“Und ihr habt mich aufgenommen”

Alle ziehen an einem Strang: Dechant Alois Dürlinger, Lucia Greiner (Seelsorgeamt der Erzdiözese Salzburg), Flüchtlingskoordinator Franz Neumayer, Landesrätin Martina Berthold und Caritas-Direktor Johannes Dines bei der Tagung zur Flüchtlingshilfe in St.  | Foto: EDS
  • Alle ziehen an einem Strang: Dechant Alois Dürlinger, Lucia Greiner (Seelsorgeamt der Erzdiözese Salzburg), Flüchtlingskoordinator Franz Neumayer, Landesrätin Martina Berthold und Caritas-Direktor Johannes Dines bei der Tagung zur Flüchtlingshilfe in St.
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ST. VEIT (ap). Mit 150 Teilnehmern erfuhr die von Erzdiözese und Caritas organisierte Tagung in St. Veit zur kirchlichen Flüchtlingshilfe „Und ihr habt mich aufgenommen“ großen Zuspruch. Experten aus Land, Kirche, Caritas und Wissenschaft nahmen daran teil.

Es gibt Fluchtgründe und Fluchthoffnung

„Die Seele verhungert an dem, wovor sie sich fürchtet”. Mit diesem von ihm abgewandelten Zitat des Heiligen Augustinus kommentierte der Assistent und Sprecher des Salzburger Erzbischofs in Flüchtlingsangelegenheiten, Alois Dürlinger, in seinem Grußwort die derzeit laufenden Diskussionen: „Die Menschen haben Fluchtgründe und Fluchthoffnung. Die Debatte um eine Zahl ist ein grobes Vergehen an der Not dieser Menschen.“

Hilfe auf Augenhöhe

„Vieles von dem, was an Integrationsmaßnahmen nötig ist, passiert dadurch, dass sich Menschen auf Augenhöhe darauf einlassen“, dankte der Direktor der Caritas Salzburg, Johannes Dines, „allen Haupt- und Ehrenamtlichen in der Kirche und darüber hinaus.“

"Der Ton hat sich geändert"

Die für Integration zuständige Salzburger Landesrätin Martina Berthold vernimmt eine „verschärfte und rauer gewordene Diskussion, vor allem in den sozialen Medien“, aber zugleich „eine große Hilfsbereitschaft der Menschen.“ Um „Anteil zu nehmen“ brauche es Interesse, Mitgefühl und Mitwirken, so die Politikerin, die betonte: „Was Kirche hier zeigt, ist ganz wichtig.“

Kirchliche Flüchtlingshilfe

In einer Reihe von Vorträgen und in zwölf Gesprächskreisen wurde das Thema der Flüchtlingshilfe in Pfarren und Gemeinden vielseitig diskutiert. „In einer großen Zahl von Gemeinden, die Flüchtlingen Platz bieten, finden sich von Pfarren mitgetragene Unterstützungsinitiativen“, resümiert der Flüchtlingskoordinator der Erzdiözese Salzburg, Franz Neumayer. „Viele Pfarren öffnen Türen und stellen Platz zur Verfügung, auch für Kurse und Freizeitaktivitäten, laden ein und vermitteln aktiv unsere Kultur.“ Neumayers Ausblick für die Zukunft: „Es wird weiter darum gehen, Gebäude, Wohnungen und Grundstücke, sowie Angebote zur Unterstützung der freiwilligen Helferinnen und Helfer bereitzustellen. Dies geht nur in Zusammenarbeit und Vernetzung mit Initiativen, Projekten und Religionen“, sagte Neumayer.

Dringende Hilfe vor Ort

Der Nahostexperte Stefan Maier beleuchtete die humanitäre Situation der syrischen Flüchtlinge im Libanon und Jordanien. „Syrien war ein Land, in dem friedliches Zusammenleben verschiedener Religions- und Volksgruppen möglich war und gilt jetzt als eines der schlimmsten Kriegsgebiete der Welt“, so der Leiter der Auslandshilfe der Caritas Salzburg. „Der Krieg hat das Land völlig zerstört, die Schäden sind unvorstellbar. Das Land liegt am Boden.“

"Mehr als die Hälfte der Syrer auf der Flucht"

Vom einst „größten Aufnahmeland von Flüchtlingen“ habe sich Syrien zum „größten Herkunftsland“ entwickelt, so der Experte, schließlich seien mehr als die Hälfte der Menschen auf der Flucht. Die Situation in den Nachbarländern erachtet Maier als besonders problematisch. In den provisorisch eingerichteten Lagern, wo Kinder beispielsweise nicht zur Schule gehen können, bestehe die „enorm große Gefahr einer heranwachsenden verlorenen Generation“ warnte Stefan Maier. Die Perspektivlosigkeit sei „idealer Nährboden für Gewalt, Fanatismus und Terrorismus“. Maier weiter: „Im Libanon, einem Land kleiner als Tirol, sind 1.069.000 Flüchtlinge registriert, in Relation: 1,5 Millionen kamen nach ganz Europa.“ Schließlich appellierte Maier zur „dringenden internationalen Hilfe vor Ort.“

Migration ist nichts Neues

„Migration ist nichts Neues, Vertreibung und Flucht sind keine neuen Phänomene“ so Stefan Wally von der Robert-Jungk-Bibliothek für Zukunftsfragen (JBZ). Wirtschaftliche Möglichkeiten, Vertreibung und Krieg hätten immer schon zu Migration geführt, hielt der Wissenschafter fest und erinnerte in einem geschichtlichen Überblick beispielsweise an Bergbau, Protestantenvertreibung und Antisemitismus.

Die Welt ist im Wandel

Die markierten Zukunftstrends des Migrationsexperten: Asymmetrische Kriege, verbesserte Mobilität, höherer Informationsstand, bessere Sichtbarkeit von Leid, sowie ökonomische Globalisierung, sprachliche Annäherung und der Klimawandel würden weiterhin und zunehmend zu Migrationsbewegungen führen, so Wally. „Wanderung hat es immer gegeben, wird es weiter geben und es gibt keinen Grund, warum sie aufhören sollte.“ Das Verständnis einer „eingefrorenen Kultur“ erachte Wally als „realitätsfern“: „Kultur verändert sich. Die Zuwanderung wird Österreich verändern, so wie Zu- und Abwanderung Österreich immer verändert haben.“

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