Kaprun: Endlich neuer Post-Partner gefunden!

Die Schlagzeilen, für die die österreichische Post AG die letzten Jahre sorgte, beinhalteten meist das Wort „Schließung“, gekoppelt an Bilder verärgerter Bürger, die um ihr Postamt kämpften. In Kaprun hat man diesen Schritt schon hinter sich und musste sogar um eine Post-Partnerstelle bangen. Doch nun heißt es aufatmen, eine Lösung wurde gefunden.

KAPRUN. Die Geschichte dürfte den meisten bekannt sein. Nach der Schließung der Kapruner Post-Filiale Ende September 2010, übernahm das Kaufhaus Neumayr die Post-Partnerstelle, musste jedoch schnell erfahren, dass die hohe Frequenz der Sendungen - im Schnitt 40.000 pro Monat - nicht ohne zusätzliche Arbeitskraft zu bewältigen war. Bei den geringen Provisionen als Post-Partner ein wirtschaftlicher Suizid und daher nicht möglich. Die Kündigung des Vertrages folgte prompt und die Tourismus-Gemeinde Kaprun schien nach Ablauf der Kündigungsfrist per ersten April ohne Post-Partner zu sein. Erich Riedlperger, Kapruner Vize-Bürgermeister und Geschäftsführer der Kapruner Wirtschaftstreuhand GmbH, nahm jedoch neuerliche Verhandlungen mit der Post AG auf. Generaldirektor Georg Pölzl besuchte Riedlsperger, um mögliche Lösungsansätze zu besprechen.

Erfolglose Bemühungen
„Und am 31. März, also am letzten Tag des Vertrages mit dem Kaufhaus Neumayr, besuchte mich der persönliche Assistent Pölzls, und hat kundgetan, dass die Post AG aus rechtlichen Gründen die Poststelle nicht fortführen kann. Geschlossen sei geschlossen. Außerdem wurde bekannt gegeben, dass kein Nachfolger gefunden wurde und es mit 1. April keinen Post-Partner in Kaprun mehr gibt“, schildert Riedlsperger die damalige Ausgangslage.

Handlungsnot
Erich Riedlsperger zeigte Mut zu Ungewöhnlichem, schloss kurzerhand einen Vertrag mit der Post ab und meldete die Kapruner Wirtschaftstreuhand GmbH als neuen Post-Partner. „Natürlich ist es ein wenig skurril, dass ein Wirtschaftstreuhänder Post-Partner wird“, lacht Riedlsperger im Bezirksblatt-Gespräch, „aber als mir eröffnet wurde, dass ab nächstem Tag keine Post mehr in Kaprun existiert, fühlte ich mich natürlich in Handlungsnot und musste etwas Ungewöhnliches tun.“

„Der Vertrag wurde vorerst für zwei Monate befristet abgeschlossen, die bestehende Post-Partnerstelle im Kaufhaus Neumayr von der Wirtschaftstreuhand angemietet. Die Post hat einen Mitarbeiter zur Verfügung gestellt. Anders wäre es nicht möglich gewesen.“, sagt der Vize-Bürgermeister.

Die Suche hat ein Ende
Das alte Geschäftslokal der Post, welches im Eigentum der Gemeinde steht, wurde zur Miete angeboten. Um rasch einen neuen Post-Partnerbetrieb nach Kaprun zu holen, bot die Gemeinde das Gebäude zu äußerst günstigen Konditionen an. Aus zehn Bewerbungen wurde ein EDV- und Telekommunikations-Betrieb ausgewählt, der zukünftig im Postgebäude den Kaprunern somit als Post-Partner in vertrautem Ambiente zur Verfügung steht. Zuvor muss die Gemeinde das alte Postgebäude baulich adaptieren und der neue Post-Partner eingeschult werden, was noch zwei bis drei Monate in Anspruch nehmen kann. Riedlsperger: „Wir, die Kapruner Wirtschaftstreuhand, müssen also nochmal um drei Monate verlängern. Durch das Zusammenspiel unseres Betriebes, der Post AG, der Kapruner Gemeinde und vom Kaufhaus Neumayr konnten wir uns über diese Zitterphase retten und ich kann schlussendlich sagen ,Ende gut, alles gut‘.“

Einen schalen Beigeschmack hat die Geschichte laut Riedlsperger trotz Happy-End. „Ein Post-Partner kann nur überleben, wenn er die Kundschaft als Frequenzbringer bewerten kann, alleine rechnet es sich nicht“, so Erich Riedlsperger.

Es wird also interessant, die wirtschaftliche Entwicklung der mittlerweile knapp 1.200 Post-Partner zu beobachten. Die Post AG wird wohl auch mit weiterer Kritik zu kämpfen haben, da auch die neuen Preiserhöhungen viele Kunden verärgern. Trotz Privatisierung hat sich bisher keine wirkliche Konkurrenz zur Post entwickelt. Bis zum Jahr 2013 hat die Post AG laut Postmarktgesetz noch exklusiven Zugang zu den Postfachanlagen in Wohnhaussiedlungen, doch danach stehen der Konkurrenz auch am Brief-Sektor alle Türen offen.

Anmerkung von Eric Fahrner, Redaktion:
Mehr Transparenz durch eine vereinfachte Produktpalette verspricht die Post AG durch die Produktänderungen, die seit 1. Mai gelten. Als „erschwinglich“ wird die Tariferhöhung bezeichnet. Das wird jedoch nicht jeder so sehen. Ein kleines Beispiel: Ein Brief, höher als 24 mm und unter 50 Gramm - vergleichbar mit einem Päckchen Taschentücher - wird nun als Großbrief gehandelt und kostet statt bisher 0,75 nun 3,80 Euro. Noch dramatischer jedoch der Versand nach z. B. Deutschland. Anstatt 1,15 Euro kostet das Porto für unser Päckchen Taschentücher nun 13,60 Euro. Skurril auch die Tatsache, dass der Versand des besagten Produktes somit als Paket ins Ausland mit 13,25 Euro billiger ist, obwohl das Paket ja Privilegien wie den versicherten Versand genießt. Warum wurde dann der Großbrief in dieser Gewichtsklasse eingeführt? Grund genug um die Pressestelle der Post AG um Aufklärung zu bitten. Die Antwort ist jedoch etwas karg: „...Es sollte nicht außer Acht gelassen werden, dass unsere allgemeinen Brieftarife seit 2003 nicht erhöht wurden. Daher erscheint die Anpassung auf den ersten Blick zwar hoch, bleibt aber insgesamt und über die Jahre gesehen unter der Inflationsrate von 12 %.“
Alles klar, aber eine Erhöhumg von 1,15 Euro auf 13,60 Euro dürfte wohl doch etwas über 12 % liegen, oder? „Die Post ist Ihr verlässlicher Dienstleister in ganz Österreich und im Ausland und wir hoffen, dass wir uns Ihr Vertrauen durch exzellente Dienstleistungen weiterhin sichern können“, endet die Antwort der Pressestelle. Naja, wie groß unser „Vertrauen“ wirklich ist, wird sich weisen, wenn es privaten Mitbewerb am Briefsektor gibt.

Text und Foto: Eric Fahrner

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