LehrlingsRundschau
"Lehre muss für Jugendliche sexy sein"

Bei der Lehrlingsmesse im Centro können sich Jugendliche und Eltern heuer wieder über Ausbildungsangebote im Bezirk informieren. | Foto: Alfred Hofer
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  • Bei der Lehrlingsmesse im Centro können sich Jugendliche und Eltern heuer wieder über Ausbildungsangebote im Bezirk informieren.
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Die Betriebe im Bezirk Rohrbach lassen sich einiges einfallen, um Jugendliche davon zu überzeugen, eine Lehrausbildung zu beginnen. Damit soll auch ein Fachkräftemangel verhindert werden.

BEZIRK. Mit einem "klaren Ja" lässt sich die Frage beantworten, ob es im Bezirk einen Lehrlingsmangel gibt, sagt Doris Steiner, Leiterin des AMS Rohrbach. Das bestätigen auch Andrea Katzinger, Geschäftsführerin von Truck-Center Katzinger in Altenfelden, Silvia Scharrer, kaufmännische Leiterin bei Normstahl in Niederwaldkirchen, und Christian Baumgartner, Geschäftsführer von Bayer Glas in Kleinzell. Die Bewerbungen auf eine Lehrstelle seien in den vergangenen Jahren signifikant rückläufig.

Auswirkungen von Corona

Dafür ist neben der demografischen Entwicklung mit geburtenschwachen Jahrgängen die Bildungspolitik der Corona-Zeit verantwortlich. "Jugendliche waren auch mit negativem Jahresabschluss zum Aufstieg in höhere Schulen berechtigt. Zudem waren die Möglichkeiten zum Schnuppern sehr eingeschränkt", bedauert Steiner vom AMS. Die Aufstiegsmöglichkeit mit negativem Jahresabschluss sollte laut Steiner überdacht werden, "weil diese Jugendlichen vielleicht bei einer handwerklichen Tätigkeit einer Lehre besser aufgehoben sind als in einer höheren Schule". Damit würden auch die Erfolgserlebnisse und der Selbstwert der Jugendlichen steigen.

Keine Lehrlinge = keine Fachkräfte

Auch Klaus Grad, Bezirksstellenleiter der Wirtschaftskammer, bedauert, dass der Berufsorientierungsunterricht und die Schnuppermöglichkeiten im vergangenen Jahr gelitten haben. Jugendliche für die Lehrausbildung zu begeistern, sei besonders wichtig: "Ein Lehrlingsmangel verschärft den Fachkräftemangel – auch in Zukunft!", sagt Grad. Gibt es zu wenige Fachkräfte, könnten für uns jetzt alltägliche Dinge in einigen Jahren plötzlich schwierig werden: "Auch in Zukunft möchte jeder sein Auto reparieren lassen können, zum Friseur gehen oder einkaufen", gibt Andrea Katzinger zu bedenken.

Betriebe müssen "kreativ sein"

Um an gutes Personal zu kommen, müssten sich Betriebe laut Klaus Grad heutzutage als attraktive Arbeitgeber präsentieren. Das sieht auch AMS-Leiterin Doris Steiner so: "Die Lage am Arbeitsmarkt hat sich komplett gedreht." Heute würden sich die Arbeitnehmer die Arbeitgeber mit den besten Konditionen aussuchen. Das gilt auch für Lehrbetriebe, die hier laut Steiner "durchaus kreativ sein dürfen und müssen". Die Unternehmen im Bezirk geben sich viel Mühe, Jugendliche von sich zu überzeugen. Bei Bayer Glas etwa setzt man neben Werbung auf Social Media auch auf Schulbesuche und Schnuppertage. Bei Normstahl baut man stark auf Teamwork. Die Lehrlinge sollen sich als wertvoller Teil des Teams fühlen: "Jung und Alt können viel voneinander lernen", sagt Silvia Scharrer. Dazu erhalten die Jugendlichen möglichst rasch ihren eigenen Arbeitsbereich: "Nur durch selbstständiges Arbeiten lernt man wirklich gut für das Leben." Ähnlich sieht man das im Truck-Center Katzinger: "Unsere Lehrlinge sind vom ersten Tag an mitten im Geschehen und werden im zu erlernenden Fachbereich eingesetzt. Sie werden als neue Kollegen behandelt und im Team integriert. Das gibt Sicherheit und Vertrauen", sagt Andrea Katzinger.

Chancen nützen

Für Scharrer verliert die Lehre zu Unrecht an Attraktivität: "Es gibt bereits viele Möglichkeiten, sich weiterzuentwickeln, wie etwa diverse Lehrlingstrainings von externen Anbietern oder Lehre mit Matura. Wenn man das vorhandene Angebot nutzt, ist es eine großartige Chance, sich gut auf das echte Berufsleben vorzubereiten." Auch bei Katzinger unterstützt man Jugendliche gern, die eine Lehre mit Matura machen möchten. Daneben müsse aber auch in der Gesellschaft der Stellenwert einer Lehre wieder gehoben werden, so AMS-Geschäftsstellenleiterin Doris Steiner: "Das betrifft nicht nur die Jugendlichen selbst, die eine Lehre als positiv und ,sexy' betrachten müssen, sondern auch deren Eltern, für die ein Facharbeiterabschluss als beste Möglichkeit für das eigenen Kind gelten muss."

Infoangebote nutzen

Doris Steiner vom AMS ermutigt alle Jugendlichen und Eltern, sich rechtzeitig beim AMS zu melden und sich über berufliche Möglichkeiten beraten zu lassen. Das AMS bietet außerdem kostenlose Interessenstests sowie einen guten Überblick über Ausbildungsmöglichkeiten, Jobchancen und Verdienstmöglichkeiten. Auch die Plattform "Mein Job Rohrbach" bietet zahlreiche Infos zu Lehrstellen, Betrieben und offenen Stellen im Bezirk. Klaus Grad von der WKO lädt außerdem ein, die Lehrlingsmesse "Lebe dein Talent" zu besuchen, die am 5. November von 15 bis 19 Uhr im Centro stattfindet.

Zahlen und Infos

Die Anzahl der heuer beim AMS Rohrbach gemeldeten offenen Lehrstellen hat sich gegenüber dem Vorjahr nur geringfügig verändert. Die Anzahl der Lehrstellen-Suchenden ist jedoch signifikant gesunken. Im April 2021 standen 239 offenen Lehrstellen 88 Lehrstellen-Suchende gegenüber. Im August gab es immer noch 188 offene Lehrstellen. 62 davon waren sofort verfügbar, 126 waren nach dem 31. August zu besetzen. Für alle diese Lehrstellen waren im August noch 41 Jugendliche vorgemerkt. Per September hat rund die Hälfte davon aber bereits eine Lehre begonnen.

Die meisten offenen Lehrstellen findet man im Bereich Fremdenverkehr (Köche, Gastronomiefachpersonal etc.). Gute Chancen auf eine Ausbildung gibt es auch im Bereich der Metall- und Elektroberufe sowie im Lebensmittel-Einzelhandel. Großer Bedarf herrscht zudem bei den Bauberufen und holzverarbeitenden Berufen. Es gibt jedoch z.Bsp. nur fünf offene Lehrstellen bei den Büroberufen und vier als Friseur/in.

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