Leserbrief: Nationalfeiertag und Nationalstolz - was ist davon übrig geblieben?

- hochgeladen von Christa Nothdurfter
Die folgenden Zeilen stammen von Renate Ratzenböck aus Uttendorf
Nationalfeiertag und Nationalstolz – was ist davon übrig geblieben?
Wie war das früher? In der Schule wurden die Kinder tagelang damit beschäftigt, sich auf den bedeutenden Tag, den Nationalfeiertag, vorzubereiten. Fähnchen wurden gezeichnet, Gedichte gelernt, und wir Schüler wurden in einer Feierstunde auf die Wichtigkeit dieses Tages hingewiesen.
Was ist heute davon übriggeblieben? Was kann, was darf unser Staat noch? Zurzeit streiten unsere Regierungsmitglieder - je nach Partei - darüber, ob an der Staatsgrenze ein Zaun oder eine andere sicherheitspolitische Maßnahme oder eine sonstige feste technische Sperre errichtet werden soll und der Herr Verteidigungsminister spricht gar von einer Symbolpolitik ohne realem Substrat.
Bei so vielem Hin und Her wird vergessen, wie fremdbestimmt wir eigentlich schon sind. Die Republik scheint irgendwie handlungsunfähig, es ist keine wirkliche Strategie zu erkennen. Die EU ist genauso rat- und tatlos, gibt aber den Takt vor. Es gleicht ja förmlich einer Bankrotterklärung, wenn Regierungsmitglieder der EU als Bittsteller in die Türkei reisen, um Hilfe in der Asylbewältigung zu erhaschen und dadurch gleichzeitig eine Hintertür für einen möglichen (bisher nicht gewünschten und abgelehnten) EU-Beitritt sperrangelweit aufmachen. Es mutet eigenartig an, wenn die EU und deren einzelne Staaten, oder was davon noch übrig ist, jetzt so tun, als wären sie von der Flüchtlingsbewegung überrascht; zumal bereits im Frühjahr 2007 in Syrien ein von der EU finanziertes Zentrum zur Förderung der Zivilbevölkerung ohne Genehmigung der syrischen Obrigkeit eröffnet worden ist (nachzulesen im Buch „Brennpunkt Syrien“ von Kristin Helberg, einer profunden Kennerin der dortigen Verhältnisse). Ist die Errichtung und Finanzierung eines solchen Zentrums – bei so vielen unerledigten Baustellen zu Hause – wirklich Aufgabe der EU?
Aber zurück zur „Symbolpolitik ohne realem Substrat“. Man kann alles verkomplizieren und so ausdrücken, dass man es nicht mehr versteht. Das klingt dann so. „Ein der optischen Wahrnehmung unfähiges, gefiedertes, aber des Fliegens nicht mächtiges Haustier gelangt in den Besitz nicht näher definierter Sämereien. (einfacher ausgedrückt - ein blindes Huhn findet auch ein Korn.)“
Wäre das ganze Thema nicht so ernst, wäre es zum Lachen. Was mich betrifft, so ist es mir in diesem Jahr nicht leicht gefallen, anlässlich des Nationalfeiertages die Fahne zu hissen, denn gibt es unser vielbesungenes Österreich mit Neutralität und Eigenständigkeit noch?
Renate Ratzenböck,
5723 Uttendorf
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