Steinzeitliche Funde sorgen für Aufsehen
Gernot Krondorfer und Erwin Lindorfer machten sensationelle Funde aus der „Ötzi-Zeit“.
NIEDERKAPPEL, HOFKIRCHEN (hed). Eine 40 Millimeter große Pfeilspitze aus Feuerstein fand der Hobby-Archeologe Erwin Lindorfer (49) im August in Hofkirchen. „Es handelt sich dabei um ein sehr seltenes exklusives Stück aus der Jungsteinzeit“, erklärt er. Der gelernte Tischler interessiert sich seit zehn Jahren für Geologie. In seiner Freizeit streift der Hofkirchner über die Äcker, und sucht nach Fundstücken aus der Steinzeit. Vor acht Jahren traf er dabei zufällig den Künstler und Hobby- Archeologen Gernot Krondorfer aus Ohnerstorf. „Wir haben uns wahrhaft am Feld kennengelernt“, sagt Krondorfer.
Weißen Fleck erforscht
„Vor unseren Forschungsarbeiten war das Obere Mühlviertel archeologisch ein weißer Fleck“, sagt der Krondorfer. Seither haben die beiden Forscher sensationelle steinzeitliche Funde gemacht: Pfeilspitzen, Werkzeuge wie Meißeln und Schaber aus Feuerstein, sowie Gefäße, die auf die Chamer-Kultur hinwiesen (siehe zur Sache). „Man vermutete bis dahin, dass die Höhenrücken dieser Region zur Jungsteinzeit – das war die Ötzi-Zeit – eher unbesiedelt waren. In Bayern siedelten die Chamer. Sie trieben die regen Handel mit Feuerstein.“
Neun Siedlungsflächen entdeckt
Neun ehemalige Siedlungsflächen der Chamer-Kultur entdeckten Gernot Krondorfer und Erwin Lindorfer, in den vergangenen zehn Jahren in Hofkirchen und Niederkappel. Damit bewiesen die Hobby-Archeologen, dass die Donau zur Steinzeit ein wichtiger Handelsweg für Feuersteine war. „Die Donau war zur Steinzeit wahrscheinlich der Highway Nummer Eins“, sagt Krondorfer. Die beiden Mühlviertler arbeiten eng mit dem bayerischen Geoarchäologe Alexander Binsteiner zusammen.
Keine Schatzsucher
„Wir sind keine Schatzsucher, sondern an wissenschaftlichen Arbeiten interessiert“, betont Krondorfer. Kooperationspartner sind, das Bundesdenkmalamt, das Institut für klassische Archeologie der Uni Wien und das Stadtmuseum Nordico. Mit einem aktuellen Fundstück lässt Krondorfer erneut aufhorchen. Es ist ein Beil aus Jade. „Das Stück wird gerade wissenschaftlich untersucht. Da Jade im bayrischen-österreichischen Raum nicht vorkommt, wird vermutet, dass die Chamer Handelsbeziehungen über diese Region hinaus unterhielten. Das wäre eine sensationelle Erkenntnis.“
Zur Sache:
Die Chamer waren Viehzüchter, die im heutigen Bayern siedelten mit Ausläufern ins Pilsener Becken und eben auch ins Mühlviertel. Eindeutig identifizierbar sind sie an ihrer Keramik, die sich durch gestochene Muster und charakteristische girlandenartige Verzierungen auszeichnet.
(Auskunft: Gernot Krondorfer)
Experimentelle Archeologie: In Workshops erfahren Besucher und Schulklassen wie Menschen der Steinzeit zu Werkzeugen und Waffen erzeugten, wie sie das Feuer entzündeten und mit Stein Gegenstände des Alltags anfertigen.
Info: Steinzeitmuseum Ohnerstorf/Sarleinsbach
Telefon: 07283/8605
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