Ausbildungspflicht: Untertauchen wird jetzt schwieriger

Pinzgauer Jugendcoaches: Thomas Höger und Nora Demaj mit Hilfsmitteln, um das Potential der Jugendlichen herauszufinden.
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  • hochgeladen von Gudrun Dürnberger

ZELL AM SEE. Es gibt Jugendliche, die nur zu Hause sitzen, keine Schule besuchen, keine Lehre absolvieren und nicht arbeiten. Auch im Pinzgau. Manche Eltern stehen dieser Situation hilflos gegenüber und sind überfordert oder oft auch nicht gewillt, ihr Kind zu unterstützen.

Eltern haben Meldepflicht

Daher gibt es seit August 2016 die gesetzliche Ausbildungspflicht bis 18 Jahre. Wenn ein Minderjähriger im Anschluss daran vier Monate lang keine Schule besucht oder eine Ausbildung macht, sind Erziehungsberechtigte verpflichtet, das der regionalen Koordinierungsstelle (KOST) zu melden. Erfährt die KOST durch die Schule oder andere Einrichtungen davon, wird sie von sich aus aktiv. Erstmals betroffen davon sind jene, deren Schulpflicht 2017 geendet hat. Mit 1. Juli 2018 treten nun auch Strafbestimmungen in Kraft.

Jugendcoaching unterstützt

"Diese Regelung gibt allen Jugendlichen die Chance, eine Ausbildung zu machen. Ziel ist es, sie zu einer über den Pflichtschulabschluss hinausgehenden Qualifikation zu bringen und einen frühzeitigen Abbruch der Ausbildung zu verhindern", erläuterte Renate Kitzmantel von der KOST Salzburg beim Treffen des Pinzgauer Sozial-Netzwerks. Die Teilnehmer der verschiedenen sozialen Einrichtungen des Bezirks hatten zahlreiche Fragen zur praktischen Durchführung und der Auswirkungen der neuen gesetzlichen Regelung. Neben einer Vertreterin des AMS waren auch zwei Jugendcoaches des Vereins Einstieg anwesend, um die Fragen zu beantworten.

Kein Untertauchen mehr

Das Jugendcoaching Pinzgau ist jene Beratungsstelle, die für die Betreuung dieser Jugendlichen verantwortlich ist. "Wir fangen sehr niederschwellig an und machen am Anfang, wenn nötig, auch Hausbesuche", berichtet Jugendcoach Thomas Höfer. "Das kann auch bedeuten, dass wir mit den Jugendlichen üben müssen, wie man mit dem Bus fährt oder einkaufen geht", ergänzt Kollegin Nora Demaj. Gemeinsam wird dann ein Perspektivenplan erstellt, der auf die Fähigkeiten und Interessen der Jugendlichen eingeht. Die Beratungsstelle, die junge Menschen beim Übergang von der Schule in den Beruf begleitet, gibt es seit 2012. Höfer und Demaj sind fast seit Anfang an dabei und "brennen für ihre Klienten", wie sie betonen. Sie begrüßen das neue Gesetz, denn nun werde eher auf diese Jugendlichen aufmerksam gemacht und es werde ihnen nicht mehr so leicht gelingen einfach unterzutauchen.

Kompetenzen fördern

"Die Entscheidung für Schule oder Beruf müssen die Jugendlichen in einer ohnehin schwierigen Lebensphase treffen, damit sind sie oft überfordert", erläutert Demaj. "Wir sind eine neutrale Stelle und völlig unvoreingenommen. Unsere Vorschläge werden daher oft bereitwilliger angenommen als die der Eltern", so Höfer. Das Jugendcoaching arbeitet mit verschiedenen Hilfsmitteln, um herauszufinden, wo die Stärken der Klienten liegen. Es wird aber auch offen darüber aufgeklärt, wie realistisch die Chancen in der gewünschten Branche sind. "Wir üben Vorstellungsgespräche und spielen Telefonate in verschiedenen Rollen durch", schildert Demaj. "Wir sind sehr stark vernetzt und arbeiten eng mit den anderen Einrichtungen zusammen. Was wir mit unseren eigenen Qualifikationen abdecken können, erledigen wir selber, aber wenn notwendig, vermitteln wir die Jugendlichen zu anderen Einrichtungen."

Hintergrund zum Sozial-Netzwerk:

Das "Pinzgauer Sozial-Netzwerk" ist eine wichtige Informationsdrehscheibe für die vielen sozialen Einrichtungen und Beratungsstellen im Bezirk. Dreimal jährlich finden Netzwerktreffen statt, die immer einem aktuellen Themenkreis zugeordnet sind, wie z.B. Wohnbedarf, Schulden, Gewalt in der Familie, Scheidung und Trennung, etc. Zu diesem Themengebiet werden die entsprechenden Institutionen und Experten eingeladen, ihr Angebot mündlich vorzustellen. Das Hauptaugenmerk liegt auf den Stärken und Unterschieden der einzelnen Einrichtungen, aber auch die Grenzen der Angebote werden aufgezeigt. Darüber hinaus bieten die Treffen aktuelle Infos zu rechtlichen Grundlagen, neuen sozialen Angeboten im Bezirk und Gelegenheit zum persönlichen Austausch. Ziel ist neben dem Informationsaustausch die Vernetzung der sozialen Angebote im Pinzgau. Organisiert werden diese Treffen von Akzente, Caritas und Forum Familie.

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