Woher kommen unsere Lebensmittel
Bauern treten für Herkunftskennzeichnung ein
Emotional diskutiert wird das Thema Herkunftskennzeichnung derzeit unter den Landwirten, auch im Bezirk Ried.
BEZIRK RIED. Wer heute ins Gasthaus geht, in der Kantine isst, oder ein Fertigprodukt im Lebensmittelgeschäft kauft, hat kaum eine Chance zu erfahren, was wirklich drin ist. Eine verpflichtende Herkunftsangabe gibt es im verarbeiteten Bereich schlicht nicht. Dabei hat jeder Konsument ein Recht darauf, zu wissen, wo die Lebensmittel herkommen. "Im Einzelhandel gibt es diese Angaben schon länger. Auf Drängen der Bauernvertretung wurde im aktuellen Arbeitsprogramm der Bundesregierung nun auch die Einführung einer Herkunftskennzeichnung für die Primärzutaten Milch, Fleisch und Eier in verarbeiteten Lebensmitteln und in der Gemeinschaftsverpflegung, sowohl öffentlich als auch privat, verankert. Die Umsetzung hat sich vom vergangenen Herbst auf das Jahr 2022 verschoben, sie sollte allerdings am Weg sein", weiß Josef Diermayer, Bezirksobmann des Bauernbundes Ried.
Bauern zeigen Initiative
Den Bäuerinnen im Bezirk Ried ist das Thema Herkunftskennzeichnung schon immer ein wichtiges Anliegen. "Die aktuellen Krisen heben die Wichtigkeit noch einmal mehr hervor", weiß Monika Rendl, Vorsitzende der Bezirksbäuerinnen: "Zuerst tauchte rund um die Pandemie eine mögliche Knappheit von Lebensmitteln auf. Mittlerweile feuert die Krise in der Ukraine das Thema an. Es macht uns deutlich, dass viele Lebensmittel, die wir konsumieren, nicht direkt vor der Haustür wachsen und hebt den Wert der Produkte, die wir in der Region produzieren", so Rendl. Dabei geht es den Bäuerinnen weniger darum, eigene Produkte zu verkaufen, sondern jedem Menschen die Entscheidungsfreiheit zu geben, was er auf seinem Teller haben möchte.
Der Bauernbund weist regelmäßig auf die heimische Produktion hin und setzt Aktionen. "Gemeinsam mit Nationalrat Manfred Hofinger besuche ich Großküchen im Bezirk. Wir weisen auf die Thematik hin. Hier sind wir oft positiv überrascht von den Rückmeldungen. Es sei kein Problem, weil ohnehin bereits darauf geachtet werde. Durch die positive Resonanz wissen wir, dass vieles schon gut läuft. Trotzdem beobachten wir Verbesserungen nach unseren Besuchen, einfach weil die Thematik wieder in den Vordergrund rückte", erklärt Diermayer. Es sind oft nicht die höheren Kosten Grund, warum Wirte und Großküchen zu ausländischen Produkten greifen. Es sind fehlende regionale Produkte im Angebot der Großhändler, die die Küchen beliefern.
"Verantwortung trägt jeder, egal ob es aus Sicht des Tierwohls ist – in Österreich sind die Standards im Ländervergleich hoch – oder aus Sicht der sozialen Verantwortung. Denn statt Billigarbeitern und billigen Lebensmitteln sollen Arbeitskräfte fair für ihre Arbeit bezahlt werden", fordert Rendl. "Wer als Konsument Regionalität forcieren will, der kann sich beispielsweise an Wirten mit dem AMA-Gastrosiegel orientieren. Das sind Gasthäuser, die nur Produkte aus Österreich verarbeiten. Eine Mitgliedschaft ist freiwillig und es gibt etwa 1000 Wirte in Österreich, die bereits mitmachen", so Diermayer.
Volksbegehren zeigt auf
Initiativen gibt es derzeit sehr viele. Vehement auf die Thematik weist das Lebensmittel-Volksbegehren mit Initiator Leo Steinbichler hin. "Würden Sie ohne zu zögern, ein Schnitzel vom mangelernährten holländischen Mastkalb, in einer Panade aus ukrainischem Flüssigei, herausgebacken in Palmöl aus dem Regenwald bestellen? Wahrscheinlich nicht, Sie würden zum regionalen Schnitzel vom Bauern ums Eck greifen. Und genau darum geht es", so Steinbichler.
Ziel des Volksbegehrens zur Einführung einer umfassenden Lebensmittel-Herkunftskennzeichnung sei es daher, genug Unterstützung zu mobilisieren, um die Politik in die richtige Richtung und zur Umsetzung einer echten, ehrlichen Herkunftskennzeichnung zu bewegen. Ziel sind 500.000 Unterschriften bis Jahresende.
Mehr auf lebensmittelvolksbegehren.at
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