Mobiles Hospiz: Begleitung auf dem letzten Lebensweg
Viele wünschen sich, die letzten Tage zuhause zu verbringen – das Mobile Hospiz Ried macht's möglich.
BEZIRK RIED (lenz). Sterben ist ein Teil des Lebens. Jener Teil, den wir gerne ausblenden – bis zuletzt. 70 Prozent der Österreicher sterben in Krankenhäusern oder Pflegeheimen. Dabei wünschen sich die meisten, ihre letzten Tage zuhause verbringen zu können. In den eigenen vier Wänden und im Kreise ihrer Lieben. Das zu ermöglichen, ist das Ziel des Mobilen Hospizes Ried. Vor 20 Jahren wurde die Hospizbewegung Innviertel von knapp zehn Ehrenamtlichen gegründet. Seit zehn Jahren ist das Angebot Teil des Roten Kreuzes Ried. Mittlerweile ist die Zahl der Ehrenamtlichen auf 36 gestiegen. "Der Bedarf ist da und steigt weiterhin. Zum einen wird mit dem Thema offener umgegangen, zum anderen trägt auch die gesellschaftliche Entwicklung dazu bei – die Menschen werden immer älter, es gibt weniger Großfamilien", wissen die beiden Bezirksbeauftragten Marietta Reichhard und Isolde Stelzer. 254 Menschen wurden im vergangenen Jahr im Bezirk Ried betreut, mehr als 3000 ehrenamtliche Stunden geleistet.
Mobiles Hospiz: Lebens-, Sterbe- und Trauerbegleitung
Die Arbeit des Mobilen Hospizes gliedert sich in drei Säulen: Lebens-, Sterbe- und Trauerbegleitung. "Es ist wichtig, dass uns Betroffene und Angehörige früh genug kontaktieren. So kann ein Vertrauensverhältnis zur ganzen Familie aufgebaut werden", erklärt Reichhard. Im Regelfall kommt immer die gleiche Begleitung zur Familie bzw. dem Klienten. Wie oft und für wie viele Stunden, wird individuell zwischen der Familie und den Ehrenamtlichen vereinbart. "Viele Ehrenamtliche haben selbst schon so eine Situation erlebt und wissen, wie es den Betroffenen geht. Wichtig ist, Empathie zu zeigen, aber eine Grenze ziehen zu können – man soll mitfühlen, aber nicht mitleiden", berichtet Stelzer.
Wertvolle Unterstützung für die Angehörigen
Vor allem für die Angehörigen der Pflegebedürftigen sind die ehrenamtlichen Begleiter eine große Hilfe. "Sie sind sehr froh um die Auszeit, können Einkäufe erledigen oder einfach mal spazieren gehen – in Ruhe und mit gutem Gewissen, denn sie können sich sicher sein, dass ihr Partner gut versorgt ist." Die Mitarbeiter des Mobilen Hospizes sind dabei kein Pflegedienst-Ersatz. "Wir dürfen nur das tun, was die Angehörigen auch tun dürften – Gesellschaft leisten, Essen eingeben, den Betroffenen unterstützen. Für die medizinische Betreuung ist das Mobile Palliativ Care Team des Roten Kreuzes da – wir arbeiten Hand in Hand", erklärt Reichhard. Vor allem geht es um die psychosoziale Betreuung – der Pflegebedürftigen, wie auch der Angehörigen. "Viele Angehörige haben Angst, sind das erste Mal in so einer Situation und sind sich unsicher, ob sie alles richtig machen", weiß Stelzer. Die Ehrenamtlichen helfen, unterstützen und begleiten auch die Angehörigen behutsam in ihren neuen Aufgaben. Angeboten wird auch eine Betreuung in der Nacht, damit die Pflegenden in Ruhe Kraft tanken können für den nächsten Tag.
Von der Lebens- in die Sterbebegleitung
Der Übergang von der Lebens- in die Sterbebegleitung ist oft nahtlos. "In jedem Fall wollen wir den Betroffenen das Leben so lebenswert wie möglich machen", erklären die beiden. Dabei besuchen die Mitarbeiter auch Sterbende in Pflegeheimen – etwa wenn es keine Angehörigen gibt. "Wenn es dem Ende zugeht, halten wir Sitzwachen in der Nacht. Es beruhigt die Betroffenen, wenn sie merken, dass sie nicht alleine sind. Manchmal ist es schwer, zu erkennen, dass die bloße Anwesenheit schon reicht – einfach da zu sein und die Hand zu reichen", so Stelzer. Wenn sich eine geliebte Person für immer verabschiedet, bleibt bei den Hinterbliebenen oft großer Schmerz – auch in dieser Situation hilft das Mobile Hospiz.
Trauerbegleitung für die Hinterbliebenen
Jeden ersten Mittwoch im Monat wird von 18 bis 20 Uhr zum Trauercafé in den Pfarrsaal Riedberg geladen. Der Treff steht jedem offen, eine Anmeldung ist nicht nötig. Drei ausgebildete Trauerbegleiter stehen vor Ort zur Verfügung. In Einzel- und Gruppengesprächen können neue Kontakte geknüpft werden. "Vielen hilft es zu erkennen, das andere auch das gleiche durchmachen und sie in ihrem Leid nicht alleine sind. Oft entstehen dabei auch Freundschaften", berichtet Reichhard. Auch eine individuelle mobile Einzeltrauerbegleitung ist möglich. Gemeinsame Gespräche und Rituale, wie etwa Friedhofsbesuche, helfen bei der Trauerbewältigung. "Es tut gut, mit einer unbeteiligten Person zu sprechen. Wir fühlen mit, trauern aber nicht – das hilft, aus der Trauerspirale auszubrechen."
Mobiles Hospiz Ried feierte Jubiläum mit Benefizkonzert
Finanziert wird das Mobile Hospiz Ried großteils durch Spenden. Anlässlich des 20-jährigen Bestehens der Hospizarbeit bzw. des zehnjährigen Jubiläums als Dienstleistung des Roten Kreuzes wird ein Benefizkonzert veranstaltet. Am Freitag, 16. Oktober, ab 19.30 Uhr wird zu einem Konzert der Krammerer Sänger in die Bauernmarkthalle geladen. Durch den Abend führt Walter Egger. Karten sind bei allen Sparkassen erhältlich: Vorverkauf 10 Euro, Abendkasse 12 Euro. Mehr Infos hier: Benefizkonzert für Mobiles Hospiz
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