Kindergesundheit
Gesundheitliche Folgen von Kinderarmut in Österreich

Die Corona-Krise ist nicht nur eine Gesundheitskrise. Kinder aus niedrigen Schichten konnten sich nicht auf Unterstützung beim Lernen verlassen. | Foto: Symbolbild Pexels
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  • Die Corona-Krise ist nicht nur eine Gesundheitskrise. Kinder aus niedrigen Schichten konnten sich nicht auf Unterstützung beim Lernen verlassen.
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Jedes fünfte Kind in Salzburg von Kinderarmut betroffen. In der Corona-Krise hat sich dieses Problem zusätzlich verschärft. Kinder und Jugendliche haben unter dem ersten Lockdown gelitten. Auf sie hatte die Corona-Krise gesundheitliche und psychosoziale Auswirkungen. 

SALZBURG. Die Corona-Krise ist nicht nur eine Gesundheitskrise, sie ist auch eine Bildungskrise. Kinder aus einkommensschwachen Familien konnten seltener auf die Unterstützung ihrer Eltern im Home-Office zurückgreifen und fühlten sich durch das Leben auf engem Raum bedroht. Ein verringertes Bewegungsangebot und schlechtere Ernährung im Vergleich zu wohlhabenden Altersgenossen zeige auch eine wesentliche Beeinträchtigung der Gesundheit.

So würden nur vier von zehn Kindern aus sozialschwachen Familien frühstücken und sich gesund ernähren und allgemein auch weniger Sport treiben. Mit der Schließung von Parks und Spielplätzen fielen kostenfreie Bewegungsangebote im Lockdown weg. Deshalb sei es nicht verwunderlich, dass eine Umfrage der Universität Salzburg gezeigt habe das Kinder den Schulsport bräuchten und auch gerne machen. Jedes Dritte Kind gab an sich zu wünschen wieder in der Schule Sport treiben zu dürfen und sich allgemein wieder mehr zu bewegen.

Auch die Schließung von Vereinen und der wegfallende Schulsport hatten Einfluss auf das Bewegungsverhalten von Kindern und Jugendlichen. Mangelnde Bewegung hat aber nicht nur Einfluss auf die Gesundheit sondern auch auf Konzentration und Lernerfolg. Vielen Kindern fehlte in dieser Zeit auch der Kontakt zu Beratungsangeboten und Jugendzentren. Ihre Freiräume wurden eingeschränkt. 

Armutsgefährdete Kinder ernähren sich ungesünder

Zahlen einer durch die EU-SILC durchgeführten Ernährung seien zu dem Schluss gekommen, dass sich in Familien mit geringen Einkommen Eltern zugunsten der Kindesgesundheit einschränken würden. Denn trotz finanzieller Einbußen würden rund 94 Prozent der Kinder und Jugendlichen täglich Gemüse und Obst zu sich nehmen.

Unterschiede zeigen sich bei der Konsumation von Weißmehlprodukten. Hier ist der Anteil von Kindern in Armutsgefährdung höher als bei Wohlhabenden Familien. Bei Kindern aus wohlhabenden Familien zeige sich dagegen ein höherer Anteil an Vollkornprodukten. Auch das Risiko für Übergewicht ist für Kinder aus sozialschwachen Familien höher rund neun Prozent bei den Mädchen und rund zwölf Prozent bei Buben. Die Volkshilfe Österreich wünscht sich daher eine Einführung von kostenfreien gesundem Frühstück und Mittagessen.

Weniger Bewegung und Sport in sozialschwachen Familien

In Familien niedrigerer Schichten treiben Kinder weniger Sport als ihre Altgenossen. Mangelnde Bewegung könne aber Auswirkung auf Lernerfolg und Gesundheit haben. Unterschiede zeigen sich hier schon im Kleindkindalter. So würden Eltern mit geringerem Einkommen weniger stark auf Bewegungsangebote mit Baby und Kleinkind zurückgreifen als das bei wohlhabenden Eltern der Fall ist. Neun Prozent der österreichischen Haushalte wären außerdem nicht in der Lage sich Spiel- und Sportgeräte für Bewegung im Freien zu leisten.

Bereits im Kleinkindalter wird der Grundstein für ein gesundes Leben gelegt.  | Foto: Symbolbild Pexels
  • Bereits im Kleinkindalter wird der Grundstein für ein gesundes Leben gelegt.
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Bei Familien mit Mindestsicherung waren es sogar 12 Prozent.  Jeder Dritte in Österreich nimmt auch keine kostenpflichtigen Bewegungsangebote in Anspruch. 

Corona hatte Einfluss auf kindliche Psyche

Eine Online-Befragung der Medizinischen Fakultät der Ludwig Maximilian Universität in München zeigte auf, dass sich während der Corona-Krise ein Anstieg von Bulimie Symptomen um rund 50 Prozent verzeichnen ließ. In Österreich warnte die Kinder und Jugendpsychatrie am AKH in Wien davor, dass immer mehr Kinder begonnen hätten ihr Gewicht zu reduzieren. Als Grund gaben Kinder und Jugendliche an aufgrund der Belastung durch die Krise nicht Gewicht zulegen zu wollen.  Bei einigen Kindern und Jugendlichen dürfte das Wegfallen von regelmäßigen Mahlzeiten in der Schule  ebenfalls eine Rolle gespielt haben. 

Unter Volksschülern führte die Universität Salzburg eine weitere Umfrage zu den Auswirkungen der Pandemie auf die Psyche durch. Rund 531 Kinder nahmen an der Befragung Teil. Fast 80 Prozent der Befragten Kinder gaben dabei an, dass es ihnen schlechter ging als in der Präe-Pandemiesituation.

Jedes dritte Kind fühle sich wütend und jedes fünfte Kind habe sich einsam gefühlt. Jedes zweite Kind gab an, dass ihm die Situation Angst mache und es deshalb schlechter schlafen könne. Was die Befragung aber auch ergab ein Fünftel der Kinder zeigte sich allerdings erleichtert darüber, das Mobbingsituationen in der Klasse weggefallen seien. 

Volkshilfe fordert Einführung der Kindergrundsicherung

Aufgrund der fatalen Studienergebnisse fordert die Volkshilfe die Einführung der Kindergrundsicherung sowie kostenlosen Zugang zu psychosozialen Therapien und den Ausbau kostenloser Impfprogramme. 

Des Weiteren sieht die Volkshilfe die Einführung von flächendeckenden Ganztagsschulen als eine Möglichkeit den Kindern und Jugendlichen eine gesunde Mahlzeit zu ermöglichen. Sport und Bewegung sollen bereits im Kleinkindalter finanziell gefördert werden, um eine optimale frühkindliche Entwicklung zu garantieren. Wichtig sei auch eine Sensibilisierung in Richtung einer gesunden Ernährungsform. 

Als finanzielle Absicherung für einkommensschwache Familien wünscht sich die Volkshilfe auch eine Verlängerung der Familienbeihilfe bis zum 26. Lebensjahr, wenn sich das Kind in Ausbildung befindet. Eine erhöhte Mindestsicherung sei außerdem wichtig, um die Auswirkungen der Corona-Krise auf armutsgefährdete Familien zu reduzieren.

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