Jagd im Pongau
Tourismus, Sport und Wölfe rauben Wild den Lebensraum

- Am Wochenende traf sich die Pongauer Jägerschaft in St. Johann zur jährlichen Hegeschau. Bezirksjägermeister Johann Sulzberger spricht im Zuge dessen über die aktuellen und kommenden Herausforderungen für die Jagd im Pongau.
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Im Rahmen der heurigen Hegeschau spricht Bezirksjägermeister Johann Sulzberger über den Stand der Dinge in der Pongauer Jagd. Der kleiner werdende Naturraum beschäftigt Jäger genauso wie die Rückkehr der Wölfe. Als Reaktion auf die hohen Rotwildbestände werden Abschusspläne nach oben korrigiert.
ST. JOHANN. Die Pongauer Jägerschaft traf sich am Wochenende zu ihrer jährlichen Hegeschau. Über 2.000 Wildtrophäen wurden im St. Johanner Kongresshaus gezeigt und begutachtet. Bezirksjägermeister Johann Sulzberger spricht über aktuelle Herausforderungen für die heimische Jägerschaft.

- Über 2.000 Trophäen waren am Wochenende bei der Hegeschau der Pongauer Jäger im St. Johanner Kongresshaus ausgestellt.
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Abschusspläne nach oben korrigiert
"Die Abschusspläne für das Jahr 2022 konnten weitestgehend erfüllt werden", erklärt Sulzberger. So wurden beispielsweise beim Rotwild — also bei den Hirschen — die vorgesehenen Abschüsse mit 1.723 sogar leicht übererfüllt. "Der Bestand an Rotwild ist bei uns aktuell sehr hoch, speziell etwa im Gasteinertal oder rund um Untertauern", erklärt Sulzberger. Das hatte auch der Obmann der Pongauer Bauernkammer, Silvester Gfrerer, rund um den Bezirkskammertag der heimischen Landwirte angesprochen. Gfrerer berichtete Anfang Februar von vermehrten Meldungen zu Wildschäden in den Wäldern einiger Pongauer Bauern. "Für uns gilt Wald vor Wild", meinte Gfrerer damals dazu.

- Am Bezirkskammertag der heimischen Bauern sprach Silvester Gfrerer über vermehrte Meldungen zu Wildschäden im Wald in einigen Regionen des Pongaus.
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"Wir sind als Bauern natürlich an einem gesunden Wildbestand interessiert, aber wir müssen gemeinsam mit der Jägerschaft eine Lösung finden, damit das Rotwild nicht Überhand nimmt und der Wald nicht darunter leidet", so der Bauernkammerobmann. Bezirksjägermeister Sulzberger betont diesbezüglich: "Wir reagieren auf die hohen Bestände jetzt, indem wir in den betroffenen Gebieten die Abschusspläne für 2023 nach oben korrigieren."

- Der hohe Bestand an Hirschen sorgt in einigen Wäldern des Pongaus für Probleme. Die Jägerschaft reagiert nun, indem man die Abschusspläne nach oben korrigiert.
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Fehlverhalten einzelner Sportler
Die steigende Zahl an Mountainbikern und Tourengehern schränke den Bewegungsraum des Wildes immer weiter ein. "Man muss aber betonen, dass es sich dabei um einzelne Sportler handelt, die sich nicht richtig zu verhalten wissen. Ein Großteil respektiert die Grenzen der Natur sehr wohl", stellt Sulzberger klar.

- Das Abhalten der Hegeschau ist für die "öffentliche Begutachtung der Jagdbetriebsführung" vorgeschrieben. Auch Fallwild muss vorgelegt werden.
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Aber auch das Fehlverhalten einzelner Sportler kann fatale Folgen haben: "Wenn etwa ein Skifahrer im freien Gelände abfährt, kann es passieren, dass er dabei Gämsen aufscheucht und nach unten in eine Rinne drückt. Bei viel Schnee kommen die Tiere dann nicht mehr nach oben und verenden da unten", skizziert der Filzmooser ein eindrucksvolles Beispiel.
Ansiedelung von Wölfen und Wildschweinen
In Zukunft könnten der heimischen Jagd die zunehmende Ansiedelung von Wolf und Wildschwein im Pongau Probleme machen, befürchtet der Jägermeister. "Wenn sich der Wolf weiter vermehrt, wird der Punkt kommen, an dem wir ihn jagen müssen", ist Sulzberger überzeugt. Das sei aber garnicht so einfach: "Ein Pongauer Jäger weiß garnicht, wie man einen Wolf am besten bejagt. Das muss man erst lernen."

- Die vermehrte Ansiedelung von Wölfen beschäftigt auch die Pongauer Jäger.
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Durch den verstärkten Fokus der heimischen Landwirtschaft auf den Maisanbau steige auch das Risiko, dass sich Wildschweine im Bezirk ansiedeln könnten. "Hier müssen wir wachsam sein. Wenn die Wildschweine einmal da sind, vermehren sie sich rasant und man muss mit Schäden in der Landwirtschaft rechnen."
Zahl der Jäger steigt
An Nachwuchs mangelt es den heimischen Jägern jedenfalls nicht. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl der Jägerinnen und Jäger im Bezirk von 2.712 auf 2.769 gestiegen, heißt es von der Salzburger Jägerschaft. Der Frauenanteil liegt im Pongau inzwischen bei 14,81 Prozent. Diese Zahlen stimmen den Bezirksjägermeister positiv.

- "Jagd geht immer mit der Verbundenheit zur Natur einher", betont der Bezirksjägermeister.
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Sulzberger betont abschließend noch, was ihm bei der Jagd besonders am Herzen liegt: "Jagd geht immer mit Verbundenheit zur Natur einher. Das bedeutet einerseits, dass der Abschuss eines Tieres immer möglichst schonend erfolgen muss. Gleichzeitig wissen wir, dass es ohne Winterfütterung nicht mehr geht. Hier sollten wir uns aber klar zu natürlichem Futter bekennen, das wir nicht von weit her importieren müssen."
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