Düstere Winterprognose
Immer stärkere Nachfrage in Sozialmärkten

Immer mehr Menschen besuchen Sozialmärkte für den Lebensmittel-Einkauf (Symbolbild) | Foto: Neumayr
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Die aktuellen Preissteigerungen werden für immer mehr Menschen zu einer Herausforderung. Das ist auch in den Pongauer Sozialmärkten der Laube zu spüren. Die Expertin der Armutskonferenz fordert eine strukturelle Umverteilung, um Betroffene nachhaltig zu unterstützen.

ST. JOHANN, SALZBURG. Die andauernde Teuerung bringt immer mehr Menschen in finanzielle Schwierigkeiten. Bei den Pongauer Sozialmärkten der Laube ist ebenso eine verstärkte Nachfrage spürbar, wie auch bei den Sozialberatungsstellen unter dem Dach der Armutskonferenz.

Kostengünstiges Einkaufen für Betroffene

„Wir spüren in letzter Zeit schon, dass immer mehr Leute zu uns in die Märkte kommen“, erzählt Gertraud Schüßleder, die Standortleiterin der Pongauer Laube-Märkte in St. Johann und Bischofshofen. In den Sozialmärkten der Laube dürfen Personen mit geringen Einkommen kostengünstige Waren des alltäglichen Bedarfs einkaufen. Die Lebensmittel und Produkte werden von großen Handelsketten als Spenden zur Verfügung gestellt. Voraussetzung für einen Einkauf ist ein Einkommen unterhalb der jährlich festgelegten Armutsgefährdungsschwelle. Für einen Einpersonen-Haushalt liegt dieser Wert aktuell bei einem monatlichen Einkommen von 1.371 Euro. Mit steigender Haushaltsgröße steigt auch die Armutsschwelle. Für eine alleinerziehende Mutter oder einen alleinerziehenden Vater mit Kind liegt sie beispielsweise bei 1.783 Euro, für einen Haushalt mit zwei Erwachsenen bei 2.057 Euro.

Niemand ist mit Armut alleine

Schüßleder vermutet, dass einige ihrer neuen Kundinnen und Kunden wohl schon seit längerer Zeit unter der Armutsschwelle leben würden. „Wegen der steigenden Kosten merken sie jetzt aber einfach, dass es sich im Supermarkt nicht mehr ausgeht“, erklärt die Standortleiterin. Viele Betroffene würden vergleichsweise lange zuwarten, bis sie sich für einen Einkauf im Laube-Markt entscheiden. „In einen Sozialmarkt zu gehen ist immer noch mit einem gewissen Tabu behaftet. Die aktuelle Berichterstattung zeigt aber auch, dass immer mehr Leute von Armut betroffen sind. Niemand ist damit alleine“, stellt Schüßleder klar. Betroffene, die das Angebot in der Laube nützen möchten, können einfach mit einem Einkommensnachweis in einen der Sozialmärkte kommen. „Dort wird ihnen dann eine Einkaufskarte ausgestellt und sie können unser kostengünstiges Angebot nutzen“, führt die Pongauerin aus.

"Es gibt zwei Gruppen von Betroffenen"

Auch bei der Salzburger Armutskonferenz spürt man eine verstärkte Nachfrage nach Sozialberatungen und Lebensmittelgutscheinen. Die Koordinatorin Carmen Bayer erklärt, dass man in der aktuellen Situation vor allem zwei Gruppen unterscheiden müsse: „Einerseits gibt es diejenigen, die schon vor der Teuerungswelle von Armut betroffen waren. Diese Gruppe erlebt durch die aktuellen Preissteigerungen eine weitere Verschärfung ihrer ohnehin prekären Situation.“ Andererseits gebe es viele, die durch die Teuerungswellen neu in die Armut rutschen. „Das sind Menschen aus dem sogenannten unteren Mittelstand, die vorher eben gerade so über die Runden gekommen sind“, erklärt Bayer. Für diese beiden Gruppen ergebe sich aus der aktuellen Situation eine enorme Herausforderung.

Düstere Aussichten für den Winter

Bayer und Schüßleder gehen beide von einer weiteren Verschärfung der Situation in den Wintermonaten aus. „Wenn die Heizkosten auch noch dazu kommen, rechnen wir definitiv mit noch mehr Nachfrage“, skizziert die Vertreterin der Laube die Zukunftsaussichten der Märkte. Carmen Bayer findet noch klarere Worte: „Wir fürchten uns vor dem Winter“, stellt sie klar. Einmalzahlungen wie der Klimabonus seien nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. „Es braucht eine strukturelle Umverteilung in Form von armutsfesten Sozialleistungen und Geldern für Arbeitslose“, legt sie die Forderungen der Armutskonferenz dar. Auch die Aufforderungen der Politik zum Energiesparen seien nur bei gewissen Zielgruppen sinnvoll. „Armutsbetroffene können nicht noch mehr sparen“, erklärt Bayer. Sparen sei ohnehin bereits ein fixer Bestandteil ihres Alltags.

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