Was uns die Fastenzeit bringt und warum Kochen dabei eine wichtige Rolle spielen kann

- ERzabt Korbinian Birnbacher, Vier-Hauben--Koch und Buchautor Rudi Obauer und Bezirksblätter-Chefredakteurin Stefanie Schenker
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Vier-Hauben-Koch Rudi Obauer und Erzabt Korbinian sind zu Gast bei Bezirksblätter nachgefragt
Mit Beginn der Fastenzeit schränken sich viele längst nicht mehr nur kulinarisch ein, sondern verzichten bewusst auf Plastik, Handy, Auto oder Stress. Manche setzen einen Punkt für einen Neuanfang und richten ihr Leben gänzlich neu aus. Warum die Fastenzeit für uns ein Gewinn sein kann, darüber sprechen Erzabt Korbinian Birnbacher und Spitzengastronom Rudi Obauer bei Bezirksblätter-Chefredakteurin Stefanie Schenker in Bezirksblätter nachgefragt auf RTS.
Rudi Obauer will uns mit seinem Buch zum Nachdenken bringen
Was es heißt, einen Neustart hinzulegen, das weiß Rudi Obauer aus eigener Erfahrung: Hektik und Dauerstress hatten ihm zugesetzt: "Das ist wie wenn du ein Auto mit Turbo hast und auf's Gas steigst, aber den Turbo nicht mehr spürst", beschreibt er. Mit dem Herzinfarkt kam dann auch der Punkt, an dem er sein Leben geändert hat, die Karte im Restaurant reduziert hat, sich "über Blödsinn nicht mehr aufregen" wollte. Und ein Buch geschrieben hat: "Ich koche, also bin ich", erschienen im Ecowin-Verlag. Damit will er die Menschen zum Nachdenken bringen, darüber wie frei sie sind – beim Denken, beim Entscheiden, was sie einkaufen oder eben beim Kochen. "Wie viele Menschen können heute noch kochen, aus Lebensmitteln etwas Genießbares machen? Wenn die Geschäfte zuhaben, haben viele scheinbar nichts mehr zu essen. Ich will, dass die Leute wieder zum Denken anfangen – und natürlich geht das bei mir über die Küche."
Fasten ist die Zeit der Unterbrechung
Wir seien oft derart im Alltagsgetriebe verfangen – und das könne selbst Mönchen und ihm als Erzabt so ergehen – dass wir verlernt haben, wahren Genuss und echte Freude zu empfinden, sagt Erzabt Korbinian. Motiviert durch immer neue berufliche Erfolge vergessen wir, auch einmal Pause zu machen. Und genau dabei könne uns die Fastenzeit helfen, denn sie sei eine Zeit der Unterbrechung. Gebet, Verzicht und Gute Werke – das sind die Säulen der Fastenzeit. Es gehe darum, sich mehr Zeit für Gott zu nehmen, sich auszurasten, den Blick für andere in seinem persönlichen Fall sind das die Bettler – zu schärfen und auch einmal alle vier gerade sein zu lassen.
Das Kochen als Mittel zum Herunterkommen
Und gerade um zu seiner Mitte zu finden, könne das Kochen eine Hilfe sein. Er selbst, so Erzabt Korbinien, sei eine "Glashauspflanze", habe im Internat immer alles essfertig serviert bekommen und erst später entdeckt, dass das Kochen eine ideale Möglichkeit sei, herunterzukommen. "Das beginnt bei der Auswahl der Produkte, idealerweise auf dem Markt, bei einem guten Fleisch, das seinen Preis haben muss." So wie Rudi Obauer in seinem Buch beschreibe, dass jahrtausendealtes Salz seinen Geschmack nicht verliere, habe auch unser Leben eine Würze, einen Geschmack. "Wenn es uns gelingt, uns dessen wieder bewusst zu werden, dieses Erbe zu schätzen, dann haben wir in der Fastenzeit schon viel gewonnen", so Erzabt Korbinian.
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