Nach Patienten-Kritik
Brustkrebs-Spezialist klärt über Behandlung auf

Früherkennung und rasche Therapie können die Brust bei Brustkrebs retten. Rund 100 Fälle werden jährlich im Klinikum Schwarzach behandelt.  | Foto: Neumayr (Symbolbild)
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  • Früherkennung und rasche Therapie können die Brust bei Brustkrebs retten. Rund 100 Fälle werden jährlich im Klinikum Schwarzach behandelt.
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Nach Kritik einer Patientin an der Wartezeit klärt Primar Frank Tuttlies über die Brustkrebs-Behandlung auf. Der Ärztemangel bleibt in Salzburg ein Problem.

SCHWARZACH. Weil sie 79 Tage von der Erstdiagnose bis zur Operation warten musste, wandte sich eine Pongauer Brustkrebs-Patientin an die Bezirksblätter. Ihrer Ansicht nach sei die "lange Wartezeit" im Kardinal Schwarzenberg Klinikum Schwarzach "frauen- und gesundheitsfeindlich". Die Bezirksblätter haben im Krankenhaus nachgefragt: Dort führt man die erhöhte Wartezeit auf Krankenstände im Fachärzteteam zurück. Darüber hinaus könne man zu konkreten Fällen einzelner Patienten aus Gründen des Datenschutzes keine Auskunft geben.

Krankenstände in Fachärztebelegschaft

Tatsächlich klärt Primar Frank Tuttlies, Leiter der Abteilung Frauenheilkunde im Klinikum Schwarzach, auf, dass es im angesprochenen Zeitraum anfänglich zu unerwarteten Verzögerungen gekommen ist: "Durch Krankenstände in unserer Fachärztebelegschaft entstanden im Frühjahr aufgrund von Verschiebungen Wartezeiten von etwa drei Wochen", bestätigt der Primar. In einer Umstellungsphase, wie sie durch eben diese Krankenstände im Frühjahr akut zustande kam, könne nicht alles vom ersten Tag an wie mit Vollbesetzung funktionieren, erklärt Tuttlies: "Es ist nachvollziehbar, dass eine Patientin mit so einer Situation unzufrieden ist, aber ich kann für meine Mitarbeiter sagen, dass wir immer rasche Lösungen anbieten können. Auch in limitierten Besetzungen wird das Dienstrad erfüllt, es gibt aber andere Limits. Dennoch wurde in weniger als drei Wochen alles nachgeholt, was verschoben werden musste."

"Patientinnen erhalten bei uns einen OP-Termin binnen zehn bis 14 Tagen", sagt Primar Dr. Frank Tuttlies, Leiter der Abteilung Frauenheilkunde und Geburtshilfe im Kardinal Schwarzenberg Klinikum Schwarzach.  | Foto: KSK
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Gewebeprobe ist täglich möglich

Etwa 100 primäre Fälle von Brustkrebs werden im Klinikum Schwarzach jährlich diagnostiziert, 80 bis 90 Prozent davon werden auch operiert. Primar Tuttlies gibt Einblick in den etablierten Behandlungsablauf: "Grundsätzlich können wir jeden Tag hier eine Stanze (Anm.: Gewebeprobe) machen, normalerweise ist das innerhalb einer Woche möglich. Das Ergebnis der Pathologie liegt dann zeitnah vor. In der zweiten Woche wird die Patientin über mögliche Behandlungsmethoden und Alternativen aufgeklärt, ehe das weitere Vorgehen im Einvernehmen abgestimmt wird. Wenn es keine Komplikationen gibt, wird in der dritten bis vierten Woche die Therapie – in welcher Form auch immer – eingeleitet. Gibt es eine Entscheidung zur Operation, folgt binnen zehn bis 14 Tagen ein OP-Termin."

Operation ist nur kleiner Teil des Jobs

Nicht immer sei dieser Zeithorizont aber einzuhalten, weil er vom individuellen Krankheitsbild und -verlauf abhängig sei: "Im sogenannten 'Mammaboard' erfolgt die Abstimmung mit Radiologen, Pathologen und Gynäkologen. Daraufhin können weitere Untersuchungen nötig sein, was die Dauer bis zum Therapiebeginn unter Umständen erhöht", erklärt der Primar. Oft sei dabei auch die Kommunikation mit den Patientinnen nicht einfach. Die Arbeit sei vor allem viel aufwändige Aufklärungsarbeit, das Operieren selbst sei nur ein kleiner Teil des Jobs. "Nach der Mammographie gilt es, das Bild zu interpretieren: Ist es ein Karzinom oder nicht, ist der Tumor gutartig oder nicht. Die Operation ist immer noch ein wesentlicher Bestandteil der Behandlung, sie erfolgt aber je nach Fall zu unterschiedlichen Zeitpunkten, wenn beispielsweise vorher eine Chemotherapie erforderlich ist", weiß der Primar.

"Es gibt keine Missstände"

Die Möglichkeit einer intraoperativen Bestrahlung während der Operation gibt es in Schwarzach nicht. Viel wichtiger sei, dass 80 Prozent der Patientinnen brusterhaltend operiert werden können. Die rasche Früherkennung ist dafür essentiell. "Wir bilden uns ständig fort und versuchen die modernsten Methoden anzuwenden. Auch während der Corona-Einschränkungen sind in Schwarzach alle Onkologie-Patienten mit maximaler Bereitschaft immer zeitgerecht operiert worden, das können wir auch weiterhin garantieren", sagt Tuttlies, der festhält: "Es gibt hier keine Missstände aufzuklären. Wir versuchen, aus allen Fällen zu lernen, unseren Prozess zu optimieren, mittels Controlling zu überwachen und entsprechende Instrumente zu entwickeln. Wir bieten unseren Patienten auch an, eine Zweitmeinung einzuholen. Dafür stellen wir gerne unsere bereits geleistete Diagnostik zur Verfügung. Manchmal schicken wir Patienten auch zu Kollegen in andere Spitäler, wenn wir glauben, dass sie dort besser aufgehoben sind – so wie das oft auch umgekehrt der Fall ist."

Es fehlt an Ärzten im Land

Im Klinikum Schwarzach wurde der Bereich Brustgesundheit samt Brustambulanz in den letzten Jahren massiv ausgebaut. "Diesen Schwerpunkt hört und sieht man mittlerweile immer deutlicher", sagt Tuttlies. Dass der Spielraum nach oben bei Personal und Ressourcen aber überall begrenzt ist, ist ob des salzburgweiten Fachärztemangels nachvollziehbar.

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Früherkennung und rasche Therapie können die Brust bei Brustkrebs retten. Rund 100 Fälle werden jährlich im Klinikum Schwarzach behandelt.  | Foto: Neumayr (Symbolbild)
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