Chaletdorf statt Therme
Ein "Geheimprojekt" in St. Martin erhitzt die Gemüter
Am Areal des jetzigen Fußballplatzes in St. Martin soll ein Chaletdorf errichtet werden. Die Gemeinde will das Gelände – es geht insgesamt um 6,3 Hektar Grund – an einen niederländischen Investor verkaufen. Geplant sind 35 Wohneinheiten mit mehr als 360 Betten.
St. MARTIN. Wenn es nach Bürgermeister Michael Lackner und der Mehrheit in der Gemeindevertretung geht, wird das geplante Projekt den Tourismus im Tal beleben: Das "Alpin Thermal Village" soll auf den ursprünglich für die Therme vorgesehenen und schon gewidmeten Grundstücken entstehen und in- und ausländische Investoren anlocken. Darüberhinaus ist die Nutzung des seit Jahren nicht verwerteten Thermalwassers vorgesehen. Bei den Bauarbeiten zum Chaletdorf müsste auch der Fußballplatz verlegt werden, an seiner Stelle würde ein mindestens 1,9 Hektar großes, bisher unbebautes Grünland-Grundstück nahe dem Gewerbegebiet, zukünftig als Sportanlage genutzt. Diese neue Fläche wäre aber nicht mehr Eigentum der Gemeinde, ein jährlicher Baurechtszins wäre fällig.
"Es ist an der Zeit, das Vorhaben öffentlich zu diskutieren. Eine derart weitreichende Entscheidung darf nur nach frühzeitigem Anhören und Einbinden der Bevölkerung getroffen werden",
so der stellvertretende Ortsbauernobmann und Obmann des Bauernbundes, Gemeinderat Richard Fernsebner, in einer Stellungnahme, der damit die Grundstimmung besonders bei den bäuerlichen Gemeindevertretern zum Ausdruck bringt.
Touristische Entwicklung oder Gefahr
Auch die Landtagsabgeordnete Karin Berger (FPÖ) spricht sich gegen den geplanten "Ausverkauf der Heimat" aus. Grund und Boden seien für Einheimische gerade im Pinzgau nicht mehr leistbar, weitere Chalets, die explizit ausschließlich zur touristischen Nutzung vorgesehen sind, würden die Situation nur noch weiter verschärfen.
Der Argumentation von Bürgermeister Michael Lackner, dass durch das Projekt Arbeitsplätze im Tourismus gesichert würden, kann Berger wenig abgewinnen. Die Betriebe würden schon jetzt "händeringend Mitarbeiter suchen", im Tal gäbe es Vollbeschäftigung. Sie kritisiert auch, dass die vorliegenden Pläne "am Bürger vorbei" abgehandelt würden.
"Verkauf wäre gegenwärtig nicht möglich"
Für Bürgermeister Michael Lackner ist die Diskussion verfrüht: Die Thermengesellschaft Theba hätte noch die Rechte am Thermalwasser und eine Option auf die Grundstücke, die ursprünglich zur Errichtung der Therme vorgesehen waren. Ein Verkauf wäre gegenwärtig also noch gar nicht möglich.
Wie sich die Gemeindevertretung letztendlich entscheidet und, ob das Projekt tatsächlich Gestalt annimmt, bleibt abzuwarten.
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