungen werden am 6. Juni verliehen.

Der Einheitswert

Die Neufeststellung des Einheitswerts bringt für die Bauern neue Bemessungsgrundlagen in steuerlichen und sozialrechtlichen Angelegenheiten. Nötig war diese neue Einstufung, weil die alte nicht mehr zeitgemäß war. Ohne eine neue Bewertung wäre der Einheitswert als Instrument weggefallen und somit auch die so wichtige Pauschalierungsverordnung für die Salzburger Bauernfamilien. Die Bescheide über die neuen Bemessungsgrundlagen werden im Laufe des ersten Halbjahres bei den Salzburger Bauern eintreffen. Hier gibt es einiges zu tun für die Funktionäre und Mitarbeiter der Landwirtschaftskammer.

Die berufliche Weiterbildung

Aus- und Weiterbildung ist ein großer Schwerpunkt der Landwirtschaftskammer Salzburg. Wichtiger denn je ist es, Möglichkeiten bereit zu stellen und Perspektiven zu öffnen, damit die Salzburger Bauern fit für die Zukunft bleiben. Neben dem LFI (Ländliches Fortbildungsinstitut), der LFA (Lehrlings- und Fachausbildungsstelle) bietet die Landwirtschaftskammer mit verschiedenen Arbeitskreisen gezielte Bildungsschwerpunkte in den unterschiedlichen Sparten. „Die Bevölkerung hat die Landwirtschaft entdeckt“, so Kammeramtsdirektor Nikolaus Lienbacher. „Der Zuspruch ist enorm, allein bei den Zertifikatslehrgängen sind es über hundert Absolventen pro Jahr.“

Die Öffentlichkeitsarbeit

Im Zentrum der Öffentlichkeitsarbeit steht auch heuer wieder die „Woche der Landwirtschaft“ vom 28. April bis zum 8. Mai. Die erste Veranstaltung findet gemeinsam mit den SALK statt und erklärt die wichtigen Zusammenhänge zwischen Landwirtschaft und Ernährungsmedizin. Am 30. April laden Salzburger Bauern wieder zum „Tag der offenen Stalltür“ ein. Begleitend zur Landesausstellung im Salzburg Museum veranstaltet die Landwirtschaftskammer täglich über das LFI (Ländliches Fortbildungsinstitut) Kurse für Konsumenten zu unterschiedlichen Themen. Am 7. Mai wird es einen großen Bauernmarkt in der Altstadt geben. Am 8. Mai veranstalten wir gemeinsam mit der Landjugend St. Veit wieder das „St. Veiter Kirschblütenfest“. Mit den „Heffterhofer Umweltgesprächen“ beleuchtet die LK jeden Herbst unterschiedliche Themen aus dem ländlichen Raum, die sich um die Bewirtschaftung und Erhaltung des Bodens drehen. Das „Wildökologische Forum Alpenraum“ widmet sich im Frühjahr immer Themen rund um den vielschichtig genutzten Lebensraum unserer Wildtiere.

Hof in der Stadt

„Mein Herz hängt an der Milchkuh“, so Carmen Glück, Stadtbäuerin in Salzburg. Sie hat, wie auch schon ihre Schwiegermutter und Vorgängerin, unterschiedliche Standbeine auf ihrem Bauernhof. Dabei geholfen haben ihr auch Kurse und Zertifikatslehrgänge des Ländlichen Fortbildungsinstituts (LFI) wie „Schule am Bauernhof“ und die Ausbildung zur Seminarbäuerin. Carmen Glück lehrt andere Menschen die Ursprünge der Lebensmittel und bringt ihnen teilweise verloren gegangenes Wissen zurück. „Brot backen zum Beispiel, das geht so schnell und die Leute wissen das gar nicht mehr. Es ist aber erstaunlich, wie groß das Interesse an meinen Kursen ist. Die Leute sind sehr empfänglich für das Selbermachen von guten Lebensmitteln.“ Ihr Bauernhof mitten in der Stadt hat viele Vorteile – er ist für viele Kindergärten und Volksschulen schnell erreichbar, aber auch Nachteile. Spaziergänger verwechseln ihre Wiesen oft mit Wanderwegen und erkennen den Hof nicht als privates Wohnhaus. Diese Fragen des bäuerlichen Eigentums sind zentrale Anliegen in der Landwirtschaft und so auch in diesem Jahr großes Thema für die Landwirtschaftskammer – unter anderem!

Das bäuerliche Eigentum

Eigentum ist die Grundlage für jede Landwirtschaft. Der bäuerliche Grund und Boden wie Wiesen, Almen und Wälder wird allerdings auch gerne von der Allgemeinheit genutzt, als Freizeitfläche für die Bevölkerung zum Beispiel. Diese Mehrfachnutzung ist Teil unserer Kultur, erfordert aber auch die Zustimmung der Grundeigentümer. Doch das Bewusstsein darüber, dass es sich hier um die wichtige Produktionsgrundlage der Landwirtschaft handelt, müssen wir auch in Zukunft schärfen.

Der Naturschutz

In der laufenden Biotopkartierung hat die Landwirtschaftskammer die Aufgabe, dafür zu sorgen, dass ihre Mitglieder gut in den Prozess eingegliedert werden. Information und Mitsprache ist das Um und Auf, denn wer, wenn nicht die Bauern ist seit Jahrhunderten für den Fortbestand der Natur und eine funktionierende Kreislaufwirtschaft zuständig? Mit der Naturschutzabteilung des Landes ist die Landwirtschaftskammer um eine positive Gesprächsbasis bemüht. Wichtiges Anliegen, das die tagtägliche Arbeit in der LK mitbestimmt, ist der Vertragsnaturschutz, denn anders können Auflagen und Einschränkungen in der Bewirtschaftung nicht umgesetzt werden. Das bäuerliche Eigentum darf nicht ohne weiteres beschränkt, sondern muss durch gegenseitiges Einvernehmen gewahrt werden.

Das Tierwohl

Enthornen und Kastrieren von Kälbern ist bei uns in Salzburg Teil der Arbeitsabläufe auf dem Bauernhof, auch aus Sicherheitsgründen. In Zukunft sollen diese Eingriffe nur noch unter Schmerzausschaltung geschehen. Für die Bauern ist dies ein logischer Schritt, doch mehr Praktikabilität ist gefragt. „Wir wollen diese Fortschritte machen, doch wir wollen auch eine Lösung, mit der nicht bei jedem Eingriff der Tierarzt nötig ist. Auch hier ist wichtig, dass die Vorschriften praxisgerecht sind, denn das Tierwohl ist da, wo die Tiere sind, nämlich im Stall, bei den Bauern und nicht an den Schreibtischen verschiedener Tierschutzorganisationen.“

Die Forstwirtschaft

Arbeit im und Einkommen aus dem Wald ist wichtiger Bestandteil der Salzburger Landwirtschaft. Die Holzmobilisierung zentrale Aufgabe der Interessenvertretung. Durch intensives Marketing und mit viel persönlichem Einsatz wurden 2015 über proHolz Salzburg viele Holzgebäude im öffentlichen Bereich auf Schiene gebracht. Im Forst- und Holzsektor sind in Salzburg 26 % aller Beschäftigten in der Sachgüterproduktion tätig. Durchschnittlich zehn Betriebe pro Gemeinde sind mit der Verarbeitung von Holz wichtige regionale Arbeitgeber im ländlichen Raum.

Das Projekt Haunsberg

Im Rahmen des Jubiläumsjahres „Salzburg 20.16“ widmet sich die Landwirtschaftskammer Salzburg der Region Haunsberg, die acht Gemeinden umfasst und von nur eine einzigen Hauptverkehrsader durchtrennt wird. Die Region ist geologisch sehr interessant und weist eine besonders große Artenvielfalt im pflanzlichen und tierischen Bereich auf. Prägend für dieses Gebiet ist die Landwirtschaft, die den Haunsberg nachhaltig gestaltet (hat). Direkt vor den Toren Salzburgs galt die Gegend immer schon als Nahversorgungsgebiet und lag auch auf einer historisch wichtigen Handelsroute. Die Identität des Haunsbergs und seiner Landwirtschaft beleuchten wir im Jahr 2016 gemeinsam mit den Bürgermeistern der Gemeinden.

Die Beratung

Über allem steht die Beratung, eine Leistung, die sich durch alle Bereiche der Landwirtschaftskammer zieht. Besonders wichtig dafür sind die Bezirksbauernkammern, die direkten Kontakt an Ort und Stelle bieten. Insgesamt berieten die Mitarbeiter im Jahr 2015 über 46.000 Stunden lang. Die Mehrfachanträge sind jedes Jahr großes Thema, im Jahr 2015 gaben die Salzburger Bauern 7.862 davon ab (- 3,93 % im Vergleich zu 2014). Heuer wird der Einheitswert die Berater stark in Anspruch nehmen. Die Bauberatung ist aufgrund der Investitionsförderung ebenso wieder großes Thema. Hier gilt es, Betriebskonzepte zu erstellen. Nach einigen Jahren Pause gibt es auch in der Landwirtschaft wieder Unterstützung bei Bauvorhaben, die den bäuerlichen Betrieb aufwerten. 278 Anträge wurden nach dem ersten Einreichstichtag am 31. Juli 2015 bewilligt. Diese lösen einen Direktzuschuss von rund zehn Millionen Euro und eine AIK-Summe von 17,2 Millionen Euro aus. Der zweite Stichtag war der 29. Jänner 2016, hier wurden rund 500 Investitionsanträge abgegeben, sie werden nun geprüft. „Das Fördervolumen betrifft rein Baumaßnahmen und fließt in die Wirtschaft, damit stellt die Landwirtschaft einen wichtigen Wirtschaftsfaktor abseits des eigenen darf“, sagte Eßl. Auch dafür sind die Berater der Landwirtschaftskammer und der Bezirksbauernkammern zuständig. Weil die Direktvermarktung immer interessanter wird, ist eine dahingehende Beratung (bis hin zur Hygieneschulung) ein wichtiger Baustein der Arbeit 2016.

Text und Fotos: LK Salzburg

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