LESERBRIEF zum Thema Gesundheitsversorgung im Pinzgau

Symbolfoto | Foto: dergeradeweg.com

Seit ich Mediziner bin höre ich von allen politischen Seiten: "Der niedergelassene Bereich der Medizin muß gestärkt werden."

ES IST BISHER IMMER DAS GEGENTEIL PASSIERT! Die derzeitige Entwicklung macht mir aber als Arzt und potentieller Patient wirklich ANGST.

Thema Radiologenplanstellen

Die Radiologenplanstellen im Pinzgau sollen nach Pensionierung der Kollegen nicht mehr nachbesetzt werden. Alle radiologischen Untersuchungen sollen in den Krankenhäusern geleistet werden. Ob ein anonymes Krankhaus patientenfreundlicher und billiger arbeiten kann und wird kann ich mir nicht vorstellen. Seit 35 Jahren arbeite ich zu meiner vollen Zufriedenheit mit den Röntgenologen zusammen - Probleme konnten immer auf kurzem Weg und zu jeder Zeit im Sinne der Patienten behoben werden. Ein Anruf genügte.

Aufgrund des neuen Arbeitszeitgesetzes für Spitalsärzte werden entweder die Wartezeiten länger oder es müssen mehr Radiologen beschäftigt werden - woher sollen die kommen??? - was wieder zu einer Verteuerung des Systems führt. Es ist zu fürchten, dass die Radiologen nicht die letzte Facharztgruppe sind, die abgeschafft werden soll. Wann kommen die Orthopäden, Urologen, HNO-Ärzte usw. dran?

Thema Bereitschaftsdienstregelung

Das zweite große Problem sehe ich in der neuen Bereitschaftsdienstregelung für Hausärzte. Bereitschaftsdienst soll nur mehr von 19 Uhr bis 23 Uhr stattfinden. Von 22 Uhr bis 07 Uhr gibt es einen einzigen Arzt für ganz Salzburg - einschließlich Stadt Salzburg - am Telefon, der Ratschläge erteilen soll. Wir Vertragsärzte werden verpflichtet, an diesem Teilefondienst teilzunehmen, den ich persönlich weder verantworten will noch kann!
Als Honorar für diesen Dienst werden 1.000 Euro brutto angeboten. Zum Vergleich: Eine Quartalspauschale für die Betreuung eines Patienten für drei Monate beträgt 18,40 Euro brutto! Ich bezeichne das als unmoralisches Angebot.
Als Argument für die Reduktion der Nachtdienste wird von den Verantwortlichen die fehlende Bereitschaft von Frauen mit Kindern/Familien, längere Nachtdienste zu leisten, ins Treffen geführt und dass keine Ärzte für freiwerdende Hausarztstellen gefunden werden können.

Nachdem die Dienstliste für die Telefondienste, in die man sich eintragen konnte, innerhalb von wenigen Stunden voll war, ist wohl bewiesen, dass für ein entsprechendes Honorar genügend Ärzte zu finden sind. So wäre es auch bei der Nachbesetzung von Hausarzt-Kassenstellen.

Für mich hat diese ganze Entwicklung aber System. Langfristig ist die Errichtung von Primärversorgungszentren beabsichtigt. Dort wird dann zwar rund um die Uhr ein Arzt da sein - auf Grund des Arbeitszeitgesetztes immer ein anderer. Das Hausarztprinzip der Versorgung ganzer Familien über Jahrzehnte hinweg ist dann aber gestorben. Das ist dann eine Verstaatlichung der Medizin -nur vermögende Menschen werden sich wie z. B. in Großbritannien auch weiterhin einen Privatarzt leisten können.
Will unsere Gesellschaft das? Oder nur die Politik und die Sozialversicherungen?

Wir niedergelassenen Allgemeinmediziner arbeiten ja auch nicht nur zu den offiziellen Öffnungszeiten, sondern weit darüber hinaus, sind auch telefonisch erreichbar und somit ist derzeit bereits eine 24-Stunden-Versorgung gegeben.
Es wird mit der neuen Dienstregelung ein gut funktionierendes System zerstört - ohne dafür einen adäquaten Ersatz anzubieten.

Wo bleibt der A u f s c h r e i der Bevölkerung, der Bürgermeister, der anderen Einsatzorganisationen wie Rotes Kreuz, Polizei, die zwischen 23 Uhr und 7 Uhr ohne Arzt auskommen müssen (nicht jeder Ruf erfordert einen Notarzteinsatz).
Was passiert, wenn nachts der Notarzt zu einem Herzinfarkt gerufen wird und gleichzeitig ein Verkehrsunfall zu versorgen ist? Sind dann zwei Zivildiener im Rettungsauto ausreichend? Ein Szenario das jederzeit eintreten kann...

Ich bin in großer Sorge!

Dr. Wolfgang Göttlicher
Hausarzt in Zell am See

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