Wochenlang kein Brot - Saalfelden

Kriegsgärtnerei Thor: Der Anbau von Gemüse und die Ernte wurden mithilfe von russischen Kriegsgefangenen bewältigt. | Foto: Archiv Museum Schloss Ritzen
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  • Kriegsgärtnerei Thor: Der Anbau von Gemüse und die Ernte wurden mithilfe von russischen Kriegsgefangenen bewältigt.
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SAALFELDEN. "Einleitung von Friedensverhandlungen. Steigende Teuerung; Mehl per Kilo 2,40; Kartoffel per Kilo 2-3 K; 1 Paar Männerschuhe 120 K." So lautete der Eintrag vom 5. Oktober 1918 in der Chronik, wo Bürgermeister Johann Eiböck fast täglich die Ereignisse des Krieges festgehalten hat.

Fleißiger Chronist

Der Sägewerkbesitzer, Sattlermeister und Tapezierer, wurde 1912 nach dem Tod seines Vorgängers Josef Eberhart von der Bürgerversammlung in dieses Amt gewählt, das er bis 1919 ausübte. Mit dem Ende der Monarchie wurde die Republik ausgerufen und am 6. April 1919 gab es die ersten Landtagswahlen. Eiböck war dann von 1919 bis 1922 christlich sozialer Abgeordneter im Salzburger Landtag und von 1934 bis 1936 Regierungskomissär (bis zur Zusammenlegung der Gemeinden Saalfelden-Markt und Saalfelden-Land).

Dramatische Not

Seine Aufzeichnungen sind ein wichtiges historisches Zeitdokument, die anschaulich die Ereignisse während des Ersten Weltkrieges und vor allem die Auswirkungen auf die Saalfeldner Bevölkerung belegen. Als im Juli 1914 die allgemeine Mobilisierung ausgesprochen wurde, mussten bereits am nächsten Tag ca. 300 Reservisten und Landsturmmänner aus Saalfelden einrücken. Kurz darauf machte sich der Krieg auch im Alltag der Bevölkerung bemerkbar: die Preise begannen zu steigen, die Versorgung wurde knapper und die ersten Nachrichten von Gefallenen und Verwundeten trafen ein. Vor allem die Versorgung mit Lebensmittel und Heizmaterial und die damit einhergehende Preissteigerung bzw. der Wucher waren ein dominantes Problem für die Bewohner der Stadt- und Landgemeinde Saalfelden.

Hunger und Plünderungen

So war die Lebensmittelknappheit ein beherrschendes Thema in den Aufzeichnungen des Bürgermeisters. Gegen Ende des Krieges wurde sie immer dramatischer: 25.6.1917: "Im Dechantsfeld in Thor... bedeutende Grundflächen gepachtet von der Landesregierung zum Anbau von Gemüse für die Bevölkerung hier sowie für jene der Stadt Salzburg". 30.9.: "Jede Person bekommt wöchentlich ein Ei, solches kostet 34 h". 17.2.1918: "Pro Person und Woche nur mehr 1/4 Kilo Mehl." 25.2.: "Am Fastenmarkt nur mehr ein Standl mit Galanteriewaren". 4.6.: "Einführung der Fleischkarten, pro Person wöchentlich 75 dkg". 14.6.: "3 Tage kein Brot, 14 Tage kein Mehl, für 1 Kilo Butter werden 40 K geboten". Es folgten 14 Tage ohne Brot, dann erhielt jede Person einen Laib Brot, gefolgt von weiteren 14 Tagen ohne Brot. Der Bürgermeister vermerkt "große Not" und am 14.8. heißt es wieder: "Brotausgabe nach abgelaufenen 4 brotlosen Wochen". Auch Plünderungen wurden nun ein großes Problem. Eiböck führt an, dass das Schulgebäude wegen der eingelagerten Lebensmittel bewacht werden musste. Am 14.11.: "Aufstellung einer Bahnhofwache. 50 Mann rückgekehrter hiesiger Krieger in Uniform bewaffnet...Vorher wurden in Uttenhofen den Bauern Kälber, Schafe... von Durchzugstruppen geraubt und geschlachtet."

Auch das Ergebnis der Landtagswahl 1919 hielt er noch fest: 6 Vertreter für den Bezirk Zell/See: 3. Christlich-Soziale, 2. Sozialdemokratische, 1. deutsche Arbeitspartei.

Lesen Sie dazu auch: Kriegsgefangene als Erntehelfer

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