Ausländische Fachkräfte unerwünscht
Gut integrierte Mitarbeiter werden abgeschoben. Unternehmer sind enttäuscht und verärgert
PINZGAU. 26 junge Asylwerber absolvieren derzeit im Pinzgau eine Lehre, in ganz Salzburg sind es 110. Der Großteil arbeitet in Tourismusbetrieben, wo dringend Bedarf an diesen Kräften besteht. Holzbau Maier in Bramberg bildet einen jungen Afghanen als Zimmerer aus. Wie viele andere auch, hat er vor kurzem einen negativen Bescheid bekommen. Nicht nur er, auch seine Chefinnen leben nun in der täglichen Sorge, dass er abgeschoben wird. Damit muss jederzeit gerechnet werden.
Ungerechtes System
"Als ich Abdul eingestellt habe, wurde ich darauf hingewiesen, dass das passieren kann, aber so etwas glaubt man ja nicht. Warum sollte jemand, der gut integriert ist, Arbeit hat und niemandem zur Last fällt, abgeschoben werden", so Gundi Maier. "Ich verstehe nicht, wer solche Entscheidungen trifft. Dieses System ist nicht nur unmenschlich, es schadet der Wirtschaft und dem Staat", ärgert sich die Unternehmerin. Sie hat sich hilfesuchend an viele Stellen gewandt, vom Bundeskanzler bis zum Innenminister, aber nur Standardantworten bekommen. Die Entscheidung des Rechtsstaates sei zu akzeptieren. Einzig Landesrätin Martina Berthold (Grüne) habe sofort reagiert und den Betrieb besucht. Auch sie hat bisher vergeblich für den Verbleib des Lehrlings interveniert.
Appell an den Bund
Diese Woche startete sie daher gemeinsam mit der Salzburger Wirtschafts- und Arbeiterkammer die Aktion "3 plus 2". Es ist ein Appell an die Bundesregierung, gut integrierten Lehrlingen ein Aufenhaltsrecht zu gewähren. Der Aufruf orientiert sich an dem deutschen Modell, das Asylwerbern ermöglicht, die Lehre zu beenden und anschließend noch zwei Jahre in dem Beruf zu arbeiten. "In dieser Sache ziehen wir alle an einem Strang", so Berthold. "Wir brauchen diese Arbeitskräfte dringend, daher setzen sich auch die Sozialpartner dafür ein. Für die integrierten Lehrlinge sowie die Betriebe soll Sicherheit geschaffen werden." Weder die Unternehmer noch die Flüchtlinge sollten befürchten müssen, dass mitten unter der Saison und während der Ausbildung die Abschiebung droht. Gundi Maier begrüßt die Aktion. "Es würde uns natürlich helfen, wenn Abdul dadurch bleiben könnte, aber es wäre auch schade, wenn diese gut ausgebildeten Fachkräfte nach fünf Jahren wieder gehen müssten." Nach Ansicht der Landesrätin steigen die Chancen für einen Verbleib dieser Menschen durch die Verfestigung der Integration.
Starke Belastung
"Das ist eine Win-Win Situation für die Gesellschaft und die Unternehmer. Diese starre Haltung des Bundes und die Einsparungen sind das Gegenteil des Salzburger Weges der Integration", so Berthold. Sie verweist darauf, dass heimische Unternehmen händeringend Mitarbeiter suchen und junge Asylwerber die Chance erhalten, einen Fachberuf zu erlernen und sich dadurch selber erhalten zu können.
Gundi Maier wagt nicht zu hoffen, dass sich seine Lösung findet. Sie macht sich Sorgen um ihren Lehrling. "Das ist eine enorme psychische Belastung für ihn. Mich wundert ja, dass er überhaupt noch arbeiten kann bei diesem Druck." Er mache jedoch weiter, zuverlässig und fleißig wie bisher. "Wir haben ihn von Anfang an behandelt wie alle anderen auch und das hat sehr gut funktioniert", so Maier.
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