Porträt Svenja Tempich
Neue Werkstattleiterin im alten Landesarchiv
Falzbein, Skalpell und Spate – was ein bisschen aussieht wie beim Zahnarzt, das sind die Werkzeuge von Svenja Tempich. Unter ihrer Leitung werden alte und neue Stücke im Salzburger Landesarchiv professionell restauriert und eingelagert.
Den zweiten Teil des Porträts – über die Werkzeuge, Schäden und die Behandlung – findest du hier.
SALZBURG. Svenja Tempich schiebt zwei große weiße Holzplatten auf dem Tisch zur Seite und stellt sie auf den Boden. Die Platten sind beinahe halb so groß wie sie. Unter einer schützenden Folie kommt eine riesige alte Landkarte zum Vorschein.
Es ist eines ihrer Lieblingsstücke im Salzburger Landesarchiv, wie sie erzählt: "Diese Landkarte gefällt mir besonders gut, sie ist so detailreich. Die Karte lässt sich aufklappen und darunter ist die Karte des Stollens abgebildet."
1.200 Jahre Geschichte lagern im Archiv
Gleich zu Beginn des Treffens gibt es einen ausführlichen Rundgang durch die Werkstatt. Entspannt führt Tempich durch das Gebäude, das im Charme der 70er-Jahre erstrahlt.
Alte und neuere Salzburger Schätze werden hier aufbewahrt, wenn nötig repariert und gut geschützt eingelagert. Die Restaurierung der Objekte ist die Aufgabe von Tempich und ihrem Team. Die Geschichte des Archivs reicht bis zu 1.200 Jahre zurück.
Zugang zum Landesarchiv mit Anmeldung
Das Haus selbst erstreckt sich über fünf Stockwerke. Für Interessierte gibt es auch einen Zugang zum Archiv: "Dabei dürfen aber nicht mehr als fünf Personen gleichzeitig da sein. Das geht sich vom Aufwand her sonst einfach nicht aus." Pro Jahr gibt es dennoch um die 1.600 Archivbesucher, denen die Archivalien zur Verfügung gestellt werden. Nur mit vorheriger Anmeldung versteht sich.
Tempich mag die Herausforderungen
Ein altes Buch, schon halb in sich zusammengefallen, liegt vor Tempich. Es ist das Buch des "Domkapitels". Es zerbröselt regelrecht in Tempichs Fingern. "Wir können natürlich nur retten, was da ist. Einen Informationsverlust können wir nicht wiederherstellen."
Sie mag die Herausforderung, die verschiedene Objekte mit sich bringen. "Vor dem ‚Schimmel-Buch’ habe ich aber ganz großen Respekt." Jeder Schritt muss gut dokumentiert werden – eine Kamera liegt griffbereit.
Lieber mit den Händen arbeiten
Mit den Händen arbeiten, das wollte die gebürtige Hessin schon immer: "So ein Bürojob kam für mich nicht infrage." Dennoch hat sie als Leiterin mit sechs Angestellten auch einige administrative Aufgaben.
Die leitende Stelle sieht sie als große Verantwortung. "Ich plane und strukturiere sehr gerne. Diese Eigenschaften helfen mir in dieser Position sehr gut." Während des Rundganges kommt ein Kollege herein und gratuliert Tempich nachträglich zum 28. Geburtstag. Verlegen, aber herzlich bedankt sie sich.
Sehnsucht Stadt Salzburg bereits als Kind
Schon als Kind sagte Tempich, die inzwischen in Taxach heimisch geworden ist: "Wenn ich mal groß bin, dann möchte ich in Salzburg leben und arbeiten." Dabei kannte sie die Stadt Salzburg nur aus Erzählungen von Familie und Verwandten. Inzwischen bekommt sie deshalb auch recht häufig Besuch.
"Dafür, dass ich erst seit April da bin, waren schon meine beiden Großeltern, Geschwister und Freunde da. Das ist mehr Besuch als ich so in Köln bekam", Tempich lacht herzhaft.
Ausbildung und Berufserfahrungen in Deutschland
An der Technischen Hochschule in Köln hat Tempich ihren Master am Institut für Restaurierungs- und Konservierungswissenschaft abgeschlossen. Schon während des Studiums war sie selbstständig mit der Restaurierung tätig.
Bevor sie nach Salzburg kam hat sie am "Museum Ludwig Köln" – Museum für moderne und zeitgenössische Kunst – gearbeitet. Ihren Umzug in eine fremde Stadt sieht sie entspannt: "Solange man noch jung und ungebunden ist, ist so etwas leichter möglich."
"Hier ist etwas abgerissen, da gehört etwas gemacht"
Was die riesige Landkarte genau darstellt? Tempich überlegt kurz und muss schmunzeln. Sie beugt sich über den großen Tisch, mit der Karte und erklärt: "Oft liegt meine Aufmerksamkeit gar nicht so sehr auf dem Objekt, das ich vor mir habe. Ich sehe sofort, hier ist etwa abgerissen, da gehört etwas gemacht. Mein Fokus liegt immer mehr auf den Schäden und wie man sie behandeln kann." So bleibt Tempich in ihrem Element und man weiß, dass die verbliebenen Salzburger Schätze im Archiv bei ihr in guten Händen sind.
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