Wo Pongauer Jugendliche zu Hause sind!

- Im JUZ-Domtreff können sich die Jugendlichen ohne Konsumzwang aufhalten und sich Rat bei Leiter Werner Schiefer einholen.
- Foto: Werner Schiefer
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Im Jugendzentrum Domtreff kümmert sich Leiter Werner Schiefer u m ein gesittetes Miteinander unter allen JUZ-Besuchern
Werner Schiefer ist Leiter des Jugendzentrums (JUZ)Domtreff in St. Johann und tagtäglich mit Problemen der Pongauer Jugend konfrontiert. Im BEZIRKSBLATT-Interview äußert er sich zu seiner Arbeit, den Themen Gewalt, Alkoholismus und Jugendkultur.
Herr Schiefer, beschreiben Sie kurz Ihre Arbeit im Jugendzentrum Domtreff.
WERNER SCHIEFER: „Seit 2004 bin ich hier Leiter. Ich arbeite präventiv, was Süchte angeht sowie integrativ. Ich versuche den Jugendlichen eine gesunde Wertehaltung in Hinblick auf das Gegengeschlecht, die Umwelt, andere Kulturen usw. zu vermitteln. Daneben stehe ich ihnen in allen Belangen, seien sie beruflich oder privat, beratend und helfend zur Seite. Weiters stehen den Jugendlichen in der Räumlichkeit unterschiedliche Spiel- und Spaßangebote zur Verfügung, sowie die Liste der offenen Lehrstellen des AMS, Broschüren über Schulen und Ausbildungsmöglichkeiten und andere Jugendorganisationen zur Hand. Besonders beliebt sind auch regelmäßig organisierte Aktivitäten wie Krampuskränzchen, Schmink- und Kosmetikkurse, Grillfeste oder Workshops. Mit der Errichtung des JUZ zeigt die Stadtgemeinde, dass ihr sowohl die Jugend als auch die sozialpädagogische Arbeit viel bedeutet.“
Welche Jugendliche kommen in das JUZ-Domtreff?
WERNER SCHIEFER: „Aktuell sind täglich 30 und 40 Jugendliche bei mir. Die Altersspanne liegt zwischen 12 bis 17 Jahren (und älter). Ich habe einen vergleichsweise hohen Mädchenanteil im JUZ, der bei ca. 40 Prozent liegt. Die Nationalitäten der Jugendlichen sind breit gefächert. Von Teenagern mit türkischer, über kroatischer, bis hin zu mongolischer Staatsbürgerschaft haben wir alles dabei. Wichtig ist auch, dass die JUZ-Besucher aus unterschiedlichen Sozial- wie Bildungsschichten kommen. Bei uns fühlt sich ein Lehrersohn ebenso willkommen wie eine Hilfsarbeitertochter. Davon profitieren die Teenager selbst, die Einblicke in unterschiedliche Lebensläufe und ‚Karrieren‘ erhalten. Trotz der Unterschiedlichkeit der Jugendlichen funktioniert alles hervorragend.“
Warum kommen die Jugendlichen ins JUZ-Domtreff?
WERNER SCHIEFER: „Hier finden sie einen Raum, in dem sie sich ohne Konsumzwang aufhalten können und ‚Gleichgesinnte‘ treffen. Natürlich treten sie auch immer wieder mit privaten Problemen an mich heran.“
Warum sprechen die Teenager lieber mit Ihnen als mit Familienmitgliedern?
WERNER SCHIEFER: „Ich bin eine außenstehende Person, die objektiver urteilen kann und vor der sie sich nicht rechtfertigen müssen. Des Weiteren können die Jugendlichen meine Kontakte als Drehscheibe sozialer Netzwerke nutzen und sich professionelle und individuelle Hilfestellungen holen.“
Das St. Johanner Nachtleben ist in den letzten Monaten durch Negativschlagzeilen wegen vandalistischen und gewalttätigen Jugendlichen in Verruf geraten. Wie stehen Sie als dipl. außerschulischer Jugendleiter und Mediator zu diesem Thema?
WERNER SCHIEFER: „Ich sehe das Problem im ungeübten Umgang der Jugend mit Alkohol. Die Teenager sehen, dass in unserer Kultur Alkohol zu allen Festivitäten und Feiern gehört. Es wird z.B. jedes Fest mit einem Bieranstich eröffnet. Die Vorbildwirkung darf nicht unterschätzt werden! Als Elternteil hat man die Pflicht, dem Nachwuchs den genussvollen Umgang mit Alkohol beizubringen. Das heißt: Getrunken wird nicht jeden Abend ein Bier oder ein Glas Wein, sondern nur zu besonderen Anlässen und dann mit Maß und Ziel. Von Kindheit an sollte ein stabiles Selbstbewusstsein gefördert werden, um Gruppenzwängen leichter widerstehen zu können. Für dieses Kapitel sind meiner Meinung nach die Eltern verantwortlich!“
Wie stehen Sie zum Thema Jugendbrutalität und Gewalttätigkeit?
WERNER SCHIEFER: „Ich merke auch im Jugendzentrum immer wieder, dass die Jugendlichen Konflikte nicht mehr kognitiv lösen können. Die Fähigkeit etwa Unstimmigkeiten auszusprechen haben viele nicht gelernt. Ich denke verpflichtendes Kommunikationstraining und Ethikunterricht müssen im schulischen Unterricht unbedingt etabliert werden.“
Interview: Julia Baumgärtner
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